EINS
Als ich am nächsten Morgen total verkatert aufwache denke ich an den gestrigen Tag zurück. Meine beste Freundin ist nun meine Schwägerin und sonnt sich bestimmt heute unter der Sonne auf den Malediven.
Ich habe keine Lust heute in die Klinik zu fahren. Allerdings habe ich heute Dienst. Manchmal könnte ich dieses praktische Jahr wirklich verfluchen. Aber nur manchmal. So wie heute. Arthur und ich werden uns mit absoluter Sicherheit mehrmals über den Weg laufen.
Ich beschließe dennoch aufzustehen und begebe mich in meine Badezimmer.
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Als ich mein Smartphone vom Ladekabel entferne sehe ich, dass meine beste Freundin ein Bild gesendet hat. Sandstrand, blaues Wasser.
- Bist du verrückt mir so ein Bild zu schicken? Sabber. Gib meinem Bruder eine Umarmung. Genieße deine Flitterwochen und mache viele Bilder!!!! Ich muss jetzt arbeiten. Hab dich lieb.-
Nachdem die Nachricht geschickt ist, ziehe ich mich an und verlasse die Wohnung. Warm ist was anderes. Ich hätte wohl doch noch meine Lederjacke anziehen sollen. So laufe ich nur mit einem Sweater und schwarzer Hose und Nikes durch die Straßen.
In der einen Hand mein Smartphone und in der anderen mein überlebenswichtiger Kaffee. Ich muss mich von Arthur fern halten. Er tut mir nicht gut. Leichter gesagt als getan. Wie soll ich den Mann vergessen, der mir seit Monaten nicht mehr aus dem Kopf geht und dazu auch noch verdammt gut aussieht? Das Problem ist nur, dass ich mir bei ihm keinerlei Hoffnungen machen brauch. Gestern hat er uns allen seine Freundin präsentiert. Svenja. Eine deutsche Neurologin. Joshua hat erzählt, dass sich die beiden schon seit Jahren kennen. Scheinbar waren sie in der High School ein Paar.
Wieso muss er ausgerechnet der beste Freund meines Bruders sein?
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„Ach wie schön, das du auch endlich da bist King. Ich dachte schon ich müsste heute jemand anderes beleidigen." höre ich Arthurs Stimme als ich die Neurologie betrete. „Arthur lass es doch einfach, okay? Ich kann das echt nicht gebrauchen. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich mich jetzt gerne um die Patienten kümmern," sage ich schon genervt. „Das trifft sich gut. Ich habe mit deinem Professor telefoniert. Wie du ja weißt bin ich der Oberarzt auf der Neurologie. Ich habe ein neues Forschungsprojekt und er meinte das wäre eine super Gelegenheit für dich. Du wirst also ab sofort mit mir arbeiten. Super oder?" fragt er grinsend und geht weg. Was ein Idiot. Wie kann er einfach so weiter machen? Das könnte daran liegen, dass er einfach nur seinen Spaß mit dir hatte.- Habe ich schon erwähnt das ich meine innere Stimme nicht leiden kann? „Jetzt warte mal. Was heißt das jetzt für mich?" frage ich und renne ihm nach.
„Das heißt, dass du dir ein paar Gedanken über die Patienten machen und mir dann ein paar Therapievorschläge machen wirst. Neben bei bist du natürlich weiterhin auf der Station tätig. Wir wollen ja nicht die anderen Patienten vernachlässigen." sagt er arrogant grinsend.
Na super. Doppelte Arbeite. Ich wette, dass ist die pure Genugtuung für ihn. Er lässt total den Chef raus hängen.
Ich folge ihm in eines der Patientenzimmer und sehe mir sofort die Akte an. Eine 16 jährige Junge Frau mit Anorexia nervosa. Als ich meinen Blick zum Bett wende, sehe ich eine vollkommen abgemagerte junge Frau. „Deine Patientin," flüstert mir Arthur zu ehe er den Raum verlässt.
Anorexia nervosa, oder auch Magersucht genannt, ist eine psychische Störung. Eine seelisch bedingte Essstörung. „Du bist Lola, richtig?" frage ich und setze mich zu ihr. Sie sieht sehr verängstigt aus. Man kann durch ihre Kleidung die Knochen sehen. „Ja, das bin ich," antwortet sie und zieht ihre Beine an die Brust. Sie ist nervös. Ganz klar. „Ich bin Sophia. Ich würde gerne ein bisschen mit dir reden," sage ich vorsichtig und warte auf eine Reaktion ihrerseits. „Was wollen sie denn wissen? Ich bin dick aber meine Mom hat mich einweisen lassen. Sie meint ich würde mich selber umbringen wenn ich so weiter mache," sagt sie und wischt ihre Tränen weg. Das wird eine harte Nuss.
„Zu erst einmal, kannst du mich ruhig duzen. Vielleicht sagst du mir zum Einstieg erst einmal, wieso du dich zu dick findest," fordere ich sie auf. „Guck mich doch an. Überall Fett. In der Schule reden alle über mich. Jungs lachen mich aus. Keiner findet mich hübsch. Ich muss unbedingt abnehmen," sagt sie verzweifelt. „Kann es sein, dass du in einen Jungen verliebt bist?" frage ich vorsichtig. „Aber wer will mich denn schon," sagt sie nachdem sie kurz genickt hat. „Pass auf. Ich komme in einer Stunde zurück und dann machen wir beide etwas. Bis dahin versuchst du diesen hier zu essen," befehle ich ihr und strecke ihr meinen Apfel hin. „Lola, ein Apfel ist gesund," sage ich nachdem sie keinerlei Reaktionen gezeigt hat.
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„Und? Denkst du das du es schaffst mit ihr zu arbeiten? Lola ist wirklich kein leichter Fall." meint Arthur als ich ins Dienstzimmer komme. „Ich denke mal das ist groß genug bin. Wenn nicht kann ich mich ja an meinen Oberarzt wenden," sage ich und suche meine Sachen zusammen. „Was hast du vor?" fragt er kritisch und sieht mir über die Schultern. Er ist viel zu nah. Viel zu nah.
„Ich mache mit ihr jetzt ein Körperbild. Ihr habt ja bisher nur eure Tests gemacht." antworte ich.
„Und was genau glaubst du wird das bringen?" fragt er weiter. „Mensch Arthur. Kannst du auch was anderes als mich nerven? Lass mich meine Arbeit machen zu der du mich verdonnert hast und gut ist. Ich will einfach nur wissen, wie sie sich selber sieht. Sonst brauche ich doch gar nicht mit ihr arbeiten."
„Ist ja schon gut King. Kein Grund sauer zu werden," meint er grinsend. „Gut, dann ist ja alles geklärt und ich kann meine Arbeit beginnen. Wenn du mich also entschuldigst." Ich verlasse mit meinen Unterlagen das Büro.
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„Sehr gut. Du hast ihn gegessen. Ich gehe jetzt einfach mal nicht davon aus, dass du ihn nicht weg geschmissen oder irgendwo versteckt hast." sage ich und setze mich erneut auf das Bett. „Willst du nicht nachsehen?" fragt sie erstaunt. „Wieso sollte ich? Ich vertraue dir." antworte und bin stolz auf mich selber. Wenn ich eins im Studium gelernt habe, ist es das man den Patienten immer vertrauen entgegen bringen sollte. Egal welche Störung beziehungsweise Erkrankung vorliegt.
„Wir zwei werden jetzt ein Körperchema machen. Du malst dich wie du dich siehst und ich male dich wie ich dich sehe," erkläre ich und gebe ihr ein Blatt.
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Und immer wieder er! #Wattys2016
Ficção AdolescenteSophia, eine 24 jährige Studentin auf der großen Suche nach der Liebe. Wird sie Sie finden oder ist sie vielleicht schon ganz in der Nähe ? Begleitet Sophia auf ihrer Reise und seht selbst. 2. Teil von und immer wieder du! Cover: dqrkblue