ACHT
„Hey, Soph. Alles gut bei dir?", höre ich meinen Bruder fragen, welcher seine Hand auf meinen Arm gelegt hat.
„Wie bitte? Ja alles okay. Mich nimmt das nur alles etwas mit", gestehe ich und setze mich auf einen der Stühle im Flur.
„Wenn du magst kannst du nach Hause gehen. Das war alles etwas viel", bietet mir Arthur an, doch das werde ich nicht machen. Ich kann mich davon nicht unterkriegen lassen.
„Nein. Ich habe schließlich auch noch andere Patienten", wiegle ich ab und gehe in das Dienstzimmer um meinen Kittel anzuziehen.
„Du hast aber schon gehört was dir Arthur angeboten hat, oder?" fragt Joshua, welcher mir ins Dienstzimmer gefolgt ist.
„Ja habe ich, aber du hast wahrscheinlich auch gehört was ich gesagt habe. Ich muss mich noch um andere kümmern. Außerdem würde es nichts bringen, wenn ich jetzt nach Hause gehen würde. Da würde ich nur wieder über meine Prüfung grübeln. Da bleibe ich lieber hier", antworte ich und sehe meinen Bruder lächelnd an.
„Ich will nur, dass du das alles nicht so an dich heran lässt. Das ist in unserem Beruf so wichtig. Was hier in der Klinik passiert, muss auch hier bleiben. Sonst bist du in einem Jahr dein eigener Patient. Ich weiß, das ist so leicht zu sagen. Aber es ist wirklich so", rät er mir ehe er mich wieder alleine lässt.
Ich weiß ja das er Recht hat, aber das ist leichter gesagt als getan. Man baut doch immer eine Art Beziehung zu seinem Patienten auf.
Ich atme tief ein und mache mich auf den Weg zu meinen anderen Patienten.
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„Störe ich dich?", fragt Sam als diese überraschend vor meiner Wohnungstür steht. „Du störst doch nie", sage ich wahrheitsgemäß und lasse meine beste Freundin in die Wohnung.
„Josh hat mir von deiner Patientin erzählt. Wie geht's dir?", fragt sie und sieht mich neugierig an.
„Ich versuche das alles nicht zu sehr an mich heran zu lassen. Allerdings will das nicht so ganz klappen. Entweder ich denke an sie oder ich muss an meine Prüfung denken", gestehe ich und fahre mit meiner Hand über mein Gesicht. „Das glaube ich dir, wenn du magst kann ich dich abfragen. Dein Bruder hat sich jedenfalls bei seiner Prüfung nicht beschwert", bietet mir Sam kichernd an.
Sie schwebt ganz eindeutig auf Wolke sieben. Aber ich gönne es ihr vom ganzen Herzen.
„Wenn du Zeit hast, nehme ich dein Angebot sehr gerne an. Josh hat genug in der Klinik zu tun und Arthur möchte ich nicht unbedingt fragen."
„Das verstehe ich. Wie gesagt, ich habe zwar nicht wirklich Ahnung von was da die Rede sein wird, aber ich frage dich sehr gerne ab. Ich will ja nicht, dass meine beste Freundin durch ihre wichtige Prüfung fällt", meint sie lächelnd und fährt mir über die Schulter.
„Aber jetzt mal ehrlich, du bist doch nicht hier, weil du mir deine Hilfe anbieten wolltest", meine ich und sehe Sam fragend an.
„Nein. Du hast Recht. Ich hatte vorhin einen Termin bei meiner Frauenärztin und ich wollte dir dein Patenkind mal zeigen. Also eigentlich sieht man ja nicht viel aber-". „Zeig schon das Bild", sage ich aufgeregt und zappele wie eine Wilde auf dem Sofa umher.
Sam zieht ein kleines Stück Papier aus ihrer Tasche und legt es mir in die Hände.
„Wahnsinn. Man erkennt zwar wirklich nicht etwas, aber ich finde es einfach so süß, dass du ein kleines Baby in dir trägst. Das ist irgendwie immer noch so unbegreiflich, dass meine beste Freundin und mein Bruder ein Kind bekommen", sage ich gerührt und muss ein paar Tränen verdrücken.
„Hey, eigentlich bin ich doch jetzt hier die mit den Gefühlsausbrüchen", kichert Sam strahlend.
„Ich freue mich so für dich, für euch. Ihr werdet ganz bestimmt wundervolle Eltern", sage ich und merke, dass ich nicht länger gegen meine Tränen ankommen kann.
Es war alles etwas viel in der letzten Zeit.
„Hey Süße, komm her. Weißt du was wir jetzt machen?", fragt Sam und streicht mir über den Rücken. Ich schüttele den Kopf und sehe sie fragend an.
„Wir machen uns jetzt einen gemütlichen Mädelsabend. Ich gehe Eis kaufen und du suchst schon einmal ein paar Filme raus", gibt sie vor und verschwindet schon durch die Tür.
Auf meine beste Freundin ist einfach verlass.
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Als ich am nächsten Morgen ins Krankenhaus komme, stehen Arthur und Joshua vor Lolas Zimmertür stehen.
„Guten Morgen", sage ich zu den beiden und gucke sie irritiert an. „Lola hat heute Nacht einen Anfall, wir haben ein MRT gemacht und etwas gefunden, was nicht so erfreulich zu sein scheint", erklärt mein Bruder. Von Sam weiß ich, dass er Nachtschicht hatte.
„Na sag schon, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen", fordere ich von den beiden.
„Sophia, wir haben bei Lola Morbus Hippel- Lindau festgestellt. Bei ihr drückt der Tumor auf die Netzhaut." erklärt mir Arthur mit kritischem Blick.
„Moment. In der Akte ist vermerkt, dass keine Erbkrankheiten bekannt sind. Morbus Hippel- Lindau muss doch mindestens bei einem der Angehörigen auch bekannt sein", meine ich und sehe von Arthur zu meinem Bruder.
„Mein Vater hatte es", höre ich eine weibliche Stimme sagen. Als ich mich umdrehe sehe Lolas Mom mit Tränen in den Augen vor uns stehen.
„Wie schlimm ist es?", möchte sie wissen.
„Der Tumor sitzt an der Netzhaut. Wir können zwar operieren und das Gewebe entfernen, allerdings besteht immer die Gefahr das etwas verletzt wird. Wir können also nicht mit absoluter Sicherheit sagen, ob Ihre Tochter nach dem Eingriff ihre Sehkraft behalten wird. Wir warten bis Lola erwacht ist und werden sie in die Entscheidung mit einbinden", sagt Joshua routiniert und nimmt Lolas Mom mit in sein Büro, während Arthur und ich zurück bleiben.
„Schöner Mist".
„Das kannst du laut sagen", stimmt mir Arthur zu.
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Und immer wieder er! #Wattys2016
Genç KurguSophia, eine 24 jährige Studentin auf der großen Suche nach der Liebe. Wird sie Sie finden oder ist sie vielleicht schon ganz in der Nähe ? Begleitet Sophia auf ihrer Reise und seht selbst. 2. Teil von und immer wieder du! Cover: dqrkblue