NEUNZEHN

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NEUNZEHN

Das Zwitschern der Vögel weckt mich. Ich liege eng umschlungen neben Ron, mein Kopf auf seiner Brust. Das Haus seiner Familie ist der absolute Wahnsinn. Alles ist so schön groß und modern eingerichtet.

„Guten Morgen", raunt mir Ron ins Ohr und verpasst mir so gleich eine Gänsehaut. „Guten Morgen", erwidere ich und sehe ihn grinsend an. „Hast du gut geschlafen?", erkundigt er sich und gibt mir einen Kuss auf den Scheitel. „Schon lang nicht mehr so gut wie heute", gestehe ich und verbinde unsere Lippen. Es ist einfach richtig mit ihm. „Hast du Lust an den Strand zu gehen?" fragt Ron leise. „Sehr gerne", ich war schon lange nicht mehr am Meer.

„Heute Abend lade ich dich zum Essen ein. Gestern haben wir es ja nicht mehr geschafft", meint mein Freund grinsend und zieht mich fester an sich. Gut, da hat er natürlich Recht. Wir waren gestern, als wir angekommen sind, mit ganz anderen Dingen beschäftigt. „Das klingt hervorragend. Aber das gestern Abend war auch nicht schlecht", gebe ich kichernd von mir. „Ach, auch nicht schlecht? Soll ich dir nochmal zeigen, dass es nicht schlecht war?", fragt er grinsend und dreht mich auf den Rücken. „Ein Angebot, welches ich nicht ablehnen kann", und schon liegen unsere Lippen wieder aufeinander.

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„Wollen wir los?", frage ich meinen Freund, als wir mit dem Frühstück fertig sind. „Sehr gern", er nimmt meine Hand in seine und verschränkt unsere Finger miteinander. „Es ist wirklich traumhaft hier. Danke, dass du mich mit hier hingenommen hast", ich lächle ihn liebevoll an. „Ich würde mit niemandem lieber hier sein". Ich kann nicht anders und lege meine Lippen auf seine. Ich sage ja, wir benehmen uns wie zwei frisch verliebte Teenager. In gewisser Weise stimmt es ja auch. Ich schwebe auf meiner rosa Wolke.

„Ich war früher oft hier. Man kann hier so gut abspannen".

„Ja das glaube ich. Wir sind im totalen Paradies".

„Hilfe, wir brauchen einen Arzt", höre ich jemandem am Strand schreien. Ohne nachzudenken lasse ich meine Schuhe fallen und renne los.

„Ich bin Ärztin, was ist passiert?", frage ich als ich das Kind vor mir liegen sehe. „Ich weiß es nicht, ich war mit meinem Hund spazieren und da habe ich sie im Wasser treiben sehen. Sie ist aber nicht ansprechbar", erklärt mir der Mann. „Gut, dass Sie sie aus dem Wasser geholt haben. Sie hat wahrscheinlich viel Wasser verschluckt. Rufen Sie bitte den Krankenwagen", fordere ich den Mann auf und fange mit der Reanimation an. Zum Glück reagiert das Mädchen auf meine Aktion und spuckt schon einen Teil des Wassers wieder aus.

„Ganz ruhig liegen bleiben. Der Krankenwagen ist unterwegs.", versuche ich die Kleine zu beruhigen.

Als der Notarzt kommt, bin ich wirklich überrascht, wie schnell die Rettungskräfte hier sind.

„Gut, dass Sie so schnell reagiert haben. Wir bringen sie ins Krankenhaus. Sie haben ihr das Leben gerettet.", meint der Notarzt, nachdem ich ihm die Sachlage erklärt habe.

„Wahnsinn wie schnell du reagiert hast. Alles gut bei dir?", fragt Ron welcher mich jetzt in seine Arme schließt. „Ja, alles gut", antworte ich und schmiege mich an ihn. „Das war die Tochter einer bekannten Sängerin. Ich glaube sie heißt Lorena Jen. Also die Mutter", meint Ron und sieht dem Rettungsteam zu.

„Muss man die kennen?", frage ich wobei das bei mir auch keine Rolle spielt. Ich kenne kaum Musiker mit Namen.

„Ich glaube, ich würde jetzt erst einmal zurück ins Haus wollen", eröffne ich ihm und ziehe meine Flip Flops an. „Das machen wir", stimmt er zu und schlingt seinen Arm um meine Schulter.

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Als wir Sonntagabend nach New York zurückkommen , warten Sam und Joshua schon vor meiner Tür. „Was macht ihr denn hier?", frage ich und umarme die beiden. „Wir haben auf dich gewartet. Ich habe heute Morgen einen Anruf erhalten. Unsere Klinik hat eine Spende in einem sehr hohen Betrag von einer gewissen Lorena Jen erhalten. Du hättest ihre Tochter vor dem Ertrinken gerettet", meint Josh und sieht ich fragend an. „Ja... das stimmt. Aber wieso hat sie jetzt was gespendet?"

„Wir haben ein Fax bekommen in dem steht, dass sie sich dadurch bei dir bedanken möchte. Na ja und ich wollte jetzt mit dir sprechen und überlegen, was wir mit dem Geld jetzt machen", erklärt mein Bruder und sieht immer wieder zu Ron. Richtig, er weiß ja noch gar nicht von uns. „Ach Josh... das ist übrigens Ron. Mein Freund", die beiden kennen sich ja schon von Sams Geburtstag.

„Hallo. Freut mich. Können wir vielleicht in deine Wohnung gehen? Ich denke, wir sollten das nicht hier im Flur besprechen.", meint mein Bruder und hat vollkommen Recht. „Macht ihr das. Ron und ich haben auch noch was zu besprechen", eröffnet Sam und zieht meinen Freund zu dessen Wohnung.

„Ich wusste gar nicht, dass du einen Freund hast", eröffnet mir Josh und sieht mich etwas enttäuscht aus.

„Es ist auch noch ganz frisch, Josh. Ich wollte es dir heute Abend sagen, wirklich". „Gut, wir sind ja jetzt auch wegen des Geldes hier. Ich habe mir schon ein paar Gedanken gemacht. Was hältst du davon, wenn wir von diesem, nicht gerade wenigen Geld, eine Stiftung für Kinder mit psychischen Erkrankungen gründen?", fragt er und sieht mich neugierig an. Ich bin im ersten Moment sprachlos. „Du willst eine Stiftung gründen?" frage ich mit großen Augen. Ich merke schon wie mir die Tränen in die Augen schießen. „Ja, ich habe neulich mit Lolas Mom telefoniert. Sie hatte diese Idee und hat gefragt, ob wir ihr helfen könnten. Die eine Hälfte des Geldes würde dann in die Stiftung fließen und den Rest könnten wir anderweitig nutzen", schlägt er vor. „Du meinst das also wirklich ernst." „Es gibt sogar schon einen Namen. »Lolas Herz«."

Jetzt kann ich meine Tränen erst Recht nicht mehr zurückhalten.

„Josh? Durch diesen Vorfall am Strand gestern, ist mir klar geworden, dass ich doch nicht aufhören kann. Schließlich habe ich Medizin studiert um Menschen zu helfen. Ja ich weiß, dass du mir das die gesamte Zeit gesagt hast, aber ich war so verletzt und enttäuscht von mir selber, dass ich das gar nicht mehr gewusst habe. Also, kannst du mich noch als Ärztin gebrauchen? Ich habe mich aber entschieden den Fachbereich zu wechseln", eröffne ich ihm. „Das sind super Nachrichten, Sophia. Und von mir aus kannst du deinen Facharzt in jedem Bereich machen. Hauptsache du bist glücklich". Joshua sieht wirklich erleichtert aus.

„Na ja, ich bleibe schon in der Richtung. Allerdings gehe ich in die Neurochirurgie. So habe ich trotzdem noch in dem Bereich zu tun, kann aber auch operieren. Und ich gewinne eine Art Distanz". „Sophia, ich bin wirklich stolz auf dich".

Und immer wieder er! #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt