7. Kapitel

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Es ist mitten in der Nacht vom 1. auf den 2. April.

Im Zimmer ist es still und nur der leichte Wind von draußen rüttelt an der Balkontür.

Dunkelheit erfüllt den Raum. Blinzelnd kämpft der schläfrige Frans dagegen an und öffnet mühsam die Augen.

Er findet sich auf seinem Bett im Hotelzimmer wieder. Alle viere von sich gestreckt und von einer dünnen Decke überdeckt.

Seine Mütze liegt sorgfältig gefaltet auf seinem Nachttisch direkt neben einem Weinglas.

Er zieht scharf Luft ein. Ihm fällt nun alles wieder ein. Wie er direkt nach seiner Ankunft vom Willkommenswein probieren wollte und es dann irgendwie die ganze Flasche wurde.

Danach sind die Erinnerungen nur noch verschwommen. Was denken jetzt wohl die anderen von ihm?

Als er sich aufrichen will, fängt sein Kopf an zu dröhnen.

Mit verzerrtem Gesicht legt er die Hände gegen die Schläfen und lässt sich wieder zurück aufs Bett fallen.

Grübelnd starrt er an die Decke.
Mit müden Händen reibt er sich über die Augen.

Es ist fast unmöglich jetzt wieder einzuschlafen, nachdem er vermutlich den ganzen Tag über gepennt hat.

Schwungvoll rollt er sich zur Seite, fängt sich aber noch rechtzeitig ab, bevor er vom Bett fallen kann.

Mühsam stemmt er sich mit beiden Händen nach oben und macht sich auf den Weg in Richtung Küche.

"Guten Morgen!" Murmelt er.

Schlurfend öffnet er einen der Küchenschränke. Da fällt ihm auf, dass er allein im Zimmer ist.

"Oh!" Sagt er zu sich selbst und fährt durch sein braunes Haar.

Badauerlicherweise sind die Schränke alle leer. Nur im Kühlschrank stehen einige Getränke.

Mit der Cola und einem Glas als Beute schleppt er sich nach draußen auf den Balkon.
Beides stellt er auf dem dortigen Tisch ab und lässt sich auf den Stuhl daneben fallen.

Ruhig atmet er die frische Nachtluft tief in die Lungen ein.
Das Wetter erinnert ihn an die vielen schlaflosen Nächte, die er in Schweden gehabt hat.

Damals hat er sich immer auf die Terrasse ihres kleinen Hauses gesetzt, wenn er nachts nicht schlafen konnte.
Mit dem Unterschied, dass sie in Schweden auf dem Land wohnen und hier in Riga mitten in der Stadt sind.

Die Autoabgase mischen sich in die Luft und auch durch die Autos, die die Stadt noch immer durchfahren, ist das hier lange kein Vergleich mit seiner Heimat.

Mit einem Zug trinkt er das ganze Glas Cola leer. Das süße Getränk zieht seine müden Mundwinkel etwas in die Höhe und seine Grübchen kommen zum Vorschein.

Seufzend zieht er einen anderen Stuhl zu sich und legt die müden Füße darauf. Er hat garnicht mitbekommen, dass er die dicken Wollsocken anhat.
Belustigt wackelt er mit den Zehen. Auch wenn es durchaus kalt ist, scheinen sie noch nicht eingefroren zu sein.

Frans rümpft die Nase. Wenn seine kleine Schwester jetzt hier wäre, würde er sie auf den Schoß nehmen und sie würde von ihren vielen Abenteuern, die sie draußen erlebt hat, erzählen.

Er ist eher der entspannte Typ. Bleibt oft im Haus, oder unternimmt Waldwanderungen mit Freunden. Einmal haben sie sogar drei Tage an irgendeinem See gezeltet, ohne dass seine Eltern davon wussten.

Unwillkürlich muss er daran zurückdenken. Wie in einem Traum tauchen diese Erlebnisse vor seinem inneren Auge auf.

Schmunzelnd gibt er sich ihnen hin und schließt unbemerkt die Augen.

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