18. Kapitel

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Es ist sechs Uhr morgens mitten am Wochenende. Aber dennoch hat er keine Zeit zum Schlafen.

Prüfend sieht Sergey Lazarev in sein Spiegelbild und zieht seine Krawatte zurecht.

"Kommen Sie? Wir warten bereits!" Es ist der Fahrer seines Wagens. Er hat es anscheinend sehr eilig.

"Ich bin sofort da!" Schnell schnappt er sich sein Jackett und steckt das Handy in die Hosentasche.

Eilig stürmt er die Treppen hinunter.

Als er das Haus verlässt, hält ihm sein ungeduldiger Fahrer die Tür auf. "Na endlich!" Sergey steigt ein und er schmeißt die Tür kraftvoll hinter ihm zu.

Schon geht die stressige Fahrt los.
Am Tag zuvor war Sergey nur bei Treffen, speziellen Terminen und hat anschließend sogar noch ein Konzert bis tief in die Nacht gegeben.

Die Aufputschmittel vom Morgen liegen ihm noch immer im Wagen. Außerdem wirken sie zu seiner Unzufriedenheit nicht so wie sie sollten.

Sein Kopf wird immer schwerer. Ständig muss er sich davon abhalten einzuschlafen oder die Kontrolle über seinen Kopf zu verlieren.

Vor ihm liegt eine zweistündige Fahrt nach Moskau, also wird es wohl nicht weiter stören, wenn er kurz die Augen schließt. Denkt er.

Es reicht, dass er für einen Moment die Kontrolle verliert und schon sinkt der Kopf auf seine Brust und er fängt an regelmäßig und tief zu atmen.

Er befindet sich in einem tiefen dunklen Schlaf, aus dem er von alleine wohl nicht mehr aufwacht.

Doch der Schlaf ist viel zu schnell vorbei. Denn die Aufputschmittel zeigen nun ihre Wirkung. Nach knapp einer Stunde ist er hellwach. Doch die Ringe unter seinen Augen bleiben.

Lautes Autogehupen ist zu hören. Die Autos ringsherum werden langsamer und auch sein Fahrer tritt auf die Bremse. Er flucht.

Verzweifelt drückt Sergey seinen Kopf gegen die kühle Fensterscheibe. Jetzt stecken sie auch noch im Stau.

Es ist verdammt warm in diesem Auto. "Entschuldigen Sie! Können sie vielleicht die Lüftung anmachen? Es ist sehr stickig hier!" Wendet er sich an den Fahrer.

"Die Lüftung lässt sich erst ab einer bestimmten Temperatur anschalten!" Wiederspricht der Fahrer. "Außerdem ist es ganz und garnicht warm!" 

Das sind dann wohl die Nebenwirkungen dieser schrecklichen Aufputschmittel. Wie sehr er sie hasst. Aber heute geht es nicht anders.

Mit rotem Kopf lockert Sergey seine Krawatte. Dann zieht er sich das Jackett aus.
Prüfend wird er dabei von dem Fahrer durch den Rückspiegel beobachtet.

Immer noch fühlt er sich, als sei er irgendwo, wo es warm ist. Zum Beispiel in Spanien. 

"Entschuldigung!" Sergey räuspert sich. "Wo genau fahren wir nochmal hin?"

"Zu einem Essen mit einer der größten russischen Plattenfirmen. Ich hoffe das haben Sie nicht vergessen!"

"Oh!" Erneut lässt er den Kopf gegen das Fenster sinken. Die tiefen und langen Atemzüge, die er aufnimmt, bringen ihm seine gesunde Hautfarbe langsam wieder ins Gesicht zurück.

Eine weitere Stunde vergeht im Stau. Und dann noch eine, bis sie endlich in Moskau ankommen. Nun ist es neun Uhr.

Ihm wird die Tür von einem fein gekleideten Mann aufgehalten.
"Wo bleiben sie denn?" Fragt dieser vorwurfsvoll. "Sie werden bereits erwartet."

Er legt eine Hand auf Sergey's Rücken und führt ihn zu dem großen Gebäude, was sich vor ihnen erstreckt.

Verfolgt von manchen Reportern oder Fotografen kommen sie schließlich drinnen an.

ESC 2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt