× 2 ❀ »Zu mir.«

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Mit gerunzelter Stirn folgte ich seinem Zeigefinger, sah in den Sternenhimmel und zurück zu dem Jungen. Stur hielt dieser weiter seinen Arm Richtung Himmel gestreckt, den Finger gerade gestreckt nach oben deutend.

„Uhm", unsicher räusperte ich mich. Wollte der mich auf den Arm nehmen?
„Ich glaube, ich verstehe nicht ganz."

„Was ist daran nicht zu verstehen?", der Junge sah plötzlich skeptisch aus. „Du hast mich doch gefragt, ob du mich irgendwohin bringen kannst. Nach Hause. So einfach."

Erstaunt riss ich die Augen auf. Anscheinend hatte ich den Jungen unterschätzt. Zumindest was sein Vokabular anging. Aber verstehen tat ich ihn trotzdem nicht.

„Ja schon, aber wo ist dein Zuhause? Welche Adresse? Ist es hier in der Nähe?"

„Hier in der Nähe wohl kaum", der Junge seufzte und trat näher. Seinen Blick hatte er von mir abgewandt und begutachtete stattdessen mein Motorrad.
„Wenn ich mir das so näher ansehe, glaube ich nicht, dass dieses Gerät dazu fähig ist, mich nach Hause zu bringen. Schrott. Die Erde ist schon echt äzend und alles hier ist so nutzlos."

„Hey, ich habe lange darauf gespart!", entgegnete ich prompt.

„Rausgeworfenes Geld. Gegen mein Schiff kommt das Teil nicht an", der Junge sah wieder zu mir hinauf.
„Naja, kam. Aber es musste ja leider kaputt gehen. Blöde beschleunigende Erdanziehungskraft. Einfach alles an der Erde ist blöd."

„Dein Schiff? Was faselst du denn da?", verwirrt legte ich, wie immer, meinen Kopf schief.
„Für was hälst du dich? Ein Alien vom Mars?"

„Du bist hier das Alien, Erdling. Oder Mensch, mir doch egal", der Junge lachte. „Und nein, ich komme nicht vom Mars. Viel zu trocken. Und die Hitze ist nicht gut für meine empfindliche Haut. Ich bin V, aus dem BigH System, Planet i-t. Aber das sagt dir natürlich nichts."

„Bitte was."

„Hab' ich es mir doch gedacht", triumphierend grinste der Junge.

Jetzt war er vollkommen übergeschnappt. Keine Droge hätte solche Auswirkungen, der Typ war einfach eindeutig wahnsinnig. Als ob ich ihm so einen Schwachsinn glauben würde!

„Alles klar, V. War nett, dich kennen zu lernen. Viel Spaß auf deiner Heimreise nach Keine-Ahnung-Wo." Ich wandte mich wieder ab, legte meine Hände auf die Griffe und wollte den Motor starten, als ich plötzlich am Arm gepackt wurde.

„Hey, was soll das?!" Ich wirbelte herum zu V, der nach vorne geschnellt war und mich am Arm gepackt hatte. An diesem rüttelte er nun als hinge sein Leben davon ab.

„Nein, bitte, lass mich nicht alleine", in den Augenwinkeln des Jungen bildeten sich Tränen.
„Wie kannst du mich nur alleine lassen obwohl ich dir schon alles von mir erzählt habe? Und obwohl du weißt, dass mein Schiff kaputt ist und ich nicht nach Hause kann! Bist du denn ganz herzlos?!"

„Nanu? Wo ist denn deine Überheblichkeit von eben hin, Mr. Alien?", rutschte es mir einfach so hinaus.
Eigentlich wollte ich ja schnell weg gefahren sein von diesem Wahnsinnigen, aber naja. So viel dazu.

„Ich will doch nur nach Hause", jammerte V, der komplett wie ausgewechselt schien. Plötzlich war er wie ein kleines, verlorenes Kind im Supermarkt.

„Ist ja gut, beruhig dich", ich seufzte. Tief ein und ausatmen, zusammenreißen.
„Du kannst ja erstmal zu mir und morgen bei Tageslicht gehen wir dein Schiff reparieren, ja?"

Ich war einfach zu gutherzig, schoss es mir durch den Kopf.

Die Polizeiwache war vermutlich schon geschlossen, ich könnte ihn erst morgen dorthin bringen. Vielleicht wurde er ja schon in irgendeiner Irrenanstalt vermisst.
Bis dahin... Eine Nacht würde ich wohl mit ihm überleben. Er war zwar anscheinend irre, aber gefährlich sah er nicht aus.

„Oh, vielen Dank! Es gibt also doch noch Güte im Sonnensystem!", begeistert ließ V los und klatschte in die Hände. Nanu? Hatte er nicht gerade noch geweint?

„Komm, schwing dich hinten drauf und halt dich gut fest."

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