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Kapitel 1

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Ich bin in einer sehr wohlhabenden Familie aufgewachsen, weshalb ich nie Arbeit verrichten musste, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Wir waren eine der vielen Adelsfamilien des Reiches Seneca, wie es sie häufig in unserem Königreich gab, bestehend aus Vater, Mutter und mich, der Tochter, Jade Rose Ascara.

Mein Vater Acario Wilkin Ascara war vom Stand eines Herzogs, meine Mutter Docilla Amely Aurely war ursprünglich von dem einer Baroness. Sie hatte sich, wie sooft üblich, in eine höhere Gesellschaftsschicht hineingeheiratet.

In den ärmeren Familien war es üblich, mehrere Kinder zu haben, zum einem, weil es keine Mittel zur Verhütung gab, und zum anderen, damit die Chance, das wenigstens ein Kind überlebte, höher war und so dann die spätere Versorgung der Eltern gesichert war. Doch je höher die Familie in der Gesellschaft angesehen war, desto weniger Kinder hatten sie, als Zeichen, dass sie es im Gegensatz zu den unteren Schichten es nicht nötig hatten vorzusorgen. Auch war die medizinische Versorgung hier gewährleistet, wodurch die Kinder eine höhere Überlebenschance hatten. Ein weiterer Grund war auch, dass die meisten Ehen in diesen Gesellschaftsschichten arrangiert worden waren und deshalb keine Liebe zwischen den Eheleuten herrschte. Die Frauen in diesem Stand hatten oft nur die Pflicht, ihrem angetrauten Ehemann einen Erben zu schenken. Danach suchten sich beide eine andere Beschäftigung oder gar, im Falle des Mannes, oft eine Geliebte, die sie, mehr oder minder in der Öffentlichkeit, mit Geschenken überhäuften. Es war eine Farce, dass wir, die, die hohen Standes waren, immer die Moral wie eine Errungenschaft hochhielten und sie dann vor den Augen aller brachen. Das Volk nannte die Geliebten der Höherstehenden abwertend „Kitzerle" und machte sich hinter verschlossenen Türen stets über sie lustig.

Zwischen meinen Eltern und mir gab es nie eine emotionale Bindung. Es war, als wäre ich einfach nur zufällig ihre Tochter und sie fanden sich mehr oder weniger glücklich damit ab. Schließlich war es viel erstrebenswerter, einen Sohn zu haben, welcher den Familiennamen und somit das Erbe fortführte. Ich wusste, dass sie mich nie geliebt haben, weshalb mir dieses Gefühl auch fremd ist. Das Gefühl der Schmetterlinge im Bauch, von denen in meinen Büchern erzählt wurde, kannte ich nicht. Nein, ich kannte nur den Hass und den Schmerz. Meine Mutter ließ sie mich mit jedem Blick aufs Neue spüren. In ihren Augen lag jedes Mal Enttäuschung, gepaart mit Verachtung. Ich war ein Dorn in ihren Augen, den es galt zurechtzustutzen.

Ich weiß deshalb nicht, ob ich an das Konzept der wahren Liebe glauben kann. Sie scheint so unwirklich, zu perfekt, um wirklich existent sein zu können.

Trotzdem habe ich es schon immer geliebt, Märchen zu lesen, denn in denen wurde dies nie infrage gestellt. Das Mädchen heiratete zum Schluss immer ihren Märchenprinzen und lebte glücklich mit ihm zusammen. Leider wusste ich, dass dies in der Realität anders aussah.

In meinem Fall würden meine Eltern einen geeigneten Ehemann für mich aussuchen, würden von mir verlangen, ihn zu heiraten, meine Pflicht als Ehefrau zu erfüllen und ihm einen männlichen Erben zu schenken. Ich bezweifelte, dass sie bei diesem Gedanken Schuldgefühle bekamen, schließlich waren sie selbst mit diesem Gedankengut aufgezogen worden.

Es kam hierbei nicht selten vor, dass man einen Mann heiraten musste, der zwar einen hohen Stand hatte, aber dafür doppelt so alt war wie man selbst und man dann vielleicht sogar seine zweite oder gar dritte Ehefrau wäre. Das Wichtigste an so einer Verbindung war schließlich, dass der Einfluss und die Macht dadurch gemehrt wurden. Es war für alle Beteiligten klar, dass ein Adliger nur jemanden heiraten konnte, der ebenfalls von adeliger Herkunft war und blaues Blut in sich trug.

Aber ich wollte nicht heiraten, ich wollte nicht, dass ein fremder Macht über meinen Körper bekam und ich ihm Kinder gebären musste, welche ich dann nicht einmal selbst aufziehen durfte. Ich würde ersetzt werden durch eine Anstandsdame oder es in eine Anstandsschule schicken und nur zu besonderen Anlässen zu sehen bekommen. An meinen Ehemann wäre ich, obwohl ich meine Pflicht erfüllt hätte, gebunden, bis dass der Tod uns scheiden würde, so verlangte es das Gesetz, so verlangte es der König.

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