Dann muss ich wohl laufen, mir bleibt keine andere Wahl... So ein Mist! Wieso bin ich nur so blöd?! Ich kann doch nicht meinen ganzen Tag mit einem Fremden an einem Ort, abgeschnitten von der Stadt verbringen! Und jetzt? Jetzt muss ich auch noch nach Hause laufen.... Ahhhh! Verdammt!! Ich schlage mir selber vor Wut mit der Faust gegen den Kopf. "Haha!", ich lache mich schon selbst aus. Es ist mittlerweile schon 10:35 Uhr und ich habe noch ein 3/4 vom Weg vor mir. Ich komme um einiges zu spät. SCHEIßE!!! Egal einfach weiterlaufen. Es ist schon ziemlich dunkel und ich fröstle leicht, ich habe keine Jacke mitgenommen, noch eine Dummheit meinerseits. Ich setze einen Fuß vor den anderen. Um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung wo genau ich lang muss. WIESO??? Wieso passiert so etwas immer mir? Was habe ich getan, um all das zu verdienen? Und genau bei diesem Gedanken spüre ich etwas auf mein Gesicht tropfen. Ich blicke in den Himmel. "Oh nein. Bitte kein Regen, bitte nicht!", doch das Betteln hilft nicht, denn schon wenige Sekunden später werden die Tropfen immer dicker und mehr, bis sich das Tröpfeln in Regen verwandelt. "WARUM?!", schreie ich verzweifelt in die Luft, als etwas Dunkles über meinen Kopf schwebt.
Verwundert drehe ich mich um und stoße unsanft gegen eine Brust. Ich hebe langsam den Kopf, um zu sehen wer da hinter mir steht und mir einen Regenschirm über den Kopf hält.
Noch bevor ich das ganze Gesicht sehe weiß ich, dass es der Typ von vorhin ist, ich erkenne ihn an seinem Lächeln. Ich weiß, dass er sich vorgestellt hatte, aber ich habe seinen Namen vergessen und jetzt nachzufragen wäre unangebracht und dämlich, als hätte ich ein Fischgehirn.Überrascht ihn zu sehen, mache ich einen Schritt zurück und stehe wieder im Regen. Ich bin so auf sein Gesicht fixiert, dass ich gar nicht merke, wie er seine Hand auf meinen Rücken legt und mich wieder zu sich unter den Schirm zieht.
"Bleib dicht bei mir, sonst wirst du noch nasser, als du es eh schon bist. Mein Schirm ist nicht sehr groß.", das Lächeln geht in ein Grinsen und dann in ein ernstes Gesicht über.
"D-danke.", bringe ich leise hervor, mehr kann ich im Augenblick auch nicht von mir geben.
Er sagt auch nichts mehr und hält mich einfach nur an der Taille fest. Und so laufen wir. Keiner sagt auch nur ein Wort, wir laufen einfach durch den Regen. War er die ganze Zeit schon hinter mir? Oder wieso war er auf einmal da? Und wieso hat er einen Schirm dabei? Wusste er, dass es regnen wird? Hmm... Ich schiele kurz zu ihm hoch und mir fällt die ernste Mimik in seinem Gesicht auf. Er scheint über etwas sehr Wichtiges nachzudenken. Er wirkt mysteriös und gleichzeitig so traurig. Ich wüsste so gerne, was in seinem Kopf vor sich geht... Mein 'Schielen' muss mittlerweile zu einem Starren geworden sein, denn er hat es bemerkt und wendet sein Gesicht in meine Richtung. Von einer Sekunde auf die andere hat er einen glücklichen Ausdruck im Gesicht, aber seine Augen verraten ihn, denn sie sehen immer noch traurig und gequält aus.
Ich sage nichts dazu, denn seine Probleme gehen mich nichts an. Ich kenne ihn ja kaum, besser gesagt überhaupt nicht! Ich weiß nicht einmal mehr wie er heißt... Mich über kommt eine Welle aus Trauer, Enttäuschung und Reue. Ich wünschte ich hätte ihm zugehört...
Wir setzten unser schweigendes Laufen fort, bis wir an einer Haltestelle ankommen und ich in den nächsten Bus steige. Ich lächle ihn noch mal kurz an und sage: "Danke für diesen schönen Tag." Er grinst nur wieder und antwortet: "Ich wusste es würde dir gefallen." Selbstzufrieden zuckt er mit den Augenbrauen und winkt mir zum Abschied. Ich winke zurück und setzte mich auf einen freien Platz ganz hinten im Bus. Der Bus setzt sich in Bewegung und ich kann nicht anders, als aus dem Rückfenster einen letzten Blick auf ihn zu werfen. Der Regen hat noch nicht nachgelassen, aber er hat den Regenschirm zusammengepackt und sein Gesicht mit geschlossenen Augen in Richtung Himmel gestreckt. Mit jedem Meter, den der Bus hinter sich bringt wird der schwarz haarige Junge kleiner und ich sehe nur noch wie der Regen ihn durchnässt. Es ist ein trauriger Anblick... Letztendlich verschwindet er komplett aus meinem Blickfeld, woraufhin ich mich nach vorne richte.
Ich riskiere einen Blick auf mein Handy und sehe 15 Nachrichten auf KakaoTalk von meiner Mutter und 11 Anrufe. Kein Wunder, es ist schon 11:47 Uhr. Sie werden mich umbringen. Und die eigentliche Frage ist ja, wieso habe ich nicht einfach angerufen und Bescheid gegeben, dass ich mich verspäten werde? Normalerweise mache ich das immer, wenn ich merke, dass ich es nicht pünktlich schaffe. Wieso ist mir das heute nicht eingefallen? Ich bin so dämlich! Am besten antworte ich nicht auf die Nachrichten und hoffe, dass sie schon schlafen, wenn ich da bin versuche mich ins Haus zu schleichen.
Jetzt bin ich eh schon zu spät, das kann ich auch nicht mehr ändern.Immerhin war es ein schöner Tag, was will man mehr?
Und ER geht mir nicht aus dem Kopf, ja anfangs war es ein Bisschen... was heißt ein Bisschen? Er war richtig mies gelaunt und hat auf mich wie der größte Arsch der Welt gewirkt, aber später ich weiß auch nicht...mein Herz hat angefangen schneller zu schlagen. Vor allem, als ich ihn singen gehört habe und als er plötzlich hinter mir mit seinem Regenschirm stand. Es hört sich vielleicht sehr klischeehaft an, aber es war ein wirklich schönes und angenehmes Gefühl. Das ich verliebt bin würde ich nicht sagen, aber er war interessant und ich wünschte, ich könnte ihm jetzt schreiben und ihn vielleicht wieder sehen.Oh mein Gott! Was mache ich eigentlich hier?! Wie ein kleines Mädchen schwärme ich von einem Kerl, den ich heute erst kennengelernt habe. Ich lehne mich erschöpft in meinen Sitz und versuche an nichts zu denken, was viel schwieriger ist, als ich dachte. Denn jedes Mal, wenn ich die Augen schließe sehe ich sein Lächeln vor mir und wenn ich die Augen öffne muss ich an meine Eltern denken, die zu Hause wahrscheinlich schon mein Todesurteil fällen.
Station für Station vergeht die Zeit schneller und letztendlich kann ich aussteigen.
Es regnet zwar immer noch, aber ich wohne nur 3 Minuten von der Haltestelle entfernt. Ich renne so schnell ich kann, um nicht wieder all zu nass zu werden. Und als ich da bin, versuche ich mich leise rein zu schleichen, wie geplant und fürs erste scheint es mir tatsächlich zu gelingen. Ich schließe leise die Tür hinter mir und schleiche mich am Wohnzimmer, wo der Fernseher läuft, vorbei. Sieht so aus, als hätten sie mich nicht bemerkt. Ich stehe vor meiner Zimmer Tür und genau als ich die Klinke runter drücke...
"WO WARST DU? WIR HABEN DOCH ABGEMACHT, DASS DU UM 10:30 WIEDER ZU HAUSE SEIN SOLLST! WIR HABEN KURZ VOR 12!!!", das, war mein Vater.
"SOYEON! IST DIR EIGENTLICH KLAR WIE GROßE SORGEN WIR UNS GEMACHT HABEN? UND DANN GEHST DU AUCH NICHT AN DEIN HANDY! NICHT MAL AUF DIE NACHRICHTEN HAST DU GEANTWORTET! SPINNST DU KIND?!", darf ich vorstellen, meine Mutter.
"Mom, Dad es tut mir wirklich leid! Ich habe vergessen auf die Uhr zusehen und dann war's schon kurz vor 10 und ich habe den letzten Bus verpasst und musste zur nächsten Haltestelle in der Nähe der Stadt laufen, dann hat's angefangen zu regnen und ich hatte keine Ahnung wo lang ich musste, ich habe aus lauter Hektik vergessen an zu rufen und dann war da noch dieser Typ mit einem Regenschirm, wegen dem ich ja so weit weg von der Stadtmitte war und... ", ja ich weiß ich habe geredet wie ein Wasserfall, das kommt öfter vor, wenn ich versuche mich zu rechtfertigen oder Panik bekomme.
Doch bevor ich zu ende sprechen kann unterbricht mich mein Vater: "Was? Du warst mit einem fremden Kerl unterwegs? Du bist einfach so mit ihm mit gegangen? Versuchst du mich zu verarschen oder was soll das? Was wäre gewesen, wenn der Typ ein Vergewaltiger oder Mörder gewesen wäre?", ich sehe schon förmlich den Rauch aus seinem Kopf steigen und es tut mir ja auch wirklich leid. Wieso musste ich das mit ihm erwähnen?! Warum bin ich heute nur so blöd? Jetzt macht er sich nur noch mehr Sorgen, was ja auch verständlich ist.
"Dad, es ist nichts passiert und der Kerl hat mich im Bus angesprochen und war auch wirklich nett (das glaube doch selbst ich nicht). Ich habe ihm gesagt, dass ich..."
"MIR IST EGAL WAS DU GESAGT HAST! ICH WILL NICHT, DASS DU MIT MENSCHEN WEGGEHST DIE DU NICHT KENNST! DU BIST DOCH KEIN KLEINES KIND MEHR! MÜSSEN DEINE MUTTER UND ICH *HUST* *HUST*", plötzlich kniet mein Vater vor mir auf dem Boden und fasst sich an die Brust. Meine Mutter reagiert sofort und bringt seine Pillen aus dem Medizinschrank in der Küche.
"DAD! Appa (아빠 = Dad)!", Ich knie mich zu ihm runter, aber habe keine Ahnung was ich tun soll. Sein Herz ist zu stark belastet. Und...und das ist allein meine Schuld. Ich breche in Tränen aus, als meine Mutter ihm seine Pillen in den Mund steckt."Appa es tut mir leid!"
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Trust Me (BTS FF)
FanfictionGibt es so etwas wie Schicksal? Diese Frage stelle ich mir seit neustem sehr oft. War alles schon vorbestimmt? Muss es so laufen? Oder kann ich irgendetwas bewirken? Kann ich die Fehler der Vergangenheit daran hindern auch über die Zukunft zu bestim...