Die restliche Woche ist eigentlich ziemlich schnell vergangen, was ich nicht erwartet hätte. Ich habe viel gemalt und meine fertigen Leinwände hat meine Mutter im ganzen Haus verteilt aufgehängt. Abgesehen davon habe ich angefangen zu singen, was ich überraschenderweise ganz gut hinbekomme. Ja! Die Inspiration dafür habe ich von dem Jungen aus dem Bus. Meinem Vater geht es jetzt auch schon wieder besser und er scheint ein großer Fan meiner Stimme zu sein, denn mittlerweile will er, dass ich für ihn singe. Das liegt aber wahrscheinlich auch nur daran, dass er mein Vater ist.
Wie dem auch sei, heute ist mein erster Schultag und ich bin wirklich aufgeregt wie...wie...ich finde irgendwie nichts Passendes zum vergleichen... Egal! Es ist 6:23 Uhr, der Unterricht beginnt um 7:45 Uhr. Ich stehe vor meinem Kleiderschrank und überlege, was ich anziehen soll. Meine Schuluniform bekomme ich erst heute, also muss ich meine eigenen Sachen für heute tragen. Ich blicke in meinen Schrank. Ich muss noch weitere 5 Wochen den Gips und die Schiene am Bein tragen, also keine langen Jeans und mit Hotpants in die Schule gehen wäre auch nicht sonderlich klug, also entscheide ich mich für ein Sommerkleid in rosé, das die Knie nicht ganz bedeckt und halblange Ärmel hat. Es ist mein Lieblingskleid, mein Vater hat es mir gekauft, als wir noch in den Staaten lebten, er sagte, dass mir die Farbe sehr stehen würde und dass der Schnitt zu mir passe. Er versteht was von Mode, das kann ich versichern!
Nachdem ich es mir über gezogen habe betrachte ich mich im Spiegel. Ich weiß nicht, was ich mit meinen mittellangen, kastanienbraunen Haaren machen soll, also klemme ich eine Seite mit einer süßen Schmetterlingsspange ein bisschen weiter über meinem Ohr fest. So! Jetzt nur noch ein bisschen Mascara, um meine grünen Augen hervorzubringen und voilà! Ja ich finde mich nicht hässlich im Gegenteil ich finde mich sogar recht hübsch, das soll jetzt aber nicht selbstverliebt und arrogant klingen. Ich bin einfach im Reinen mit mir selbst.
Naja, egal.
Ich gehe noch schnell ins Wohnzimmer und drücke meinem Vater einen Kuss auf die Backe.
"Bis später Appa!"
"Jagiya! Pass auf dich auf und wenn dir einer blöd kommt gibst du mir Bescheid, den Dreckskerl knöpfe ich mir dann vor!", mit diesen Worten zwinkert und lächelt er mich an und ich verschwinde, ebenfalls lächelnd, mit meiner Mutter aus dem Haus. Da ich auf Krücken laufen muss will sie mich nicht mit dem Bus fahren lassen, was natürlich zeitliche Vorteile für mich hat. Während der Fahrt erklärt mir meine Mutter noch, wie ich mich an meinem ersten Tag verhalten soll und wie ich mich vorstellen soll. Sie versucht es mir alles auf Koreanisch zu sagen, was ziemlich niedlich klingt, da sie die Sprache noch recht gebrochen spricht.
"Okay, Eomeonie (어머니 = Mutter)! Ich muss jetzt los!"
Sie drückt mir einen schnellen Kuss auf die Stirn und wartet, bis ich das Schulgebäude betreten habe. Jaja, Mütter halt.
Es ist 7:35 Uhr, was heißt, dass ich mich beeilen muss (Von wegen zeitlicher Vorteile).
Zuerst muss ich ins Sekretariat, um meinen Stundenplan, meine Spind Nummer und Code, Schuluniform und Bücher abzuholen.
Wenn ich nur wüsste wo es ist....
Verzweifelt blicke ich mich in den Gängen um, das Gebäude ist gigantisch, hier werde ich mich wohl noch öfter verlaufen... Schließlich entdecke ich die Aufschrift 'Sekretariat' an einer Tür mit Milchglas.
"Annyeonghasaeyeo (안녕하세요 = Hallo)! Ich bin Lee SoYoen, die neue Schülerin."
"Ah gut, dass du da bist! So, ich habe schon alles für dich bereitgelegt.", eine brünette Frau mit heller Stimme lächelt mich freundlich an, doch dann wirkt sie plötzlich verwirrt und überrumpelt. Sie starrt mich für wenige Sekunden an, bis sie sich wieder gesammelt hat. Ihr Blick wandert zu meinem Beim.
"Aber Moment mal! Was hast du denn mit deinem Bein gemacht? So kannst du auf keinen Fall so viele Bücher tragen! Warte kurz.", ich folge ihrem Blick und sehe einen Jungen mit dunkel braunen Haaren mit dem Rücken zu mir stehen.
"Jeon JungKook! Könntest du der Dame hier vielleicht behilflich sein?"
JungKook? Ist es vielleicht derselbe Junge aus dem Krankenhaus? Als er seinen Namen hört, dreht er sich blitzartig zu der Sekretärin, als hätte er etwas angestellt. Ohne mich eines Blickes zu würdigen antwortet er auch schon: "Uhm... Ja klar... "
Er kommt auf mich zu und sieht mich jetzt auch richtig an. Seine Augen weiten sich für einen kurzen Moment. Es wirkt, als wollte er was sagen, doch ohne ein Wort schnappt er sich meine Bücher und wartet vor der Tür. Er hat mich definitiv erkannt! Die Verrückte im Entenpyjama! Ich muss ehrlich gestehen, dass er echt niedlich aussieht, wie ein kleines unschuldiges Kind und trotzdem auch sehr maskulin...
"Er wird dir helfen dein Zeug zu deinem Spind zu bringen und hier.... ", die Dame hinter der Theke reicht mir noch 2 Zettel und meine Uniform, die ich in meine Tasche stopfe.
"...ist dein Spind Code mit Spind Nummer und dein Stundenplan."
Ich nehme die Zettel lächelnd entgegen und bedanke mich.
"Welcher Spind?", kommt es von JungKook.
"Uhm...", ich mustere den kleineren der beiden Papiere, "...1434. Ach und danke...", füge ich noch hinzu.
Er sieht mich an und lächelt: "Nicht der Rede wert. Ich bin Jungkook, wie du vorhin wahrscheinlich schon mitbekommen hast."
Ich erwidere sein lächeln: "Ich bin SoYeon."
"Schöner Name! Ich glaube wir haben uns letzte Woche schon mal gesehen, oder?"
"Danke! Und ja... Ich glaube schon.""Den Entenpyjama hätte ich niemals vergessen können!", seine Worte bringen mich in Verlegenheit, aber das kann ich nicht einfach so auf mir sitzen lassen, also entgegne ich ihm: "Ja, der Pyjama muss einen guten Eindruck hinterlassen haben, so wie du mich da angestarrt hast!" Ich hebe eine Augenbraue und grinse ihn von der Seite an.
"Ohh! War das so offensichtlich", fragt er verlegen. Ich meine, natürlich war es offensichtlich.
"Ein klitzekleines bisschen vielleicht." Jetzt lächeln wir beide.
"Deswegen warst du also im Krankenhaus.", sagt er und deutet auf mein Bein. Ich nicke nur und antworte: "Ich bin ein wenig tollpatschig..." Als ich fragen will, wieso er da war stehen wir auch schon vor meinem Spind und ich verwerfe die Frage. Ich gebe die Kombination in das Schloss ein und mit einem leisen Klick lässt die Tür sich öffnen."Danke Jungkook! Ich denke ich komme jetzt alleine klar. Vielleicht sehen wir uns ja wieder!", ich lächele ihn an.
"Sicher?"
"Ja, ganz sicher!"
"Okay! Ich hoffe doch sehr, dass wir und wieder sehen haha! Kannst ja, wenn du willst die Pausen mit mir und TaeHyung verbringen.", ich muss grinsen, weil er grinst.
"Uhm.. Ja klar, wenn ihr nichts dagegen habt!"
"Nein ganz bestimmt nicht! Ich werde vor deinem Spind auf dich warten."Ich lege meine Bücher in meinen Spind und schließe ihn. Da bildet sich auch schon die nächste Frage in meinem Kopf.
"Ach und wer ist TaeHyung?", doch er ist schon weg. Hmm, dann muss ich wohl bis zur Pause warten.
Es ist 7:41 Uhr ich muss mich beeilen, in der ersten Stunde habe ich Biologie.
Es dauert 10 Minuten, bis ich das Klassenzimmer finde, was heißt, dass ich ein bisschen spät bin, was nur an dem gebrochenen Fuß liegt.
Ich stehe vor der geschlossenen Tür und atme tief durch, ich gehe noch einmal alles durch, was meine Mutter mir im Auto gesagt hat. Mit drei Klopfern hinter einander öffne ich die Tür und blicke zum Lehrer. Er wirkt überrascht, doch lächelt und sagt: "Du musst wohl die neue Schülerin sein. Komm rein!"
Ich bewege mich auf das Pult zu und bleibe vor der Klasse stehen. Alle schauen mich an, als hätten sie einen Geist gesehen und eine Gruppe von Jungs in der hintersten Ecke grinst und deutet auf mich. "Willst du der Klasse etwas über dich erzählen?", ich sehe den Lehrer fragend an und als mir bewusst wird, was er gesagt hat nicke ich schnell und wende mich wieder der Klasse zu.
"Annyeonghasaeyeo! Ich heiße Lee SoYeon und bin 17 Jahre alt. Meine Familie und ich sind aus den USA hergezogen vor ungefähr 5 Wochen.", als sie USA hören fangen alle an zu flüstern und zu tuscheln. Die Situation verunsichert mich ein wenig, aber ich fahre fort: "Ich freue mich hier sein zu dürfen und hoffe, dass wir gut miteinander auskommen werden. Bitte helft mir mich hier zurecht zu finden und passt auf mich auf. Danke!", ich habe die ganze Zeit über nur die gegenüber liegende Wand angestarrt und den Text, den meine Mutter mir im Auto eingeschärft hat, einfach runter gerattert. Jetzt herrscht Stille. Peinliche Stille, bis ein lautes klatschen ertönt. Es kommt von nur einer einzigen Person, ich sehe mich um und auch alle anderen sehen in die Richtung aus der das Klatschen kommt. Es ist ein Junge mit hell braunem Haar, seine Ohren stehen ein bisschen ab, was ihn sehr sympathisch wirken lässt. Plötzlich steht er auf und ruft: "ANNYEONGHASAEYEO SOYEON!!!! WILLKOMMEN!", ich reise die Augen weit auf und sehe ihn direkt an.
"TaeHyung setz dich. Und du SoYeon kannst dich in die Reihe vor dem Spinner setzten.", dass ein Lehrer seinen Schüler offen als 'Spinner' bezeichnet ist mir neu.
"Ach ja! Ich bin der Klassenlehrer Baek Shin Woo. Ich unterrichte hier Biologie und Mathe. Die Klasse hier leite ich schon seit 3 Jahren, sie sind mir mittlerweile alle ziemlich ans Herz gewachsen! Also entschuldige meine Wortwahl vorhin!", er verzieht seinen Mund zu einem zufriedenen Lächeln und deute mit der Hand in die Richtung von meinem neuen Platz.
"Herr Baek!! Ich glaube es nicht! Sie haben mich Spinner genannt! Und das schon am ersten Schultag!", TaeHyung steht wieder auf und hat ein breites Grinsen im Gesicht.
"Und jetzt?", fragt der Klassenleiter genauso verwirrt wie der Rest der Klasse.
"Ich habe gewonnen!!", ruft er von seinem Platz aus, was nur für noch mehr Verwirrung sorgt.
"Die Wette? Letztes Schuljahr am letzten Schultag? Erinnert ihr euch?", nach dieser Aufklärung ertönt ein einstimmiges 'AHHHH' und die Augen von Herr Baek weiten sich und seine offensichtliche Niederlage ist deutlich in seinem Gesicht erkennbar.
"NEIN, NEIN, NEIN!!! WARTE!! DAS ZÄHLT NICHT!!!", die Panik in seiner Stimme ist unverkennbar.
"YES! HER MIT DEN 100000 Won (ca.75€)!!! Sie haben verloren!" TaeHyung führt einen Siegestanz vor und steuert auf das Pult zu.
"Verdammt! Hier hast du dein Geld!", der Lehrer seufzt erniedrigt und drückt dem überglücklichen Jungen neben mir das Geld in die Hand.
"Merci!!", gibt dieser frech zurück und ich beobachte das ganze Geschehen mit SEHR großer Verwunderung. Was ist hier gerade passiert? Ist das überhaupt erlaubt?
Als hätte er meine Gedanken gelesen, wendet sich Herr Baek an mich: "Das ganze bleibt unter uns, ja?" Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen und nicke nur.
"Die Dame? Darf ich sie an ihren Platz geleiten?" Immer noch lachend wende ich mich an TaeHyung von dem das Angebot kam.
"Klar. Wieso auch nicht." Er nimmt mir meinen Rucksack ab und begleitet mich zu meiner Sitzreihe.
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Trust Me (BTS FF)
FanfictionGibt es so etwas wie Schicksal? Diese Frage stelle ich mir seit neustem sehr oft. War alles schon vorbestimmt? Muss es so laufen? Oder kann ich irgendetwas bewirken? Kann ich die Fehler der Vergangenheit daran hindern auch über die Zukunft zu bestim...