Kapitel 14

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Lucy ging durch die Wohnung.
Nichts hatte sich verändert, alles war wie damals.
Nur der zerbrochene Tisch war durch einen neuen ersetzt worden. Sie ging in den Kleiderschrank, wo sie das Hemd angezogen hatte, wo sie William kennen gelernt hatte, wo das ganze Grauen seinen Lauf genommen hatte.
Es war mittlerweile fast 3.00 in der Früh und Lucy war immer noch hell wach. Sie lenkte sich mit putzen, leise Musik hören und Nachdenken ab.
"Es war das Richtige! Es muss einfach das Richtige gewesen sein!"
Lucy setzte sich auf die große Couch des Wohn-zimmers und schaute zur Tür, sie hatte Angst! Angst davor, dass William wieder kommen würde, dass ihr Leben wieder nur Trauer und Leid für Sie bereit halten würde, alles nur ein Fehler war, ein riesengroßer Fehler.
Langsam fing es an zu regnen. Die dicken Tropfen schlugen gegen die großen Fenster und durchbrachen die Stille mit einem ohrenbetäubenden Lärm, doch es war schön. Die Stille war einfach nur anstrengend, zu viele Stimmen, die in Lucy's Kopf ein Singbattle zu veranstalten schienen und sie zwangen zu zuhören. Der Regen hinderte die Stimmen, wie eine Polizeipatrolie, die in einen Club stürmte und für Ordnung sorgten. Langsam begannen Lucy's Beine einzuschlafen und quälten Lucy noch zusätzlich, ihre gesamten Glieder wurden schwer wie Blei und hinderten Lucy am Aufstehen und doch verlangten, dass sie sich hinlegen sollte.
Der Regen hatte sich zu einem Sturm erhoben und toste durch die Stadt, erbarmungslos und mächtig riss er alles mit, was ihm im Weg stand. 
Lucy zwang sich aufzustehen. Sie bewegte sich auf die Fenster zu, öffnete eines davon und stellte sich dem Sturm entgegen. Der Wind und der Regen schmetterten gegen ihren Körper und umschlungen sie wie Greifarme, schüttelten sie durch und kämpften gegen sie an. Lucy stand einfach nur da, machte ihre Augen zu, breitete die Arme aus und genoss die Kälte auf ihrer Haut, ihre, vom Regen, immer schwerer werdenden Klamotten und die starke Wucht des Windes, wie er sie in eine kalte Decke legte. Lucy fühlte sich als würde sie schweben, als würde sie, weit weg von jeglicher Zivilisation, in der Luft, wie ein kleiner Vogel, umher geworfen werden und immer tiefer in die Nacht hineingezogen werden.
Eine Hand packte sie und zog sie vom Fenster weg.
"Was machst du da?" Fragte Matthew mit entsetzter Stimme und schaute Lucy fragend an "du bist komplett unterkühlt" fuhr er fort und führte Lucy zu der Couch, wo er ihr die nassen Klamotten vom Leib riss und sie mit einer dicken Fließdecke umhüllte.
"Was ist denn los?" Fragte er nach geraumer Zeit und streichelte Lucy sanft über ihren Körper.
"Ich brauchte Freiheit! Irgendetwas, was mich frei sein ließ! Was mich von allem wegbringt!" Antwortete Lucy leise und schaute Matthew tief in die Augen "ich weis nicht, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe! Ob ich glücklich sein werde! Ob ich frei sein werde!" Begann sie mit zitternder und trauriger Stimme "mir ist soviel Leid wiederfahren! Soviel Schmerz hat mich heimgesucht!"
"Es tut mir alles so unendlich leid! Ich wünschte ich könnte das alles ungeschehen machen! Ich wünschte ich könnte dir dein früheres Leben wieder geben! Dir ein guter Freund sein! Ich wünschte ich hätte dich lieben können! Denn du verdienst es geliebt und verehrt zu werden. Du hast mein Leben verändert, mir einen Sinn im Leben gegeben, mir mein Glück wiedergegeben!"
"Ich liebe dich! Ich habe dich immer geliebt, seit dem Tag als wir uns in der Bar kennen gelernt haben, habe ich dich geliebt!" Sprudelte es aus Lucy heraus. Sie wusste, dass es der richtige Zeitpunkt war es zu sagen, ihm alles zu sagen.
"Ich liebe dich auch!" Erwiderte Matthew und lächelte sie an "diesen Satz habe ich noch zu keinem anderen gesagt!"
Lange Zeit saßen sie da und schauten sich an, die tiefen Blicke entspannten beide sichtlich und bauten ein neues Vertrauen zwischen den beiden auf. Die silber-grauen Augen von Matthew durchdrangen Lucy's Körper wie eine unsichtbare Macht und ließen Lucy schlagartig warm werden. Dann beugte er sich vor und küsste Lucy. Ein Kuss der Liebe, ein Kuss der Freiheit, ein Kuss des Glückes, des unendlichen Glückes. Sie hielt in fest, unfähig ihn loszulassen und spürte seinen Herzschlag, ein gleichmäßiges, ruhiges Pochen.
Erst jetzt konnte sie einschlafen! Denn das war es was ihr gefehlt hatte, nur ein Kuss, nur ein bisschen Zärtlichkeit, nur ein bisschen Liebe von der einen Person die sie liebte.

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