Mit einem Korb voller Wäsche machte ich mich auf zu dem See der in der Nähe unseres Dorfes floss.
Eigentlich war Wäsche waschen immer die Aufgabe meiner Schwester gewesen, aber seit sie die Wäsche beim letzten Mal nicht gerade sauber mit nach Hause gebracht hatte, war Mutter so sauer auf sie, dass meine reizende Schwester nun gar nichts mehr machen musste.
Eine Strafe, die meine Schwester nicht verdient hat, wie ich fand. Sie machte sich um einiges besser in diesen ganzen Dingen, als ich es je tun würde.
Ich war fürs Putzen, Waschen und Kochen einfach nicht gemacht, was ebenfalls einer der vielen Gründe war, weshalb ich noch keinen ordentlichen Mann abbekommen hatte. Zumindest laut meinen Eltern und meiner Schwester.
Dafür sollte ich dies wohl jetzt lernen. Toll. Da ging ich doch lieber wieder in den Wald um Beeren und Kräuter für das Essen zu sammeln. Das konnte ich nämlich perfekt, wenn man mich fragte.
Mir war ein wenig mulmig zu Mute, da ich diesen kleinen Teil des Dorfes noch nie betreten hatte und mich deshalb hier auch nicht wirklich gut auskannte.
Ich hätte meine Schwester fragen können, ob sie mir den Weg erklären oder wenigstens mitkommen könnte, aber die war leider schon aus der Hütte hinaus gewesen seit die Sonne aufgegangen war, was nun schon einige Stunden zurück lag.
Sie hatte uns schon von ihren neuen Bekanntschaften, welche natürlich nur von dem männlichen Geschlecht abstammten, erzählt und wahrscheinlich lebte sie nun mit diesen ihre neu gewonnene Freiheit aus.
Stöhnend drehte ich mich einmal im Kreis und versuchte zu Lauschen, ob ich womöglich ein Wasserrauschen hören konnte, welches mich dann zu besagtem See führen könnte. Fehlanzeige.
»Wenn ich jetzt überfallen werde und nie wieder Heim kehre ist das deren Schuld«, brummte ich und ging einfach weiter. Schlimmer konnte es ja nicht werden. »Wobei es denen wohl nicht einmal auffallen würde.«
Innerlich sammelte ich neuen Mut und beschloss nicht eher nach Hause zu gehen, bis ich diesen blöden Tümpel von See gefunden hätte. Gut, ich dürfte mit der schmutzigen Wäsche eh nicht heimkehren, denn das würde nur Ärger geben, aber ich würde meinen Eltern und meiner Schwester beweisen, dass ich nicht nur für das sammeln von Beeren und Kräutern geschaffen war sondern auch für das Wäsche waschen.
Ja, ich fand, dass dies ein sehr toller Plan war.
Ein paar Minuten später hatte ich den See tatsächlich gefunden. Zwar mit der Hilfe einer alten Frau, die mir den Weg erklärt hatte, aber das war unwichtig. Den ersten Teil meiner Aufgabe hatte ich perfekt gelöst und nun würde ich auch den zweiten Teil erledigen und dann zur professionellen Wäscherin aufsteigen, die von nun an auch immer die Wäsche waschen dürfte. Die würden staunen.
Grinsend hockte ich mich an das Seeufer, wo nicht allzu viel Schmutz war und stellte den überfüllten Korb neben mich ab.
Die Ärmel meines Kleides zog ich bis zu meinen Ellbogen hinauf, um es nicht gleich mit waschen zu müssen, weil ich es dreckig gemacht hatte. So dumm würde ich nicht handeln.
Vorsichtig nahm ich eines der Kleider meiner Schwester aus dem Korb und tunkte es in das kalte Wasser.
Wenn ich ehrlich war, dann musste ich zugeben, dass es mich sehr reizte ihr Kleid ein wenig zu zerstören, aber das würde meinen kleinen Plan kaputt machen und außerdem war sie das nicht wert. Wenn ich schon etwas von ihren Sachen ruinieren würde, dann sollte es auch ihr Lieblingskleid sein und nicht ein einfaches, was sie irgendwann einmal zu ihrem Geburtstag von Mutter geschenkt bekommen hatte. Jetzt wo ich so darüber nachdachte, fiel mir sogar auf, dass sie immer die schöneren Kleider bekam.
Irgendwie machte mich das schon wütend, aber ich war schon längst eine Meisterin darin nichts an die Öffentlichkeit zu lassen, was solche Gefühle anging.
»Hallo«, sagte eine freundliche, helle Stimme neben mir, die mich ein klein wenig erschreckte, so dass ich beinahe das Kleid vollständig im See ertränkt hätte. Dann wäre es wirklich verloren gewesen.
Fragend drehte ich mich zu der eindeutig weiblichen Person um und versuchte ein freundliches Lächeln auf mein Gesicht zu bringen, da ich sah, dass das blonde überaus hübsche Mädchen mich ebenfalls aus freundlichen Augen anlächelte.
Sie hatte sich zu mir auf den Boden gehockt und neben ihr stand ein Korb mit so viel Wäsche, dass mein Korb da nicht mithalten konnte. Sie hatte eindeutig viel Arbeit vor sich, aber wer weiß? Vielleicht könnte ich ihr helfen, wenn ich mit meiner ganzen Wäsche schnell voran kam. Immerhin wollte ich im Wäsche waschen ein Profi werden.
»Hallo«, antwortete ich schüchtern und strich mir eine meiner braunen Strähnen aus dem Gesicht.
»Ich bin Rebekah«, sagte sie und nahm sich ein Hemd zur Hand, um es kurz darauf ins Wasser gleiten zu lassen.
Vielleicht war es hier doch nicht so schlimm, wie ich bis jetzt angenommen hatte. Ich kannte bis jetzt nur Kol und ich würde nicht sagen, dass wir Freunde waren.
Ich wusste ja nicht einmal wo er wohnte. Aber eine Freundin, die ebenfalls von der weiblichen Natur abstammte, ja, die könnte ich gebrauchen.
»Du scheinst neu hier zu sein«, fuhr sie fort, schaute mich aber nicht mehr an, da ihre ganze Konzentration auf dem Hemd lag, welches sie mit einer abgenutzten Bürste versuchte sauber zu kriegen. So eine könnte ich auch gebrauchen. Das würde mein Vorhaben beschleunigen.
»Ich bin auch neu«, erwiderte ich und kam mir etwas dumm dabei vor immer jedem zu sagen, dass ich neu war, denn wenn man mich noch nie gesehen hatte musste es ja so sein, oder? Zumindest schien sich jeder hier zu kennen und meine Familie war da wohl recht auffällig.
»Und wie heißt du?«, fragte sie weiter, aber hob immer noch nicht ihren Blick, weshalb ich beschloss selbst wieder meiner Tätigkeit die Wäsche zu waschen nachzugehen.
Ich räusperte mich. »Ich bin Felia.«
Verwirrt runzelte ich meine Stirn, als ich hörte, wie etwas ins Wasser fiel. Hat sie mein Name so sehr beeindruckt, dass sie vor Überraschung ins Wasser gefallen war?
Ich öffnete meinen Mund um etwas zu sagen und wandte mich wieder ihr zu, aber bei ihrem Anblick kam nur kalte Luft heraus, weshalb ich ihn schnell wieder schloss.
Rebekahs Gesicht hatte sich komisch verzogen, ihre Augen strahlten eine Entschlossenheit aus, die ich noch nie bei jemandem zuvor gesehen hatte und ihr Mund war zur einer Linie fest zusammen gepresst.
Erneut öffnete ich meinen Mund und diesmal gelang es mir sogar drei Worte auszusprchen. »Ist alles okay?«
Die blonde schüttelte mit ihrem Kopf, hörte mit dieser Geste aber prompt auf, als wäre ihr klar geworden, dass sie mir keine Rechenschaft schuldig wäre.
Aus ihrem Zopf, der ihre blonden Haare zusammengehalten hatte, lösten sich ein paar kleine Strähnen, die ihr Gesicht umrandeten. Am liebsten hätte ich sie darauf aufmerksam gemacht, aber gerade in diesem Moment hatte ich das Gefühl besser gar nichts mehr zu sagen.
Minuten verstrichen und keiner sagte ein Wort. Ich wollte mich wieder dem Stapel an Wäsche zuwenden, als die Blonde dann doch ihre Stimme erhob.
»Ich habe von dir gehört«, teilte sie mir mit, aber dieses Mal hörte sich ihre Stimme keineswegs freundlich oder gar hell an. Unfreundlich und voller Abneigung würden es am besten treffen.
Ich denke, Freunde werden wir wohl doch nicht. Besser so.
Meine Schultern gingen kurz in die Höhe und sanken dann wieder nach hinab. »Okay.«
Hieß das also, dass ich, obwohl ich hier noch niemanden wirklich kannte, schon bei jedem bekannt war? Dieses Dorf war merkwürdig und das lag sicher nicht an dem Wald der uns umgab.
Ich stopfte das mittlerweile saubere Kleid zurück in den Korb und nahm mir eines der Hemden meines Vaters zur Hand.
Natürlich machte ich mir in gewisser Weise Gedanken darüber, was diese Menschen hier von mir hielten, denn besonders gut konnte es kaum sein, wenn Rebekah so auf mich reagierte.
Eine leise Melodie holte mich aus meinen Gedanken, wobei ich merkte, dass es das Mädchen neben mir war, die etwas vor sich hinsummte. Und ja, es hörte sich ganz nett an.
Also, weshalb sollte ich nicht versuchen sie umzustimmen und ihr zu zeigen, dass ich nicht so war, wie sie es sich wohl in ihrem Gehirn zusammen gereimt hatte?
Nicht, dass ich ihr das schuldig wäre oder so. Ich wollte einfach nett sein und sie vom Gegenteil überzeugen. Womöglich würde sie dann im Dorf erzählen, dass ich doch ganz freundlich war? Ich fand, das dies ein guter Plan war.
»Das hört sich schön an«, murmelte ich vorsichtig, da ich sie gewiss nicht reizen wollte. Bei meiner Schwester war das ganz schlimm, wenn mal etwas nicht nach ihr ging, aber man gewöhnte sich daran. Wahrscheinlich hatte ich mich aber auch nur daran gewöhnt, weil ich mit ihr aufgewachsen war und sie in gewisser Weise eben liebte. Auch, wenn sie ganz schön kompliziert sein konnte.
Ein Seufzen erklang, welches nicht von mir stammte und mich aufhorchen ließ. »Ja«, war die knappe Antwort danach und als ich hörte wie sie aufstand und ihre Sachen zusammen packte, hätte ich am liebsten auch geseufzt.
Die Leute hier waren komisch und bei diesem Fakt würde ich nun auch bleiben. Mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass man meine Anwesenheit vielleicht nicht ertragen konnte, aber Rebekah konnte es offensichtlich nicht, denn sie ging ohne ein Wort zu sagen und das, obwohl sie noch lange nicht mit ihrer Wäsche fertig gewesen wäre.
Aber nicht nur das verwunderte mich, sondern auch mein plötzlicher Optimismus aufzustehen und ihr einfach nachzulaufen. Was in mich gefahren war? Oh, ich hatte keine Ahnung. Vielleicht wollte ich Erklärungen. Aber vielleicht wollte ich es auch einfach nicht akzeptieren, dass sie mich auf anhieb nicht leiden konnte, obwohl wir nur ein paar Worte miteinander gewechselt hatten. Am Anfang war es ja fast so gewesen, als könnten wir Freundinnen werden.
Der Korb wog schwer in meinen Armen, da ein paar der Kleidungsstücke nun nass waren und das ganze schwerer machten, als es aussah.
Die Blonde ging den Weg entlang bis zu einer kleinen Gabelung, wo sie schließlich nach rechts abbog. Keine Ahnung, ob ihr klar war, dass ich ihr folgte, aber auch wenn, dann ließ sie sich nichts anmerken.
Auch war mir nicht ganz klar, woher auf einmal diese Bestimmtheit in meiner Stimme herkam, als ich auf einmal nach ihr rief.
Rebekah blieb Mitten auf dem Weg stehen, drehte sich jedoch nicht zu mir um. »Was willst du?«, fragte sie, als hätte sie ganz genau gewusst, dass ich darauf keine Antwort parat hätte.
Wie war das noch? Erst Denken und dann Reden.
»Ich wollte -«, begann ich, wurde jedoch unterbrochen, als sich ein Arm um meine Schulter legte und ein grinsender Kol neben mir erschien.
Rebekahs Gesicht nach zu urteilen, gefiel ihr das ganz und gar nicht. Waren die zwei vielleicht ein Paar oder war sie in ihn verliebt, dass sie in mir eine Konkurrentin sah?
Ich spürte den Drang ihr zu erklären, dass zwischen mir und Kol rein gar nichts lief und ich ihn ihr gerne überlassen würde, aber irgendwie kam dann doch mal wieder nichts außer Luft aus meinem Mund.
»Mund zu«, grinste Kol und stupste mein Kinn an. »Hier gibt es Fliegen.«
Ich verdrehte meine Augen, tat aber das, was er sagte. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es aussehen würde, wenn ich die ganze Zeit mit halb offenem Mund durch die Gegend gaffte. Besonders, weil Kol sich womöglich einen anderen Grund dafür ausdenken könnte.
Ich erschauderte. Nein, das wollte ich definitiv nicht.
»Wie ich sehe hast du meine liebreizende Schwester Rebekah schon kennengelernt.« Endlich nahm er seinen Arm von meiner Schulter und ging ein paar Schritte, so dass er nun zwischen mir und seiner Schwester stand.
Entweder meine Augen waren so rund, wie sie sich anfühlten oder aber ich gaffte wieder mit offenem Mund.
Ich glaubte, es war der zweite Fall.
Es ärgerte mich, dass ich nicht schon früher darauf gekommen war, dass Rebekah vielleicht seine Schwester war, denn immerhin hatte er eine erwähnt, was damit so auch das einzige war, was ich überhaupt von seiner Familie wusste.
»Du hast sie schöner beschrieben, als sie es in Wirklichkeit ist«, meldete sich Rebekah zu Wort.
Meine Wangen glühten, aber ob es an dem Fakt lag, dass Kol mich hübsch fand oder das seine Schwester da anderer Meinung war, wusste ich nicht.
»Du meinst, ich habe untertrieben«, sagte Kol und wandte sein grinsendes Gesicht wieder mir zu. »Nimm sie nicht ernst. Da spricht der Neid aus ihr.«
Ich konnte nur nicken, denn meiner Stimme traute ich in diesem Augenblick auf keinen Fall. Zu hoch war das Risiko, dass ich mich in eine Sache hineinredete, die ich nicht so haben wollte.
Das blonde Mädchen schnaubte, packte ihren Korb fester, so dass ihre Knöchel weiß hervortraten und ging dann mit festen Schritten weiter den Weg entlang.
Kol schien dies nicht zu stören, denn seine Augen schienen nur mich zu beachten. Gruselig.
»Ich sollte gehen. Die Sonne geht bald unter und ich weiß nicht einmal, ob ich den Weg im Hellen zurück finde.« Ich biss mir auf meine Lippe und drehte mich um, wobei ein kleiner Teil in mir hoffte, dass Kol dies als Einladung sah mich zu begleiten.
»Dann begleite ich dich«, erwiderte er und ich konnte es nicht verhindern, aber innerlich lächelte ich breit vor mich hin.
»Du findest mich also hübsch?«, fragte ich ihn, ohne das mir ganz klar war, was ich da überhaupt sagte.
Kol kickte einen Stein beiseite und musterte mich für einen Augenblick still. »Mehr als schön.«
Das war so peinlich. »Deine Schwester sieht das wohl anders.«
Er seufzte. »Wie ich schon sagte«, murmelte er, »nimm sie nicht ernst.«
Ich zuckte mit meinen Schultern und konzentrierte mich auf den Weg der vor uns lag. Vielleicht könnte ich ihn mir für den nächsten Waschgang merken. Nun ja, wenn es denn ein nächstes Mal geben würde.
Minuten verstrichen und niemand von uns sagte ein Wort, aber das war nicht weiter schlimm, denn ehrlich gesagt wollte ich auch gar nicht mit ihm reden. Wer weiß, was ich sonst noch von mir gegeben hätte. Außerdem hatte ich keine Kraft mehr dazu, um mich dann später aus all den Sachen herauszureden.
»Da wären wir.« Kol trat vor mich und das übliche Funkeln blitzte in seinen Augen auf, welches mir schon gleich bei unserem ersten aufeinander Treffen im Wald aufgefallen war.
»Da wären wir«, wiederholte ich und brachte glücklicherweise sogar ein kleines Lächeln auf meine Lippen.
»Sehen wir uns?«, fragte er und wüsste ich es nicht besser, dann hätte ich am liebsten geglaubt, dass ich in seinen Augen ein klein wenig Hoffnung gesehen hätte.
»Wird sich wohl nicht vermeiden«, grinste ich, packte den Korb und stieß die Tür zur unserer kleinen Hütte auf. Nachdem die Holztüre hinter mir zugefallen war, musste ich zugeben, dass jetzt ich diejenige war, die hoffte. Hoffte, dass wir uns wirklich sehr bald wieder über den Weg laufen würden.
Seufzend ließ ich den Korb auf einen Hocker fallen und erlaubte mir für einen kurzen Augenblick die Augen zu schließen.
»Wer war denn das?«
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Terrible Love {Kol Mikaelson} (ON HOLD)
RomanceEs ist schon eine Zeit lang her, dass Felia das letzte Mal in ihrer Heimatstadt Mystic Falls war. Jetzt jedoch kehrt sie zurück und es scheint, als wäre sie nicht die einzige, die ihren Weg zurück gefunden hat. Frustriert muss sie feststellen, dass...