Kapitel 7

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  Mystic Falls - Sommer 2012 - Gegenwart

Es war soweit.
Hier stand ich nun untergehakt bei Harry und wünschte mir ein weiteres Mal, dass ich erst gar nicht in diese blöde Stadt zurück gekehrt wäre.
Was hatte ich erwartet? Hätte ich mir nicht denken müssen, dass die reizende Familie Mikaelson auch nicht weit wäre? Das waren sie ja schließlich nie.
Wir hatten bis zu der Villa laufen müssen, die Adresse hatte Matt höflicherweise an Harry weiter gereicht, aber dadurch das wir gelaufen sind, hatte ich noch viel Zeit gehabt, alles in Ruhe im Kopf noch einmal durchzugehen.
Und da gab es einiges über das ich nachdenken musste.
Die Villa war groß, weiß und einfach nur protzig. Solch Häuser fand man nur selten hier in Mystic Falls, zumindest hatte ich bis jetzt hier keines von so einem Wert entdeckt, aber irgendwie war es ja klar, dass gerade unsere liebe Urfamilie so ein schickes Häuschen besaß.
Viele Autos fuhren vor, Leute stiegen aus und übergaben den Angestellten ihre Schlüssel, damit diese ihre Pracht Wagen wegfahren konnten.
Im Allgemeinen fühlte ich mich fehl am Platz und es wollte auch nicht in meinen Kopf, dass ausgerechnet den Mikaelsons diese Villa hier gehören sollte.
Da konnte man mal sehen, was aus ihnen geworden war. Das Dasein als Vampir veränderte einen und bei manchen war es nicht immer positiv.
Am Eingang wurden wir alle empfangen und wenn man mit Mantel gekommen war, wurde einem dieser abgenommen.
Ich persönlich war ohne gekommen, denn wozu sollte ich unnötig einen mit mir schleppen, wenn ich nicht fror? Noch ein Vorteil den man hatte, wenn man ein Vampir war. Sicher könnte ich noch eine Menge aufzählen, aber das wollte ich nicht unbedingt, denn alles hat seine Schattenseiten und davon gab es genauso viele, wie positive.
»Darf ich Ihnen irgendetwas abnehmen, Miss?«, fragte mich eine freundlich lächelnde Frau, aber ich winkte ab.
Die Eingangshalle war schon recht belebt und ich wollte erst gar nicht wissen, wie viele Menschen sich in dem eigentlichen Saal aufhielten, wo das meiste stattfinden würde.
Wie viele hatten die Mikaelsons denn bitte eingeladen? Ich hätte nie erwartet, dass doch so viele Menschen in dieser kleinen Stadt lebten.
Harry zog mich mit in den nächsten Raum und meine Vermutung, dass hier wohl noch mehr Menschen herumtummeln würden, hatte sich genau in dem Moment bestätigt, als wir unsere Füße hineingesetzt hatten.
Durch den Raum liefen Kellner mit Tabletts und verteilten fleißig Sekt, während die Gäste, alle in wunderschönen Ballkleidern und Anzügen, dankend die Gläser entgegen nahmen und höflich darin nippten, während sie ihren Gesprächspartnern zuhörten und nur darauf warteten, dass einer der Mikalesons den Ball endlich für eröffnet erklärte.
Mitten in dem Raum stand eine Treppe, die sich nach oben schlängelte und ich konnte mir gut vorstellen, dass sich die Urvampire dort gleich versammeln würden, denn schließlich hatten sie von dort aus wirklich einen sehr guten Blick über die Menge, was mir natürlich mal wieder nicht gefiel.
Ich würde mich wohl irgendwo im Hintergrund halten müssen, wenn ich denn diesen Abend überleben wollte, aber etwas anderes hatte ich ja auch nicht vorgehabt.
»Sind ja schon viele hier«, flüsterte ich zu Harry hoch und schaute mich genauer um.
»Ja und denk dran, dass wir hier sind um Spaß haben«, antwortete mein bester Freund, schnappte sich zwei Sektgläser von einem der Tabletts und reichte mir eins der zwei, um dann von seinem zu trinken.
Ich persönlich hatte eigentlich keinen großen Durst und Sekt hatte mir auch nie sonderlich geschmeckt, aber es wäre wohl komisch, wenn ich nichts davon trinken würde, denn immerhin tranken alle um mich herum diesen Alkohol, der immer auf meiner Zunge prickelte.
Es war durchaus interessant zu sehen, was für Menschen sich hier herumtrieben und über was sie alles ihre Gespräche führten, aber bis jetzt war letztendlich dann doch nichts dabei, was wirklich so interessant war, dass es meine ganze Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hätte.
»Vielleicht solltest du einfach zu ihr rüber gehen?« Die Blicke die Harry ständig in die Richtung einer Barbie Blondine warf, waren nicht zu übersehen und anstatt die ganze Zeit in ihre Richtung zu starren, sollte er womöglich sich einfach einmal bewegen und sie ansprechen.
So war ich ihn wenigstens für eine Zeit lang los und konnte mich ganz darauf konzentrieren im Hintergrund zu bleiben oder einfach abzuhauen, wenn ich bemerke sollte, dass Harry voll und ganz abgelenkt war.
»Dann wünsch mir Glück«, sagte Harry, drückte noch kurz meine Hand und verließ mich dann mit einem Lächeln, was rasch zu einem charmanten Grinsen wechselte, als er sich zu der jungen Dame gesellte.
Na, wenigstens war hier einer von uns glücklich und hatte Spaß. Ich gönnte es ihm aber auch von ganzem Herzen.
Ich entschloss mich dazu, doch ein wenig meine Beine zu vertreten und hoffte, dass ich dadurch ein wenig mehr von dem Haus und allgemein den Leuten erfuhr, die hier momentan hausten.
Man musste sich an manchen Stellen schon fast durch die Menge zwängen, aber ich kam meist doch immer sehr gut voran.
Hier war kein einziges Gesicht, was mir auch nur annähernd bekannt vorkam, gut, ich kannte hier noch nicht viele, aber ich hätte ja angenommen, dass mir wenigstens Matt begegnen würde oder vielleicht sogar die Supermarkt Elena mit der ich auch noch lange nicht fertig war. Über sie gab es einiges zu erfahren und ich war vollkommen bereit alle ihre kleinen Geheimnisse zu lüften.
Angefangen natürlich mit dem, weshalb sie so aussah, wie sie nun einmal aussieht und direkt danach, weshalb unsere liebe Urvampirin Rebekah Mikaelson sie so sehr zu hassen scheint.
Ich muss sagen, dass Bekah es die letzten Jahrhunderte nicht leicht hatte sich Freunde zu machen, aber ein paar hatte sie für paar Jahre ja dann wohl doch gehabt. Zumindest hatten mir dies meine Quellen verraten, die mich all die Jahre großzügig auf dem Laufenden gehalten hatten.
Im Gegensatz zu gewissen anderen Menschen, konnte ich mir ganz schnell Freunde beschaffen, wenn ich denn letztendlich auch wollte.
Ich lächelte ein wenig vor mich hin, passierte mir im Weg stehende Menschen und ließ dann meinen Blick weiter durch den Raum schweifen, bis ich endlich jemanden fand, der mir einigermaßen bekannt vorkam.
Ich hatte sie zwar erst einmal in meinem langen Leben gesehen - und das war nebenbei bemerkt heute gewesen - aber immerhin war sie für mich ein Gesicht, was ich durchaus besser kannte, als den ganzen Rest hier.
Caroline kam in einem wunderschönen Kleid in den Saal geschwebt und wenn meine Augen sich nicht täuschten, dann schien es so, als würde sie jemanden suchen. Womöglich ihre Begleitung für diesen äußerst tollen Abend?
Ich hielt mich wieder im Hintergrund, lehnte an einer weißen Säule und verfolgte sie dann dabei, wie sie auf einen jungen Mann zuging, der ihr schon auf halber Strecke entgegen kam und sie höflich begrüßte.
Er stand mit dem Rücken zu mir, weshalb ich ihn nicht erkannte, aber höchst wahrscheinlich war es eh jemand den ich noch nie gesehen hatte, also weshalb sollte ich mir da große Gedanken drüber machen?
»Ich brauche einen Drink«, teilte Caroline ihm mit, drängte sich an ihm vorbei und verschwand in der Menge, wobei sich ihre Begleitung oder wer auch immer das jetzt war, umdrehte und ihr mit leicht offenem Mund nachstarrte.
Ich schluckte. Das war Klaus.
Klaus Mikaelson dieser komische Hybrid aus dem ich noch nie schlau geworden bin und es auch nie sein würde.
Ich hatte mich früher schon lieber von ihm ferngehalten und heute Abend würde ich das wohl erst recht tun.
Der Urhybrid war verdorben und niemand würde seine Seele noch retten können, falls er denn überhaupt eine besaß. Er machte seinem Ruf alle Ehre, denn er war wahrhaftig der schlimmste Mikaelson der einem begegnen konnte.
Schlimmer als Kol.
Schlimmer als alle zusammen.
Und wenn ich daran dachte, dass Mikael ihn seit Jahrhunderten jagte und versuchte ihn zu töten, dann konnte ich nur hoffen, dass das alles hier schnell vorbei sein würde.
Und vielleicht würde er dann endlich seinen Platz in der Hölle einnehmen und für alle seine Taten brennen.

»Kann ich Ihnen noch etwas zu trinken anbieten?« Mein Kopf drehte sich blitzschnell in die Richtung der Stimme, die mich soeben angesprochen hatte und mich nun freundlich anlächelte.
Ich machte mir nicht einmal die Mühe ihn genaustens zu scannen und herauszufinden um wen es sich hier handelte, aber sehr wahrscheinlich war er nur einer dieser manipulierten Kellner, weshalb ich nicht einmal eine Sekunde an ihn verschwendete.
»Ich brauche nichts«, sagte ich deshalb, setzte ein Lächeln auf, was ihm hoffentlich zu verstehen gab, was ich von der ganzen Sache, von diesem Ball, hielt und wartete darauf, dass er wieder ging und mich alleine in meiner Ecke versauern ließ.
»Hier steckst du also!«, rief Harry, der auf einmal neben mir aufgetaucht war. Auch er schien den jungen Mann neben mir zu bemerken, weshalb er kurzerhand seinen Arm und meine Schulter legte und den Jungen mit schief gelegtem Kopf musterte.
»Können wir etwas für Sie tun?«, fragte er stirnrunzelnd nach und es schien, als wäre bei dem Jungen, nein, eher Mann, so eine Art Durchzug.
Doch fing sich wieder, setzte ein freundliches Lächeln auf und schüttelte dann mit seinem Kopf, weshalb ihm eine kleine schwarze Locke ins Gesicht rutschte.
»Ich werde mich wohl verabschieden«, teilte er uns mit, hob seine Hand und ging.
Innerlich seufzte ich auf, denn mein Interesse an einem Gespräch mit ihm war nicht besonders groß.
Harry setzte gerade zu einem neuen Satz an, wahrscheinlich ging es darum, dass ich mich nicht in der hintersten Ecke verstecken sollte, als aber eine Stimme die Gespräche durchdrang und somit jeden im Saal zum Schweigen brachte.
»Könnten dann bitte einmal alles zusammen kommen?«, sagte die Stimme, die sich bei genauerem Hinsehen, als Elijah entpuppte.
Harry packte meinen Arm und zog mich ein wenig aus der Ecke heraus, sodass auch ich einen Blick auf die Urvampire hatte, die sich nun auf die Treppe gestellt hatten.
»Herzlich willkommen. Schön, dass Sie hier sind.« Elijah's Blick glitt durch den Saal, aber zu meinem Glück schien er mich nicht zu bemerken.
Ich jedoch ließ meinen Blick ebenfalls über die Urvampire gleiten und mir wäre beinahe mein Herz in die Hose gerutscht, als ich schmerzlich feststellte, dass der gewisse Urvampir, den ich am wenigsten wiedersehen wollte, natürlich ebenfalls anwesend war.
»Wissen Sie, wann immer meine Mutter unsere Familie zusammen bringt, ist es sozusagen Tradition, den Abend mit einem Tanz zu beginnen«, fuhr Elijah weiter fort und wie jeder andere Blick im Raum, richtete ich meinen auch auf die Frau, die von oben herab die Treppe hinunter stieg und bei ihren Kindern halt machte.
Esther.
Jetzt war mein Herz definitiv in meine Hose gerutscht! Wie konnte das sein? Diese Frau sollte schon seit Jahrhunderten unter der Erde liegen!
Hexen wurden alt, das wusste ich, aber noch nie hatte ich von einer gehört, die so lange überlebt hatte. Und erst recht nicht Esther Mikaelson.
»Heute Abend fällt die Wahl auf einen jahrhundertealten Walzer. Suchen Sie sich jetzt bitte einen Tanzpartner und folgen Sie uns in den Ballsaal«, beendete der meiner Meinung nach vernünftigste Urvampir seine Anrede und stieg die Treppe hinunter, dicht gefolgt von seinen Geschwistern, um die ganzen Gäste, darunter auch leider mich, in den Ballsaal zu geleiten.
»Wie wäre es? Schenkst du mir einen Tanz?«, fragte mich Harry und am liebsten hätte ich bejaht, aber dann würde ich auf jeden Fall auffallen und selbst meine neue Haarfarbe konnte mich dann nicht mehr retten.
»Tut mir leid, aber nein«, murmelte ich entschuldigend. »Du hast dich doch eben mit dieser äußerst netten Blondine unterhalten. Wie wäre es, wenn du sie einfach fragst?«, schlug ich vor.
Harrys Gesicht verzog sich für eine Sekunde, aber dann nickte er entschlossen. »Dann frage ich eben sie und lasse dich hier, Spaßbremse.« Mein bester Freund drehte sich um, folgte den anderen, die sich wie in einem Schwarm Fische alle gleichzeitig versuchten in den Saal zu zwängen.

Das Lied für den Eröffnungstanz fing an zu spielen und die Paare bewegten sich elegant über das Parkett.
Harry hatte doch wirklich das Mädchen von eben gefragt, aber immerhin hatte ich es ihm ja auch vorgeschlagen.
Meine Augen lagen jedoch nicht allzu lange auf meinem besten Freund, sondern wanderten immer wieder zu einem gewissen Urvampir, der auf den Namen Kol hörte.
Trotz all meiner Abneigung, die ich mittlerweile für ihn empfand, konnte ich nicht abstreiten, dass er heute Abend wirklich unbeschreiblich gut aussah.
Und das Mädchen, seine Begleitung, war definitiv nicht so hübsch, dass sie ihn in den Schatten stellen konnte.
Die meisten Augen lagen auf Kol und ich war mir sicher, dass er sich dem auch ganz sicher bewusst war, denn seine Mundwinkel zuckten des Öfteren, was mir zu verstehen gab, dass er sich die ganze Zeit über ein Grinsen verkneifen musste.
Es war sehr amüsant mit anzusehen, wenn jemand dem anderen auf die Füße trat, aber zu meinem Pech, konnten die meisten hier dann doch recht gut tanzen.
Ebenfalls diese Elena, aber mit ihr würde ich mich dann doch eher später beschäftigen.
Heute Abend müsste ich erst einmal jedem gekonnt aus dem Weg gehen und da konnte ich keinen Gedanken an sie oder die neuerdings wieder lebende Hexe namens Esther verschwenden.
Dafür war auch noch Morgen Zeit.
Mein Blick glitt wieder zu Kol und seiner nun neuen Tanzpartnerin, die, wie ich fand, aber immer noch nicht hübsch genug war, um ihn in den Schatten zu stellen.
Im Allgemeinen wirkte sie wirklich sehr verkrampft und man konnte dem Urvampir wirklich ansehen, dass es für ihn ebenfalls kein besonderes Vergnügen war mit dieser jungen Dame zu tanzen.
Ich wollte mich gerade weiter im Stillen über sie lustig machen, als ein Kellner auf mich zu trat, nicht aufpasste und drei Gläser Sekt über mich ausschüttete.
Schnaubend blickte ich zu ihm empor, ignorierte seine Entschuldigungen und drehte meinen Kopf ruckartig zurück zu dem Parkett auf dem alle tanzten, wo ich prompt den Blick des Vampires traf, den ich auf keinen Fall auf mich aufmerksam machen wollte.
Warum passierte das auch immer mir?
Da es anscheinend nicht jeder mitbekommen hatte, zu meinem Glück, raffte ich mich wieder auf, strich mein nun nasses Kleid glatt und drängte mich durch die Menschenmasse, um schnellsten von hier zu verschwinden.
Vielleicht konnte er sich dann ja einbilden, dass ich eine völlig andere Person gewesen bin und eben nicht ich?
Ich rannte förmlich zu der Eingangstüre, ließ sie mir von den Bediensteten öffnen und trat schnellen Schrittes in die kühle Nacht hinaus.
»Felia!«, rief die Stimme hinter mir, die ich mittlerweile nur noch mit Hass verband.
Ich saß in der Falle.
Meine Finger krallten sich in den Stoff des dunklen Kleides, hoben es ein wenig an, damit ich mich schneller von hier fortbewegen konnte.
Doch da ich nicht meine Schnelligkeit als Vampir ausnutzte, hatte mich Kol schon nach wenigen Sekunden eingeholt und meinen Arm gepackt, damit er mich letztendlich zu sich umdrehen konnte.
»Du bist es wirklich«, murmelte er nachdenklich, während seine Augen über mein Gesicht huschten, als könnte er immer noch nicht glauben, dass ich wirklich wahrhaftig vor ihm stand.
»Überraschung!«, keifte ich zurück und versuchte mich aus seinem Griff zu lösen, was mir natürlich nicht gelang.
»Aber wie kann das sein? Du müsstest schon längst tot sein.« Kol verstärkte den Griff um meinen Unterarm.
Was dachte er hier eigentlich? Ja, ich sollte längst tot sein, aber mein Frieden war mir ja nicht geweht worden!
»Frag das doch deine beschissene Schwester!«, rief ich wütend und ich weiß nicht wie, aber irgendwie konnte ich mich dann doch schließlich aus seinem Griff lösen, was ich natürlich sofort ausnutzte, um meine Beine in die Hand zu nehmen und einen verwirrten, aber auch gleichzeitig wütenden Kol zurückzulassen.
Oh ja, ich spielte mit dem Feuer.  

Terrible Love {Kol Mikaelson} (ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt