Kapitel 1

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Eine Stunde zuvor:

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Eine Stunde zuvor:

»Jane, ich ... Nein ... Nein, ich habe keinen Kontakt mehr zu ihm.« Ruhig begutachtete ich meine Fingernägel, während ich Jane aufmerksam zuhörte.

»Du hättest mich anrufen sollen!«, sagte die Frau am anderen Hörer zum wiederholten Mal.

»Ich hatte viel zu tun.«

»Hast du schon einen Job?«

»Ich such noch«, gab ich zurück. Mein Blick wanderte über die Zeitung mit den Jobangeboten. Verkäuferin, Putzfrau, Assistentin. Gibt es nichts ordinäres?

»Ist das Enna?«, vernahm ich plötzlich aus dem Hintergrund Darcys Stimme.

»Ja.«

»Hey, Enna!« Darcys Stimme klang lauter - sie hatte Jane das Telefon aus der Hand gerissen.

»Hey!« Ich erhob mich vom Sessel und stellte mich vor das riesige Fenster, so dass ich auf die unzähligen Hochhäuser blicken konnte. »Wie geht es dir?«

»Gut. Du hättest anrufen sollen.«

»Ja ... Das habe ich heute schon einmal gehört.«

Sonnenstrahlen fielen auf mich und meine Finger begannen zu kribbeln. Ich musterte sie panisch. Da war es wieder. Dieses eigenartige Gefühl. Eine Art Drang. Ich hörte Darcys Stimme nicht mehr, dachte angestrengt nach und wartete ab.

»Enna?«

Ruckartig hob ich den Kopf. »Ja?«

»Hast du überhaupt zugehört?«

»Nein ... Äh, du ... Ich muss auflegen.«

»Du kannst jetzt nicht auflegen. Ich wollte -«

Bevor sie weitersprechen konnte, hatte ich auf den roten Hörer gedrückt. Ich schmiss das Telefon zurück auf den Sessel und beschloss, mir Essen zuzubereiten, um mich zu beruhigen. Als ich den Kühlschrank öffnete, bemerkte ich, dass er fast leer war.

Ich nahm mir Butter, Wurst, Käse und Salat heraus, holte mir noch Brot aus dem Schrank und bereitete ein Sandwich zu. Meine Hände begannen wieder zu kribbeln und ich ließ das Messer los, so dass es klirrend auf die Arbeitstheke fiel. Ich wandte mich panisch um, doch da war es bereits zu spät. Ich verlor die Kontrolle. Ein Windstoß kam auf und riss alle Dekorationsgegenstände auf den Theken und Beistelltischen hinunter.

»Nein«, flüsterte ich und rannte in mein Schlafzimmer. »Nicht schon wieder.«

Verzweifelt sah ich mich um. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ein weiteres Mal kam Wind auf, stärker und gefährlicher als der davor. Die Gardinen wurden heruntergerissen, meine Wertsachen aus den Regalen gezerrt. Ich stolperte nach hinten, hatte kein Gleichgewicht mehr und stürzte rücklings zu Boden.

Als sich alles gelegt hatte, erhob ich mich mit zittrigen Beinen. Meine Hände suchten Halt und griffen unbeholfen an die raue Wand. Was war nur los? Es war nicht das erste Mal, dass mir das passierte. Vor einigen Tagen hatte es begonnen und ich konnte nichts dagegen tun.

Ich stolperte zu meinem Bett und ließ mich auf die Kante sinken. Ich begutachtete meine Hände. Sie sahen gewöhnlich aus, wie immer, doch hatte sich nichts äußerlich verändert, sondern im Inneren. Ich hatte meine Kräfte nicht mehr unter Kontrolle.

Ich lehnte mich zurück und lag quer über dem Bett. Schwach schloss ich die Augen. Ich besaß kaum noch Geld. Alles, was Jane mir damals gegeben hatte und ihre und Eriks Freunde mir geliehen hatten und jenes, welches im beim Avenger-Auftrag erhalten hatte, war beinahe aufgebraucht. Ich hatte keinen Job. Ich fand einfach nichts, was mir weiterhelfen würde oder wo ich aufgenommen werden könnte. Jedes Mal verlangte man von mir einen Abschluss oder etwas anderes, was ich nicht besaß.

Ein Jahr. Seit einem verdammten Jahren lebte ich nun hier auf Midgard. Vor sieben Monaten hatten wir Avengers gegen die Chitauri und Loki gekämpft, doch seit wir uns voneinander verabschiedet hatten, hatten wir uns nicht mehr gesehen oder miteinander telefoniert. Das Leben hier wurde von Mal zu Mal schwieriger. Und ich musste handeln, bevor alles vollkommen eskalierte.

Ich sprang auf, schritt über meine am Boden liegenden Sachen und suchte meine Handtasche im Schrank. Als ich sie gefunden habe, kontrollierte ich, ob sich mein Handy darin befand und meine Kreditkarte, und rannte dann eilig los, nachdem ich mich dessen vergewissert hatte.

Ich drückte auf die Knöpfe des Fahrstuhls und die Türen öffneten sich. Als ich unten war, lief ich hastig die Straße hinunter. Nicht weit von hier entfernt befand sich ein Geldautomat. Ich wartete, bis der Mann vor mir fertig war, und stellte mich dann selbst davor. Wie immer steckte ich meine Karte hinein und drückte dieselben Knöpfe. Plötzlich zeigte mir der Bildschirm an, dass mein Konto leer war - ich besaß kein Geld mehr. Verzweifelt ging ich noch einmal dieselbe Reihenfolge durch, doch wieder wurde mir angezeigt, dass kein Geld vorhanden war. Ich begann auf dem Automaten mit Fäusten zu schlagen und in diesen Moment stieß jemand gegen mich.

»Verzeihung«, sagte eine weibliche Stimme, die mir merkwürdig vertraut vorkam. Bevor ich jedoch etwas sagen konnte, verschwamm meine Sicht. Ein Schmerz kam an meinem Hals auf und ich griff mit der Hand danach, während ich schwankte. Die Frau, die mich gerammt hatte, legte einen Arm um meine Hüfte und führte ihre freie Hand ans Ohr.

»Hab sie«, sagte sie und ich sah sie verwundert an. Mich überkam das Bedürfnis, mich zu übergeben. Ich sah kaum noch etwas und meine Beine drohten jeden Moment einzuknicken. »Kommen Sie einfach mit mir.«

Ich wollte etwas erwidern, doch merkte ich, wie meine ganze Kraft allmählich aus meinem Körper schwand, und so konnte ich mich nicht einmal mehr wehren. Die Frau brachte mich in eine ablegene Gasse, wo bereits jemand auf uns wartete.

»Von einer Skala eins bis zehn: Wie schwer war es?«, fragte der Mann, den ich dank meiner eingeschränkten Sicht nicht erkennen konnte.

»Sie hält sich für einen Gott ziemlich gut«, meinte meine Entführerin.

»Darf ich ihr jetzt eine Betäubungsspritze abfeuern?«

»Nicht nötig«, sagte die Frau zu meiner Rechten und in diesem Moment verlor ich auch schon mein Bewusstsein.

Enna Stark || Iron Man 3 [Band 3]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt