Kapitel 4

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»... und dann haben James und Tony die Drohnen sowie Vanko zerstört«, beendete Pepper ihre Erzählung. Sie lachte und trank einen weiteren Schluck von dem Wein.
Ich nickte nur mit einem aufgesetzten Grinsen, begutachtete den Kakao in meiner Tasse und blickte schließlich kurz zu Tony. Dieser sah zu Boden - anscheinend wusste er, was ich dachte.
»Pepper?«, sagte Tony in diesem Augenblick. »Wie wär's, wenn wir Enna ein wenig in Ruhe lassen. Sie ist sicher müde von der Reise.« Der Mann erhob sich und entnahm Pepper das Glas. »Das nehme ich lieber«, murmelte er eher zu sich als zu ihr.
»Gibt es hier irgendwelche Zeiten, wann ich aufstehen muss, oder so?«, fragte ich, nachdem ich ebenfalls aufgestanden war.
»Pepper muss nur morgen früh zur Arbeit«, erklärte Tony und nahm mir auch meine Tasse ab.
»Okay. Dann eine gute Nacht euch.«
Ich quetschte mich an Tony vorbei, der zwischen Tisch und Sofa stand, und lief zu meinem Zimmer. Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, seufzte ich auf. Ich konnte das alles immer noch nicht fassen, dass ich hier bei Tony lebte, einen Mann, den ich nicht einmal richtig kannte. Anscheinend wusste er nicht mal den wahren Grund, dass ich ihn beschatten sollte, und erst jetzt fiel mir auf, dass ich ein weiteres Mal zum Instrument von S.H.I.E.L.D. geworden war.
Ich schritt zum Fenster und blickte hinaus in die schwarze Nacht. Normalerweise hätte ich das Meer gesehen, doch war es bereits so dunkel, dass ich nur ahnen konnte, wie weit es sich zog.
Ich betrat das Bad, um mich dort zu waschen. Danach ging ich ins Bett, jedoch war ich innerlich zu aufgewühlt - ich konnte nicht schlafen. Letztendlich tat ich es dann doch, schlief jedoch schlecht. Ich träumte von Thor, von Asgard, von New York und davon, wie ich mittels meiner Kräfte Midgard den Untergang brachte.

Am nächsten Morgen wachte ich durch die Strahlen der Sonne auf. Acht Uhr - ich hatte viel zu wenig geschlafen. Langsam erhob ich mich und entnahm Sachen aus meiner Tasche, die ich mir anzog. Danach ging ich ins Bad und wusch mich. Als ich es verließ, war es bereits halb neun und ich beschloss, hinunter zu Tony zu gehen. Unten im Wohnzimmer stand ein gedeckter Tisch. Ich zog eine Augenbraue hoch, sah mich kurz nervös um und schritt dann mit den Händen vor dem Bauch dem Essen entgegen.
»Einen wunderschönen guten Morgen, Miss Stark«, erklang plötzlich Jarvis Stimme und ich zuckte vor Schreck zusammen. »Mr. Stark hat mir aufgetragen, Ihnen mitzuteilen, dass das Essen Ihnen zur Verfügung steht.«
»Danke, Mr. Jarvis«, sagte ich und setzte mich auf die Couch.
»Nur Jarvis, Ma'am«, verbesserte Tonys Buttler.
Ich lächelte, erwiderte jedoch nichts, und aß. Auf einmal hörte ich ein vertrauliches mechanisches Geräusch und ich blickte auf. Tony kam in einem neuen Iron-Man-Anzug auf mich zu und blieb schließlich vor mir stehen.
»Morgen«, sagte ich mit einem leichten Lächeln und sah zu ihm hinauf.
»Morgen«, antwortete Tony und ergriff ein Brot mit Marmelade. Er wollte es essen, doch stieß es nur gegen seinen Helm. Mit einem genervten Seufzen warf er es auf den Tisch.
»Hast du keinen Hunger?«, fragte ich.
»Nein.« Tony ließ sich neben mich auf der Couch zurückfallen.
»Läufst du jetzt immer so herum?«
»Vielleicht.«
Verwundert zog ich die Stirn in Falten und sah ihn von der Seite an.
»Kannst du aufhören, mich anzustarren?«, kam es dumpf hinter dem Helm hervor und abrupt wandte Tony seinen Kopf mir zu.
»Verzeihung ...«, stammelte ich und ließ meinen Blick von ihm ab. »Ich gehe zurück in mein Zimmer.« Ich erhob mich und lief zu meinem Zimmer. Mit einem Seufzen schloss ich die Tür hinter mir.
»Miss Stark?«, fragte Jarvis auf einmal.
»Was ist?«
»Mrs. Potts möchte, dass Sie ein Auge auf Mr. Stark werfen.«
»Verraten Sie gerade Ihren Herren?«, meinte ich fragend.
»Nein ... Mrs. Potts erklärte nur, dass ich ...« Jarvis stockte.
»Inwiefern soll ich auf Tony achtgeben?«, hakte ich nach, um Jarvis nicht weiter in Bedrängnis zu bringen.
»Seit New York hat sich Mr. Stark sehr verändert. Er befand sich nicht in dem ebenso gesehen Anzug, wie Ihr dachtet. Er arbeitet gerade in seiner Werkstatt an weiteren Anzügen.«
Ich schwieg. Sollte ich zurückgehen und nach Tony sehen? Er schien so normal, so wie immer, doch anscheinend war dem nicht so.
»Sie haben die Aufgabe, Tony nichts davon zu erzählen, oder?«, fragte ich nach.
»Es fällt mir schwer, das gebe ich zu, doch habe ich den ausdrücklichen Befehl von Mrs. Potts erhalten, zu schweigen wie ein Grab«, erklärte Jarvis.
»Gut.« Ich nickte - eher mir als irgendjemand anderem zu. Auch wenn ich Jarvis nicht sah, er kein Aussehen hatte, wusste ich, dass ich ihm Vertrauen konnte.
Ich seufzte schwer und entschied mich dann doch, zu Tony zu gehen. Ich lief die Stufen hinunter, ließ mir Jarvis den Weg erklären und erreichte schlussendlich eine glasige Tür. Durch die Fenster, die ebenfalls aus Glas waren, konnte ich die gesamte Werkstatt sehen. Jarvis kündete mich an, worum ich ihn gebeten hatte, und Tony blickte auf. Er sprach etwas und kurz darauf ließ sich die Tür öffnen.
»Du hast mich angelogen«, sagte ich sofort.
»Ich habe nur nicht die Wahrheit erzählt«, gab Tony zurück, der sich wieder über sein metallisches Projekt beugte. »Du hast mich nichts gefragt und ich habe nichts falsches geantwortet.«
Irgendetwas quietschte und ich trat näher heran. Er sah nicht auf, als ich neben ihm stand, und ich ließ meine Blicke durch den Raum schweifen. Durchsichtigen Vitrinen an der Wand standen verschiedene Arten von Tonys Anzügen - in unterschiedlichen Farben, Größen, und ab und an trugen manche Teile andere Formen.
»Machst du das den ganzen Tag?«, wollte ich wissen und sah wieder zu ihm.
»Es ist mein Hobby«, antwortete der Mann mit zusammengebissenen Zähnen, da er gerade an einer schweren Schraube drehte.
»Du verlässt aber schon mal das Haus?«
»Habe ich doch erst gestern. Als du angekommen bist.«
Tony richtete sich auf und säuberte seine öligen Hände, so weit es ging, an einem alten Tuch. Abwartend beobachtete ich, da ich mit mehr Worten rechnete.
Mit einem genervten Ausdruck wandte er sich mir um. »Ist noch was?«
»Nein, ich wollte nur sehen, was du hier so machst -«
»Gut, dann lass mich bitte in Ruhe«, schnitt Tony mir so schnell das Wort ab, dass ich kaum Zeit nach meinem Satz gehabt hatte, Luft zu holen.
»Tony, ist alles in -«
»Ich möchte meine Ruhe!«, rief der Mann laut, so dass ich vor Schreck zusammenzuckte. Er bemerkte seinen Ton und fügte leiser und freundlicher hinzu: »Wenn du willst, kannst du dir die Autos dahinten ansehen.« Er beugte sich wieder über seine Arbeit und ich schritt an ihm vorbei hinüber zu den Autos. Tony hatte Geld, viel Geld, was ich bereits damals an seinem roten Auto gesehen hatte.
Ich strich mit der Hand über die Farbe und lächelte leicht, als ich bemerkte, dass die Fahrzeug mehr als sauber waren. Plötzlich verlief ein Ruck durch meine Hand und bevor ich reagieren konnte, begann das Auto vor mir zu beben. Ich stolperte zurück, fiel rücklings zu Boden und schloss krampfhaft meine Hand zu einer Faust.
Tony blickte zu mir und ich schloss die Augen und versuchte meinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Ich hörte etwas Klirren, der Mann hatte etwas zur Seite gelegt, und kurz danach vernahm ich Schritte, die auf mich zukamen.
»Enna, ist alles okay?«, fragte er mich besorgt. Ich spürte zwei starke Arme, die mich auf die Beine zogen, und ich sah ihn an.
»Ja«, log ich und strich mir die Haare aus dem Gesicht.
Da zog der Fernseher meine Aufmerksamkeit auf sich, oder eher, das was darin lief. Ich schritt näher heran und verfolgte die Augen.
»Mandarin«, sagte Tony, der sich neben mich gestellt hatte. »Der läuft schon seit Tagen in den Nachrichten herum. Beinahe sogar mehr als wir Avengers.«
»Was ist das für ein Mann?«, wollte ich wissen, als ein Bild von dem sogenannten Mandarin gezeigt wurde.
»Er hat bisher nur einige Terroranschlägen ausgeübt«, sagte Tony mit einen erstaunlich ruhigen Ton. »Er hackt Fernsehkanäle und verbreitet darüber Botschaften, wie er die Welt übernehmen will, oder so ähnlich …« Das Letzte war eher gemurmelt und wieder auf seinen Anzug fixiert, wandte er sich seiner Arbeit zu.
Ich sah ihm hinterher, blickte dann jedoch wieder nach vorn und verfolgte weiterhin die Bilder des Mandarin. Tony schien das alles locker zu nehmen, schien keine Bedrohung in den Mann zu sehen, doch in mir kamen Zweifel auf, und ich war mir sicher - dieser Mann würde noch gewaltige Probleme verursachen.

Enna Stark || Iron Man 3 [Band 3]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt