Am nächsten Morgen weckte mich die Sonne und ich stand gähnend auf. Erst dann bemerkte ich die Wache, die sich auf meinen kleinen Stuhl niedergelassen hatte. „Was macht Ihr hier?" fragte ich halb verschlafen aber dennoch ziemlich sauer. Ich besaß nicht viel, aber in ein fremdes Haus einzubrechen war nicht erlaubt und selbst von einer Wache wurde dies nicht geduldet. „Ich habe eine Nachricht für euch." sagte die große, stämmige Nordfrau. Ihre Haare waren von einem mittleren braun und lugten wild unter ihrem Helm hervor, während ihre Augen in einem hellen Blau erstrahlten. „Nachricht?" fragte ich. „Von wem?" während ich mir aus der kleinen Truhe mein Frühstück nehmen wollte. „Großkönig Ulfric Sturmmantel persönlich möchte dich sehen, es ist mir ebenfalls ein Rätsel was er von dir wollen könnte..." sagte die Frau mit einem herablassenden Blick. „Spar dir dein Essen lieber, Ulfric läd dich zu einem Mahl ein. Ich bin gekommen um dich abzuholen. Du bist doch Nevena Sethan, oder?" fragte sie und musterte mich. Ich nickte nur, gelähmt vor Anspannung. Was wollte der Großkönig persönlich von mir? Ich war keiner der Dunmer die sich dafür engagierten, dass sie aus dem Grauen Bezirk herauskamen oder jemand der sich gegen ihn aufgelehnt hatte. Ich hatte keinen Kontakt zu den Sturmmänteln, ich verhielt mich hier im Slum der Stadt ruhig und versuchte keine Aufruhr zu verursachen. Wieso wurde ich nun von ihm eingeladen? Wenn man mich bei Diebstählen erwischt hätte, würde man mich in Ketten in den Kerker werfen aber nicht zum Essen einladen. Schnell machte ich mir die Haare so gut es ging und wusch mich mit Wasser, dass ich vom Brunnen geholt hatte. Die Wache beobachtete mich dabei genaustens. „Es wird schon gehen." sagte sie und öffnete mir dann die Tür. Als ich aus meinem Haus schritt blendete mich die Sonne, die die am Himmel stehenden Wolken mit orange und Violett-tönen beleuchtete. Der ganze Graue Bezirk schien sich zu versammeln, Ambarys warf mir einen mitleidigen Blick zu, als er die Fenster seiner Taverne putzte und sogar Malthyr war ausnahmsweise wach und stand am Fenster des Neu-Gnisis-Club. Dunmer kamen aus allen Häusern gerannt und flüsterten miteinander, einige schienen sichtlich sauer, andere nur verwirrt. Es kam nicht oft vor, dass Wachen etwas mit den Leuten im Grauen Bezirk zu tun hatten, schließlich waren die meisten so arm, dass ein Aufenthalt im Kerker eine Lebensverbesserung wäre.
Ich folgte der Frau mit gemischten Gefühlen, die sich langsam ihren Weg durch die Massen bahnten und mich zum Schloss führte. Als die großen, schweren Türen der Festung aufgingen, erblickte ich eine riesige Halle vor mir, an dessen Ende ein großer Thron stand. Darauf saß Jarl Ulfric selbst, der Jarl von Windhelm und der Großkönig von ganz Himmelsrand. Ich schluckte und wagte kein Wort zu sagen, doch die Wache sah mich so lange schief von der Seite an, bis ich einen armseligen Knicks machte. Auf Ulfrics bärtigem Gesicht breitete sich ein Lächeln au, als er mich sah, auch wenn es noch so gezwungen war. „Nevena, komm, setz dich!" sagte er. „Du musst doch Hunger haben." sagte er und bat mir einen Stuhl an. Vor mir auf dem Tisch standen weit und breit Speisen, die ich noch nie gesehen hatte. Süßkuchen, Elsweyr-Fondue, Gebratener Fasan, Lachsbraten und Honignussschnitten lagen auf den zahlreichen Tellern. Außerdem standen Karaffen voll Wein und einige Flaschen Met auf dem Tisch. Ich wusste nicht genau wie ich mit ihm reden sollte, schließlich war er der Großkönig! Aber dennoch – ich hatte Hunger und das nicht zu knapp. „Nimm dir ruhig etwas." sagte er, als er sich selbst mir gegenüber setzte. Ich sagte nichts und nahm mir bescheiden ein Stückchen Süßkuchen, der außerordentlich gut schmeckte. Wie dekadent manche Menschen lebten, während andere fast verhungerten. Doch den Gedanken lies ich außen vor, als ich mir ein weiteres Stück nahm. Der Jarl sah mir belustigt dabei zu. „Warum habt Ihr mich hergebracht, wenn ich fragen darf?" fragte ich so höflich wie möglich und der Jarl nickte nur, trank einen Schluck Wein und schickte dann auch die Wache weg, die loyal wie sie war, noch geblieben war, falls ihr Großkönig einen Auftrag für sie hatte. Nun waren wir allein in der großen Halle, auch wenn ich wusste, dass bereits vor der Tür draußen weitere Wachen standen und in den Gängen auch weitere warteten, machte mir diese Vorstellung etwas Angst. Als Ulfric seinen Kelch abgesetzt hatte, legte er die Hände gefaltet auf den Tisch, während ich ebenfalls einen Schluck Wein trank. Wein konnte ich mir nicht leisten und es schmeckte köstlich, viel geschmackvoller als Wasser.
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~ suddenly princess of skyrim ~
FanfictionNevena Sethan, eine Dunmer, die verarmt im Grauen Bezirk von Windhelm lebt, hätte nie gedacht, wie sich ihr Leben verändern würde, wenn sie ihren Vater kennen lernen würde. Doch dies ist erst der Anfang einer weiten Reise der jungen Dunkelelfe auf d...