Mit dem Pferd war ich eindeutig zu auffällig, besonders weil das Pferd aus Windhelm stammte. In den Ställen vor den Toren der Stadt gab es nur wenige Pferde und die Pferde im Norden waren meist grau, dieses hier war jedoch braun, was es noch auffälliger machte. Ich stieg ab, lies das Pferd laufen und rannte so schnell ich konnte durch den Wald davon. Ich achtete nicht auf meine Orientierung oder den Weg, ich rannte und rannte bis ich nicht mehr konnte. Von weit entfernt hörte ich noch ein paar Wachen, die sich lautstark unterhielten und offensichtlich mein Pferd gefunden hatten. Aber weiter laufen konnte ich nicht mehr, meine Beine schmerzten und meine Lunge fühlte sich deutlich überbeansprucht. Doch die Wachen würden weiter nach mir suchen, jetzt wo sie eine Spur von mir hatten. Mit letzter Kraft stemmte ich mich an dem Stamm eines großen Baumes hoch und kletterte durch die Äste bis in die Baumkrone. Der Baum war riesig und auch die obersten Äste konnten mein Gewicht noch tragen. Ich verschnaufte erst mal und lehnte mich an den dicken Stamm. Ich musste alles erst verarbeiten: Ich war die Kronprinzessin von ganz Himmelsrand, dabei kannte ich bis jetzt nicht mal die gesamte Stadt Windhelm! Und weil es mir nicht passte, wie mich Ulfric Sturmmantel für seine Zwecke ausnutzen wollte, war ich geflohen. Ich würde in eine fremde Stadt fliehen und müsste mich verstecken, so etwas hatte ich noch nicht erlebt. Ich war an so viel Aufregung nicht gewöhnt, im Neu-Gnisis-Club passierte nun wirklich nicht viel spannendes und auf den Straßen war generell wenig los.
Ich brauchte eine Pause und zwar dringend, auch wenn die Sonne vom Himmel schien und die Luft zwar kühl, aber immer noch wärmer als in Windhelm war, schloss ich meine Augen und gönnte mir etwas Schlaf. Dunkelelfen waren geschickte Kletterer, in diesen Baum würde kein robuster Nord kommen. Hoffte ich.
Als ich die Augen wieder aufschlug war ich ausgeruht, auch wenn mein Rücken wehtat. Der Stamm des großen Baumes war wohl doch nicht so bequem gewesen wie mein altes Bett. Ich sah an den Horizont, von hier aus konnte man Rifton schon erkennen und Wachen waren nicht zu hören. Wenn sie mich hier gesucht hatten, hatten sie vergessen in den Bäumen nach zu sehen. Ich streckte mich und balancierte auf dem Ast bis zur Spitze, die fast abbrach, als ich von diesem Ast auf einen anderen sprang. Von Ast zu Ast springend legte ich die Strecke bis nach Rifton zurück. So konnte ich auch keine Spuren im matschigen Waldboden hinterlassen. Und ein weiterer Punkt für diese Methode: Ich wich den Wölfen aus, die im Wald lauerten. Von oben erkannte ich einige wie sie friedlich im Schatten lagen, aber dennoch die Zähne gefletscht hielten, falls ein Wanderer vom Weg abkam. Ich sprang so schnell über sie hinweg, dass sie mich gar nicht bemerkten. Doch als ich am Tor von Rifton ankam, war es zugesperrt. Keine einzige Wache stand davor. Erst dachte ich, dass ich jetzt ein Problem hatte – schließlich müsste ich so lange an der Stadtmauer entlang laufen, bis ich ein anderes Tor finden würde. Aber auch dann blieb das Problem mit den Wachen, ich hoffte mal, dass sie noch nicht informiert waren. Ich rieb kurz die Hände, dann kletterte ich schnell und flink an der Stadtmauer hoch. Diese hier war ebenso bröckelig und bewachsen wie die Mauer von Windhelm. Sahen denn alle Städte so heruntergekommen aus? Als ich oben angekommen war, legte ich leicht die Hände auf den Randstein. Langsam lugte ich über die Mauer, ich hatte Glück und war nur in einer Seitengasse. Dementsprechend konnte ich unbemerkt über die Mauer klettern und mich dann hinter einem Wohnhaus verstecken. Durchatmen – und weiter. Aber wie? Ich hatte keine Ahnung wie ich Keerava finden sollte, Shahvee hatte mir nur gesagt das sie sich in Rifton befand. Und langsam wurde es dunkel, ein Schatten senkte sich über die kleine Stadt am See und kroch durch jede noch so kleine Straße. Ich sah weder Flugblätter in den Straßen, noch Wachen die diese in den Händen hielten, daher war ich wohl wirklich für eine Weile in Rifton sicher. Langsam wagte ich mich auf den Marktplatz, die Verkäufer schlossen gerade ihre Stände ab und sicherten ihre Kassen, dann verließen sie den Marktplatz. Ein Mann viel mir besonders auf, der schnell eine Kapuze über seine schulterlangen, braunen Nord-haare warf und ungewöhnlich schnell vom Marktplatz verschwand. Es war der Nord, den ich im Neu-Gnisis-Club getroffen hatte, der von dem Ring wusste. Der Ring, er war noch in meiner Tasche. Ich umfasste ihn kurz, dann lies ich ihn wieder los. Manche Gegenstände haben einen besonderen wert für einen, auch wenn sie noch so sinnlos sind und kein bisschen traditionell, schön oder hübsch anzusehen. Ich wusste nicht warum, aber dieser Ring hatte mich schon an dem Abend in der Taverne angezogen, daher hatte ich beschlossen ihn zu stehlen. Und nun bekam ich das Gefühl, dass er mir ans Herz gewachsen sei. Ich schüttelte den Kopf um die seltsamen Gedanken zu vertreiben und fasste mir ein Herz. Ich beschloss jemanden auf dem Marktplatz anzusprechen und nach Keerava zu fragen.
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~ suddenly princess of skyrim ~
FanfictionNevena Sethan, eine Dunmer, die verarmt im Grauen Bezirk von Windhelm lebt, hätte nie gedacht, wie sich ihr Leben verändern würde, wenn sie ihren Vater kennen lernen würde. Doch dies ist erst der Anfang einer weiten Reise der jungen Dunkelelfe auf d...