Kapitel 6

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Ich tat so als wäre ich eine gewöhnliche Frau die am Markt spazieren ging und lief dennoch schnell zurück in den Bienenstich. Ich packte meine wenigen Habseligkeiten schnell in die Tasche und zog mir den langen Mantel an, der inzwischen in der Fundsachenkiste gelandet war. Während ich die Treppen nach unten lief, zog ich mir die Kapuze tief ins Gesicht. Zum Glück war niemand in der Taverne, außer ein schlafender Säufer und Keerava selbst. „Es tut mir so leid, aber ich denke ich werde bald gesucht werden. Ich muss hier weg!" sagte ich nur schnell und zu meiner Überraschung nickte Keerava verständnisvoll und nahm mich dann in den Arm. „Schreib uns oder besuch' uns mal, wenn du eine sichere Bleibe gefunden hast, Nevena." sagte sie nur mit ihrem zischelnden Akzent. Ich nickte nur lächelnd und trat aus der Tür. Wieso musste ich immer die freundlichen und liebsten Menschen zurücklassen? Ich musste dringend Pergament kaufen und jedem meiner Freunde einen Brief zu schreiben, da würde schon einiges zusammenkommen. Ich schlich um die Häuser, wich den Blicken der Wachen aus und schaffte es sogar der Rüstungsverkäuferin auf dem Markt durch einen Taschendiebstahl ihren Stahldolch abzunehmen. Unbemerkt natürlich. Schnell sprang ich über die Mauer des Marktes und schlich mich von hinten an den Baum an, an dem der grimmige Mann noch immer stand. Er lehnte an dem dünnen Zierbaum und hatte die Augen geschlossen um sich etwas zu sonnen. Ich atmete tief ein, ich musste meinen Platz in der Rangordnung dieser Stadt sichern. Ich verstand nicht viel von Respekt, mir selbst war nie welcher entgegen gebracht worden, es sei denn von meinen eigenen Leuten, aber ich wusste wie wichtig er war. Dementsprechend hielt ich ihm kurz entschlossen den Dolch an den Rücken. Kurz zuckte er zusammen, dann drehte er den Kopf herum. Durch die Kapuze konnte man meine Augen nicht erkennen und meine dunkelgraue Haut verschwamm mit dem Stoff des Mantels. „Mitkommen!" sagte ich nur und auch wenn der Mann nur etwas lachte, folgte er mir in eine kleine Seitengasse, die völlig in Ruhe lag und unbeaufsichtigt war. Der Mann ging mit seinen großen, starken Schritten vorraus und schien eher freiwillig mitzugehen, als sich von mir erpressen zu lassen. Nun standen wir uns gegenüber. „Wenn du noch einer Wache ein Wort über meinen Verbleib sagst, dann bekommst du es mit mir zu tun!" zischte ich leise und lies den Dolch unter den langen Ärmeln des Mantels hervorblitzen. Es klang nicht besonders ausdrucksvoll, aber immerhin nickte er. „Du bist ganz schön gemein, Kleine." sagte er dann lachend. „Ich mag gemeine Menschen, du kriegst keinen Ärger mehr in Rifton." Er grinste schief. Seine Augen zeigten immer noch den gehässigen und grimmigen Blick, aber ich erkannte einen Hauch Freundlichkeit in seinen Worten. „Ich kenne nen Platz für gemeine Menschen..." fuhr er fort. Ich seufzte. „Zum Glück, ich habe keine Ahnung wo ich hin soll..." sagte ich und wunderte mich selbst über meine spontane Offenheit. „Klappe halten und mitkommen." murmelte er nur leise und lief quer über den Marktplatz los. „Warte mal!" rief ich halblaut hinterher, dann bemühte ich mich Schritt halten zu können. Er lief hinunter zu den Kanälen und über eine kleine, aus einem Brett gebaute Brücke. Bald schon waren wir an einem Eingang angekommen, es war eine einfache Gittertür in der Wand. Trotzdem wirkte sie wie ein Tor zu einer anderen Welt, auch wenn diese Welt durch das Gitter wie ein nasses, ekelhaftes Abwassersystem aussah. „Ich muss wieder los, aber ich bin sicher du findest eine Bleibe." sagte er und drehte sich schon um. „Warte!" sagte ich wieder und packte ihn an der Schulter. Er blieb augenblicklich stehen. „Du willst mir ein Versteck im Abwassersystem anbieten? Dein Ernst?" fragte ich und war ziemlich wütend. „Nein, du findest die zersplitterte Flasche auch selbst." sagte er. Nun verstand ich gar nichts mehr. Wieso sollte ich in den Kanälen eine kaputte Flasche suchen. Hatte der Fremde im Neu-Gnisis-Club nicht ebenfalls etwas über eine zersplitterte Flasche gesagt? Hätte ich ihm doch besser zugehört... Ich schüttelte den Kopf um die lästigen Gedanken los zu werden. „Wer bist du eigentlich?" fragte ich ihn dann, das war die letzte Frage die ich noch an den seltsamen Mann hatte. Er sah mich weiterhin grimmig an und stellte sich Breitbeinig vor mich. „Mein Name ist Maul. Und wenn du keinen Stress mit der Jarl von Rifton willst, dann gehst du jetzt durch diese Tür und vergisst das der Huscarl des Jarls dich gerade zur Diebesgilde geschickt hat." sagte er und mir blieb die Luft weg. „Wir beobachten dich schon eine Weile, Rayna" sagte er noch und lies mich einfach stehen. Meinen Namen sprach er nicht aus, er betonte ganz bewusst, dass er wusste wer ich war und Rayna nicht mein richtiger Name war. Mit dezenter Verwirrung öffnete ich das Gittertor und trat in den Untergrund von Rifton ein. Es war dunkel und die Luft war mehr als nur schwülwarm, dennoch schlug ich mich tapfer durch die engen Gänge voller Ratten und Skeever. Leider kannte ich diese Viecher ziemlich gut, im Grauen Bezirk wimmelte es nur so von ihnen und man musste gelernt haben sie zu töten, wenn man an keiner Krankheit zu Grunde gehen wollte. Ich hatte ja zum Glück eine Waffe, selbst wenn sie gestohlen war, brachte sie mir gute Dienste.

~ suddenly princess of skyrim ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt