Als es endlich Mitternacht war, gingen wir, nachdem Brynjolf bezahlt hatte, aus der Taverne und schlugen den Weg ein, den uns der Wirt beschrieben hatte. Es war ein großes Anwesen und man konnte schon von weitem erkennen, dass es das erhabenste Haus der ganzen Straße war. Der Vorgarten war mit Rosen geschmückt und kleine Springbrunnen ließen ihr Wasser in die Luft schnellen um es sofort wieder herunterfallen zu lassen. Brynjolf nickte uns zu und wir sahen uns in der Umgebung um, während Vex blitzschnell die großen Marmortreppen hinaufeilte und in Sekundenschnelle das Schloss knackte. Sie hatte nur einen Dietrich dafür gebraucht und ich brauchte einige Sekunden um dies zu realisieren. Das Schloss war ein starkes Schloss gewesen, so eines, welches teilweise als 'Unaufbrechbar' betitelt wurde. Doch Brynjolf schien das gar nicht zu erstaunen, er zog mich einfach mit sich und durch die große Tür in die Eingangshalle. Vex blieb draußen und bezog einen Posten zwischen einigen Rosenbüschen, von denen man die Straße, aber auch das Haus gut im Blick hatte. Wir anderen beiden standen nun dicht hinter der Tür und atmeten flach. „Brynjolf." zischte ich leise, während er mit den Augen die ganze Halle absuchte. Er sah mich fragend an und ich zeigte nur auf eine große Treppe die an beiden Seiten der Halle zu einer weiteren Etage hinaufführte. Oben am Geländer stand ein Söldner in schwerer Rüstung, der sich schläfrig und müde auf das Geländer lehnte. „Und was jetzt?" fragte ich ihn leise. Brynjolf lächelte kurz und gab mir ein Zeichen, einfach zu warten. Er hatte Recht, es dauerte nicht lange und der Söldner war komplett eingeschlafen. Allerdings würde ihn das leiseste Geräusch wieder aufwecken. Unter einer der Treppen erkannte Brynjolf den Eingang zum Keller und wir setzten langsam einen Fuß vor den anderen. Wir versuchten immer auf den Teppichen zu gehen, die fast die ganze Halle bedeckten, da man uns so noch weniger hörte. Und wir schafften es tatsächlich nach einiger Zeit ungesehen zum Kellereingang zu kommen. Die Tür war nicht abgeschlossen, wie Brynjolf es vorhergesagt hatte. Doch sie quietschte leicht, als wir die Tür nur einen Spalt öffneten um hindurch zu kriechen. Schnell sah ich nach oben zu dem Söldner, der kurz blinzelte und direkt in unsere Richtung sah, aber dann sofort wieder einschlief. Etwas war seltsam daran, er hätte uns gesehen haben müssen. So wie er mir direkt in die Augen gesehen hatte, irgendetwas war faul an der Sache. „Brynjolf, ich hab kein gutes Gefühl dabei." flüsterte ich, als wir durch die Eichenholztür auf die Kellertreppe getreten waren. „Hast du Angst?" fragte er etwas fordernd. Ich schüttelte nur kurz den Kopf und erzählte ihm dann von den Blicken des Söldners. „Außerdem finde ich es seltsam, dass das Haus so gut wie unbewacht ist..." flüsterte ich Brynjolf hinterher, der schon am unteren Ende der Treppe angekommen war. „Ich weiß, Rayna, ich finde die Situation auch seltsam. Aber oft hat man auch einfach nur Glück bei so etwas." flüsterte er und nahm meine Hand in seine eigene. „Wir können nicht mehr zurück, wir sind so nah dran." sagte er leise und sah mich durch seine braunen Augen bittend an. Wahrscheinlich war es wirklich nur Angst von meiner Seite aus und ich interpretierte zu viel da hinein. Wahrscheinlich hatte mich der Söldner gar nicht gesehen, im Schatten der Treppe war ich wohl kaum zu erkennen gewesen. Und wahrscheinlich würde ich nachher über mich selbst lachen können, wenn wir erst diese Dwemer-Statue in den Händen hielten und den Preis bei einem Hehler schätzen ließen.
Wir durchquerten leise einen Lagerraum, an dessen Ende zwei Türen abgingen. Hinter den Türen befanden sich ebenfalls Lagerräume, in denen jedoch kaum Lebensmittel lagerten. Alles war verstaubt und ziemlich schmutzig. „In jedem der Räume muss ein Hebel sein, wir müssen nur beide finden und beide gleichzeitig umschalten." zischte Brynjolf voller Tatendrang und holte erneut die Karte heraus um seine eigenen Markierungen zu lesen. Es dauerte nicht lange und wir fanden die Hebel, einer war in einem alten Fass versteckt und in dem anderen Raum wurde der Hebel als Fackel getarnt. Wir gingen in die unterschiedlichen Räume und ich hörte Brynjolf aus dem anderen Raum flüstern: „1...2...3..." und ich zog den Hebel im Fass nach unten. Es machte 'klick' und so schnell es ging war ich wieder in den ersten Lagerraum gerannt, beinahe wäre ich dabei mit Brynjolf zusammengestoßen. „War es gleichzeitig?" flüsterte ich ihm zu. „Werden wir gleich sehen...anderen falls wird wahrscheinlich ein Alarmsystem oder ähnliches angeschaltet." murmelte er leise und man sah ihm an, wie angespannt er war. Es surrte und ratterte hinter der Wand, obwohl diese aus massivem Stein war, konnte man die Zahnräder der alten Dwemer-Konstrukturen hören. Dann hörte man ein weiteres leises klicken und vor uns tat sich in der Steinwand eine weitere Tür auf. Die Geheimtür war von außen nicht zu sehen gewesen, doch nun schoben sich einige der Steine in der Wand zur Seite und öffneten den Weg in einen weiteren Raum. Am Ende dieses Raumes stand in einer Vitrine eine Statue aus purem Gold. Sie zeigte einen Dwemer-Zenturio, der selbst im schlechten Kerzenlicht mit dem der Raum ausgeleuchtet war glänzte und glitzerte. Der Raum war ansonsten natürlich nicht leer, an den Wänden hingen bemalte Schilde, Schwerter aus Ebenerz und Vulkanglas und goldene Ketten. Wir staunten nicht schlecht, so eine Schatzkammer hatten wir nicht vermutet, auch wenn das Haus selbst schon sehr teuer aussah. Allerdings war die Lage dieses Raumes sehr schlecht gelegen, es gab nur einen Fluchtweg und hatte keine Fenster. Vex würde im Falle eines Problems uns nur sehr schwer Bescheid sagen können – und das wurde uns auch gleich zum Verhängnis. Brynjolf wollte gerade die Vitrine öffnen, als etwas gegen seinen Rücken tippte. Schlagartig wirbelten wir herum und in der Tür standen mehrere Wachen, einer davon bohrte Brynjolf gerade sein Schwert in den Rückenschutz seiner Rüstung. „Wen haben wir denn da, junger Mann? Werte Lady?" fragte er und grinste hämisch. Ich hatte zwar meine Kapuze auf, aber begann sofort zu zittern. Mehr aus Wut, als aus Angst. Gleichzeitig schoss mir jedoch eine Frage durch den Kopf: Wo war Vex? Hatten sie sie auch gefangen als sich versucht hatte uns zu helfen oder war sie weggerannt? Ich hoffte, dass sie ein mal nur an sich gedacht hatte und versucht hatte ihr eigenes Leben zu retten. Die Wache nahm das Stahlschwert von Brynjolfs Rücken, der mit verkniffener Miene die Hände von der Vitrine nahm. Langsam bewegte der Mann das Schwert zu mir herüber und zog mir mit der Spitze die Kapuze vom Kopf. Sofort quoll darunter mein gefärbtes Haar hervor, welches am Ansatz schon wieder begann schwarz zu werden. Ich bewahrte trotzdem Haltung und stand nach wie vor aufrecht vor den Wachen, die alle ihre Schwerter gezückt hatten und auf uns zeigten. Ich konnte relativ gut mit meinem Dolch umgehen und Brynjolf war ebenfalls ein erfahrener Kämpfer, aber wir waren zu zweit und vor uns standen mindestens zehn Wachen. Das würde nicht gut enden. „Wenn ihr doch nur das kleine Diebespaar wärt, für das ihr euch ausgebt, würde ich euch ja nur ins Gefängnis stecken..." sagte der Mann lachend und zeigte mit dem Schwert nun auf meine Brust. „Aber wir haben euch durchschaut." sagte er leise. „Ist es nicht so? - Nevena Sethan. Oder soll ich lieber sagen – Nevena Sturmmantel?" fragte der Wachmann lachend und grinste noch gehässiger. Ich wusste nicht wie mir geschah, man hatte mich tatsächlich gefunden. Ich hatte immer gedacht, dass ich bei der Diebesgilde sicher war. Die Gilde lebte verborgen und versteckt vor der Welt, die Schatten verbargen die Gilde. Aber offensichtlich sollte es nichts so sein. Nicht nur Brynjolf sah mich entsetzt an, sondern auch das Gesicht des Wachmanns veränderte sich. Ich fragte mich, wie breit man eigentlich lächeln konnte und schüttelte nur leicht den Kopf. Liebend gerne hätte ich dem Wachmann sein Lächeln aus dem Gesicht geschnitten, aber ich verwarf den Gedanken sofort wieder. Wir waren einfach zu wenige!
Brynjolf und ich wurden abgeführt und draußen in eine Kutsche mit Gitterstäben an dem kleinen Fenster verladen. Der Söldner, der mich offenbar doch gesehen hatte, stand bei der Tür und nickte dem Wachmann freundlich zu. Es war geplant gewesen uns in die Falle zu locken, alles war geplant gewesen. Doch mich überraschte es, dass der Wirt aus der kleinen Taverne vom Marktplatz draußen bei der Kutsche stand und mich beobachtete, wie ich mehr oder weniger in die Kutsche geschubst wurde. Sofort stellte ich mich an das kleine Fenster und sah zu, wie der Wachmann dem Wirt eine Belohnung auszahlte. Ich erkannte in der Jackentasche des Wirts die Zeichnung von mir mit dem Aufruf, es sofort den Wachen der Stadt zu melden, wenn man mich sehen würde. Mich, Nevena, gesuchte Tochter von Ulfric Sturmmantel. Seufzend setzte ich mich auf den Boden der Kutsche. Sie war eigentlich mehr ein abgeschlossener Holzkasten auf Rädern und daher auch nicht sehr bequem. Ich stütze den Kopf in die gefesselten Hände und sah auf den Boden. Lange hörte ich dem Getrappel der Hufe zu, da die Kutsche von einigen berittenen Wachen begleitet wurde. Brynjolf war in einer anderen Kutsche, die direkt hinter mir fuhr, durch die Gitterstäbe hindurch konnte ich das große, braune Pferd sehen, von dem seine Kutsche gezogen wurde. Vex hatten wir immer noch nicht gesehen und ich hoffte wirklich, dass sie davon gekommen war. Schließlich hatten die Wachen sie auch nicht erwähnt, wenn sie miteinander redeten wurden immer nur Brynjolf und ich genannt. Ich lehnte mich an die Holzwand und legte den Kopf so weit in den Nacken wie es ging, dann schloss ich die Augen. Ich wünschte mich weg von hier, weg an einen anderen Ort an dem es nur mich gab. Auf einen großen Berg zum Beispiel oder in den tiefsten Wald, aber die Realität sah leider sehr, sehr anders aus.
Die Fahrt dauerte lange und ich verbrachte sie größtenteils damit, gegen die andere Seite der Kutsche zu starren und mir alle möglichen Szenarien meiner Zukunft auszumalen oder zu schlafen, da mir irgendwann von dem ganzen Nachdenken ganz schwindelig wurde und mir die Augen zu fielen. Als ich wieder aufwachte, kam die Kutsche gerade zum stehen. Wir waren in Windhelm angekommen und ich musste wohl sehr lange geschlafen haben. Anstrengung machte eben müde.
Zwei Wachen öffneten die Tür und zerrten mich an den Schultern aus der Kutsche. Die Luft in Windhelm war kalt wie immer, es roch nach Salzwasser, nach Schnee und auch nach altem Holz und nassem Stein. Dieser Geruch erinnerte mich daran, wie sehr ich mich in meiner Kindheit daran gewöhnt hatte. Aber jetzt ekelte mich dieser Geruch mehr als an.
Brynjolf wurde ebenfalls aus einer Kutsche gezerrt, die noch unbequemer und hässlicher aussah als die, in der ich die Fahrt verbracht hatte. Wir wurden nun nebeneinander in den Palast geführt, dadurch hatten wir etwas Zeit zum reden. Anfangs liefen wir schweigend gerade aus und sahen nur auf den Boden, dann begann Brynjolf zu reden: „Warum hast du mir nicht gesagt wer du wirklich bist?" fragte er mich. „Ich dachte so kann ich mich selbst am besten schützen..." murmelte ich leise. „Es tut mir leid." fügte ich noch hinzu, auch wenn ich immer noch der Meinung war, dass es besser wahr, wenn ich nicht überall herum erzählt hätte, dass ich gesucht wurde. Brynjolf nickte nur. „Wenn ich das gewusst hätte..." begann er einen Satz, doch beendete ihn nicht. „Hier wird nicht geredet!" rief einer der Wachen und schubste uns beide nach vorne, so dass ich fast gestolpert wäre. Ich blickte hinauf, wir standen nun vor dem Tor des Palastes und die Wachen öffneten gerade die Tür. Was würde mich wohl erwarten? Ich hatte die Hoffnung auf einen freundlichen Empfang schon aufgegeben, also lies ich mich leicht durch die große Tür schleppen und wurde vor dem Thron auf dem Ulfric saß in eine tiefe Verbeugung gezwungen. Als ich aufsah, sah mich Ulfric mit einem Lächeln an. Es war kein schönes Lächeln, eher eines das aussagen wollte: „Ich habe dir doch gesagt ich werde dich finden."
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~ suddenly princess of skyrim ~
FanfictionNevena Sethan, eine Dunmer, die verarmt im Grauen Bezirk von Windhelm lebt, hätte nie gedacht, wie sich ihr Leben verändern würde, wenn sie ihren Vater kennen lernen würde. Doch dies ist erst der Anfang einer weiten Reise der jungen Dunkelelfe auf d...