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Mir werden zum ersten Mal seit langer Zeit die Haare gewaschen, und er ist vorsichtig, aber ich habe ihn enttäuscht; es tut mir leid, zu existieren, dass er es überhaupt mitbekommen musste, wieso bin ich nicht einfach von der Brücke gesprungen, oder habe mich erhängt- wieso habe ich versucht, zu verbluten, wo es doch tausend einfachere Wege zu sterben gäbe? Hätte ich einen dieser Wege gewählt, dann wäre er jetzt nicht in der Unangenehmen Situation, mir die Haare waschen zu müssen; er hätte ein glückliches Leben, und ich wäre endlich tot. Aber das gönnt man mir nicht so, ich bin dazu verdammt, alle um mich herum dauerhaft zu enttäuschen; am meisten mich selbst.
Ich habe wieder angefangen zu weinen, während er meine Haare abtrocknet, und er sieht mich nur an, ich wette er hat Spaß daran, mich leiden zu sehen. Seine Hand liegt auf meiner Schulter, um mich davon abzuhalten, umzukippen, oder nur, damit er leichter in mein Gesicht sehen kann, weil er mich leiden sehen will? Es muss zweiteres sein, denn er hasst mich so, so sehr.
Er hebt mich hoch, und ich bin sicherlich viel zu schwer für ihn; erst jetzt fällt mir auf, dass ich unfassbar schwer sein muss, ich bin so übergewichtig, er muss doch gleich zusammenbrechen. Irgendwie schafft er es doch, mich in mein Bett zu tragen, ich klammere mich an ihm fest, obwohl ich ihm nicht vertraue und er mich hasst; aber ich weine schon wieder, wie ein Mädchen, und als er mich in mein Bett legt, schlinge ich die Arme um meine Knie und schluchze auf.
Ich bin so unfassbar wertlos, und übergewichtig, und ich mache nichts als Probleme und warum, warum, warum bin ich nicht endlich tot? Es wäre doch für uns alle besser, wenn ich einfach tot wäre. Ich will nur noch sterben, wenn ich ehrlich bin, aber will ich dass nicht immer?
Er fährt mir mit der Hand durch die frisch gewaschenen Haare, bevor er mich an sich zieht. Er hasst mich, ich verstehe nicht, warum er das macht? Ist er nicht der Teufel?
Meine Augen sind tränenverschleiert und rot, und ich sehe ihn dadurch an, sehe ihn nur an.
Ich vertraue ihm nicht.
Er bleibt bei mir, irgendwann schläft er ein, wir liegen nebeneinander und er hat die Arme um mich geschlungen. Sobald er eingeschlafen ist, stehe ich auf.

Ich versuche, mich in meiner Wohnung mit einem Schal meiner Mutter, der hier noch rumlag, zu erhängen.

Er hält mich auf.

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