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Ich zittere wie ein kleines Kind, als er so direkt vor mir steht, in der Hand die Klinge, die ich gestern Abend noch benutzt habe; mit der anderen Hand hält er mich am Pulli fest, und er sieht aus, als wäre er den Tränen nahe, seine Augen sind auf jeden Fall mit einem Schleier überzogen- ich selbst, ich weine schon lange, seitdem er mich so festhält, und mir die Klinge zeigt. Ich hatte gehofft, er sieht es nicht, es fällt ihm nicht auf; ich wollte ihn nicht schon wieder enttäuschen und habe es doch, verdammt noch mal, schon wieder getan, weil ich ihn immer enttäusche, ich enttäusche ihn immer und immer wieder, dabei will ich dass doch gar nicht; ich bin doch nur verliebt in ihn, ich würde ihn niemals verletzen, enttäuschen wollen; und mache es doch immer und immer wieder.
" Es tut mir leid", heule ich auf, lasse meinen Kopf hängen, und die Tränen tropfen auf den Fußboden; gleich wird er mich loslassen, seine  Hände von mir wegnehmen und gehen; er wird seine Sachen packen, mich alleine lassen, weil er endlich verstanden hat, dass ich nur eine blöde, rießige Enttäuschung bin, dass ich nur ich bin und immer ich sein werde, dass ich ihm nichts zu bieten habe, ihm nichts bieten kann, weil ich eben immer nur ich bin. Immer nur ich. Immer.

" Dario, verdammt", murmelt Dominik, tritt näher an mich ran, zieht mich in eine Umarmung, die ich nicht erwidern kann, weil meine Hände zittern, und ich viel zu beschäftigt bin damit, nicht vor weinen und Erschöpfung umzufallen. " Bitte, ich kann doch nicht- ich hab so Angst, du, du... Wenn du tot bist, wen habe ich dann noch?", flüstert er, und ich bleibe stehen. Gehört das zu seinem Plan, mich zu zerstören? Will er so tun, als würde ihm etwas an mir liegen?
Er weint leise, hat mich immer noch festumarmt, und fast wie von selbst, versuche ich, ihn zu trösten. Dominik soll nicht weinen. Er hat alles Gute der Welt verdient.
" Es tut mir leid", flüstere ich nochmal.




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