Kapitel 2

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Mein Wecker klingelt und weckt mich aus meinem wohlverdienten Schlaf. Heute ist es soweit...mein erster Schultag, an meiner alten Schule. Das Gute ist, ich sehe Sahar wieder, das Schlechte ist, ich weiß nicht, ob mich die Anderen noch erkennen, oder nicht. Ist Yusuf noch an der Schule? Oder Mert?! Diese Nervosität ist nicht gut für mich, aber trotzdem! Ich stehe auf und strecke mich. Ach, Montag Morgen und man fühlt sich schon soo gut! Sarkasmus lässt grüßen... Im Bad putze ich mir die Zähne, gehe duschen, creme mich ein, mache ein bisschen Wimperntusche und Lipgloss rauf und gehe mit einem Handtuch um meinen Körper ins Schlafzimmer zurück. Vor meinem Schrank mach ich halt und grüble. Ich hasse es jeden Morgen vor diesem Kleiderschrank zu stehen! Muss das sein?? Das ist total schwer! Vor allem, wenn es der erste Schultag ist. Danach fällt es mir eigentlich leichter. Ich greife schließlich nach einer schwarzen Jeans, einem weißen langen, T-Shirt, dass an den Seiten gerissen ist und meine Hose offenbart. Bis zu meiner Hüfte. Man sieht nur ein bisschen Haut. Das sieht nicht mal schlecht aus. Meine Freunde auf der anderen Schule meinten, dass ich sehr sportlich gekleidet bin, wobei sie nicht mal ganz unrecht haben. Ich ziehe nicht sehr schicke Sachen an, eigentlich nur, wenn ich gezwungen werde. Aber zu mir passt auch mehr der Sportliche Style. Klar ziehe ich auf afghanischen Hochzeiten auch lange Kleider an und so. Also allgemein auf Hochzeiten. Ich glaube in meinen Nikes und einer Jeans würde das nicht gehen... Meine Haare lasse ich wellig wie sie aus Natur sind, auf meine Schulter fallen. Ich schnappe mir meinen Rucksack und gehe die Treppen runter in die Küche. Dort sitzt bereits mein Vater zusammen mit meiner Mutter. Sie sind der Meinung, dass wir immer alle gemeinsam frühstücken sollen und ich bin auch nicht dagegen. Im Gegenteil, es macht sogar ziemlich Spaß mit meinen Eltern an einem Tisch zu essen! Ich setze mich gegenüber meines Vater. Meine Mutter steht noch am Herd und brät Eier. "Salam Padar(Vater), Salam Madar(Mutter) " sage ich mit einem Lächeln. "Salam." kommt von Beiden. "Gleich ist dein erster Schultag, freust du dich?" fragt mein Vater. Ich nicke nur, sage nichts mehr dazu. Weil, ich glaube, wenn ich sagen würde, dass ich Angst habe und ziemlich nervös bin, wieder in diese Hölle zu gehen und die Ausgeburt der Hölle selbst namens Yusuf wieder zu sehen , würden sie mich in eine Klapse schicken. Denn ich bin zu Hause immer total happy. Ich glaube das ist nicht mehr normal, wie glücklich ich zu Hause sein kann. Das ist wirklich etwas erschreckend, wenn man sich den Unterschied zwischen meinem 12 Jährigen Ich und meinem 16 Jährigen Ich ansehen würde. Aber das tut nun nichts zur Sache. Ich lächle, als meine Mutter mir einen Teller mit Ei und Sucuk (türkische Wurst) rüber schiebt. "Tashakor (Danke)." lächle ich. "Noshe Janed bachem!( Lass es dir schmecken mein Kind)" antwortet meine Mutter lächelnd und reicht auch meinem Vater einen Teller. "Do Sal manda, ta maktaba khalas koni. Wow, dokhtare ma kalan schuda name khuda! (Noch zwei Jahre bis du die Schule beendest, wow, meine Tochter ist groß geworden, im Namen Gottes.)" "Ja, Baba (Papa) ich weiß haha." erwidere ich lachend. Ja, mein Vater kommt immer oder eher gern auf dieses Thema zu sprechen. Als mein Bruder die Schule beendet hat, war er stolz, aber ihm tat es nicht so weh ihn gehen zu lassen, als wenn ich meinen Abschluss mache und gehe. Ich werde meinen Abschluss schon mit 17 machen, da ich früher eingeschult wurde. Und meine Eltern finden, dass es war anderes ist ein Mädchen groß zu ziehen und sie gehen zu lassen, als bei einem Jungen. 'Jungen sind nicht so fürsorglich wie Mädchen!' Sind die Worte meines Vaters. Er liebt uns beide gleich viel, aber er zeigt es Ismael nicht so sehr, wie mir. Ich glaube man kann das seiner Tochter besser vermitteln, als seinem von Testosteron gesteuerten Sohn, der mit Sachen wie Liebe nicht klar kommt. Mein Bruder ist schon ein Macho, wenn er ein Mädchen mag, und wenn es um seine Familie geht, dann ist Ismael ein richtiger Bad Boy.

Ich sehe auf die Uhr und springe auf. "Nawacht shuda! Bayat burum ke Bus as peschem nara! (Es ist spät geworden, ich muss gehen, damit ich den Bus nicht verpasse!) "Okay bachem (mein Kind) Viel Spaß in der Schule. Khuda hafiz!" (Auf wiedersehen, möge Gott mit dir sein) Ich erwidere khuda hafiz und gehe in den Flur, wo ich mir schnell meine schwarzen Nikes anziehe und gehe aus dem Haus. Ich sehe auf die Uhr an meinem Handgelenk. Der Bus kommt gleich. Der hält praktischer Weise direkt vor meiner Haustür! Also man muss zwar auf die andere Straßenseite laufen, aber das ist nichts. Der Bus kommt angefahren und ich steige ein. Ich sehe im Wagen lauter Jugendliche mit gequälten Gesichtsausdrücken und vermute, dass die auch zur Schule müssen. Diesen Bus habe auch ich früher genommen, um in die Schule zu kommen. Bloß, dass ich jetzt nicht mehr so lang fahren muss. Ich wohne jetzt viel Näher an der Schule. Ich stehe die 10 Minuten Fahrt einfach und warte. Alle haben entweder Kopfhörer im Ohr oder reden aufgeregt über ihre Sommerferien. Ich schloss mich den Kopfhörer-Menschen an und hörte Musik. Bisher scheint mich irgendwie keiner zu kennen. Ich bin erleichtert, bis ich erkenne, dass die nächste Station mein Ziel ist und alle Schüler, die schon mal mit mir in einer Klasse waren dort standen und auf ihre Freunde warteten. Ich erkannte einige Gesichter und hoffte nicht erkannt zu werden. Zu meinem Erstaunen sah ich sogar Can. Für alle, die sich nicht mehr erinnern. Er ist der, von Yusufs Leuten gewesen, der mich mal getröstet hatte, er ist ganz anständig. Wenn er mal nicht bei Yusuf und Mert war, versteht sich. Sahar erkannte ich auch, sie lehnte an der Schulmauer und wartete auf mich. Und wenn ich meine, dass wir uns ähnlich sind, dann meine ich das auch! Sie hat genau das gleiche an wie ich! Bloß, dass sie statt weiß immer schwarz und statt schwarz weiß an hatte. Als der Bus hielt stieg ich als Letzte aus, damit mich wirklich auch keiner erkennt. Als alle zu ihren Freunden sind, gehe ich unauffällig rüber zu Sahar, die von ihrem Handy aufsieht. "Ah da bist du ja, Nila!" sagt sie lächelnd und umarmt mich. "Komm, der Rektor macht gleich die Ansage!" sagt sie lächelnd. "Okay!" lächle ich. "Warum bist du so gut drauf, Montags bin ich immer der totale Emo." grinse ich. "Ach, ich bin nur froh, dass ich nicht die Einzige neue bin!" grinst sie. "Achso!" grinse ich zurück. Selbst ihr Make Up war wie meins! Als wir hinter den Anderen auf die Schule zu gingen, rempelte mich jemand an. "Hey! Kannst du nicht aufpass-" Ich sehe hoch und wollte mich entschuldigen, als ich in die Augen von Can sehe. "Nila?" fragt er überrascht . Ich wollte meine Tasche hoch heben, die von meiner Schulter gefallen ist und knie mich hin, genau in dem Moment kniet auch Can sich hin. Unsere Köpfe knallen zusammen und wir stöhnen beide vor Schmerz auf. "Alles okay?" fragt er lächelnd. "Ähm ja und bei dir?" frage ich. "Alles gut." Er hebt meine Tasche hoch und zieht mich an der Tasche hoch. "Danke." sage ich leicht lächelnd, als er mir die Tasche reicht. "Was machst du denn hier?" grinst Can. "Du hast dich kaum verändert, siehst immer noch schön aus." Und das ist der Moment in dem wir Beide einfach rot werden. "Ähäm." räuspert sich Sahar hinter uns und wir drehen uns zu ihr. "Ähm, willst du uns vielleicht mal vorstellen?" grinst sie. "Oh ähm, das ist Can, Can, das ist Sahar." er lächelt sie an und sein Lächeln war so schön. "Hey!" sagt Sahar grinsend. "Krass, dass du dich noch an meinen Namen erinnerst, trotz der ganzen Sachen die damals passiert sind." sagt er. " Du hattest ja keine Schuld.." sage ich leicht lächelnd. Ein Moment der Stille breitete sich aus, bis Can diesen unterbrach.  "Okay, dann sehen wir uns gleich bei der Versammlung?" fragt er lächelnd. Kann er mal bitte aufhören zu lächeln?! Dieses Lächelnd wird mich noch umbringen! "Ähm, klar..." lächle ich zurück. Plötzlich legt er seine Arme um mich und löst sich erst nach ein paar Sekunden von mir. "Okay, wir sehen uns gleich, bis gleich Leute!" sagt er grinsend und geht. Als er außer Reichweite war, fing Sahar an zu kreischen. "Oh mein Gott! Der steht auf dich!" schreit sie. "Bist du mal still?!" frage ich panisch. "Ey, jeder Mensch, der Augen im Kopf hat, konnte das erkennen!" ruft sie nun leiser. "Nein, das stimmt nicht. Wir sind nur...Freunde." sage ich. "Ey dokhtar! (Mädchen) Rede keine Scheiße! Ich weiß, wann ein Junge auf jemanden steht!" ruft sie grinsend. "Okay, reicht ja!" sage ich und werde rot. "Findest du echt?" frage ich nun etwas kleinlaut. "Ähm, ja!", sagt sie ernst und grinst. Wir liefen in die Schule. "Was meinte er mit dem, was früher passiert ist?" Ich sehe sie an und beiße auf meine Unterlippe. "Das erklär ich dir später." sage ich und als es klingelt rennen wir los. Es ist das fünf Minuten klingeln. Die Oberstufe hat den Saal komplett betreten und wir rennen als die Letzten in den Saal. Zum Glück hat uns noch keiner bemerkt. Alle außer Can. Er winkt mich zu sich. Doch der Rektor kam auf die Bühne und alle fingen an zu klatschen. Auch Sahar und ich klatschten und blieben an der Tür stehen. Die ersten 10 Minuten der Rede ignorierten Sahar und ich und fingen an zu reden. Es bemerkte auch keiner, weil die auch alle beschäftigt waren. Plötzlich ertönen unsere Namen. "Nila Anwari und Sahar Safi auf die Bühne bitte." Ich wurde nervös und Sahar zog mich mit sich auf die Bühne. "Das sind eure neuen Mitschüler. Sie sind nun auch in der Oberstufe und werden ebenfalls ihr Abitur mit euch machen. Alle 12ten versuchen bitte, sie so gut wie möglich hier zu integrieren." Ich sah mich ein bisschen in den Schülermengen herum. Es waren einige Gesichter, die ich sogar wieder erkannte. Als mein Blick an einer Person hängen blieb. Die kalten Grünblauen Augen von Yusuf bohrten sich in meine. NEIN! Das kann doch nicht sein! Was macht der denn noch hier?! Sein interessierter Blick wanderte an mir hoch und runter. "Ich wünsche ihnen nun viel Spaß bei den ersten Stunden nach den Ferien. Ich erinnere sie noch einmal an die Oberstufenfahrt, die stattfinden wird. Die Überweisungspapiere werden von den Tutoren verteilt. Vielen Dank fürs Zuhören." Somit beendete er seine Rede und alle Schüler stürmten aus dem Saal. Ich packte Sahar am Arm und versucht so schnell wie möglich aus dem Saal zukommen. Er hat mich nicht erkannt. Er darf mich nicht erkannt haben. "Ey Nila, bleib stehen! Wohin rennst du denn?" höre ich Cans Stimme. Ich bleibe stehen und Sahar wird von mir zum Stehen gebracht. "Hey der Unterricht fängt erst in 25 Minuten an, wohin willst du denn so schnell?" fragt er grinsend. Als plötzlich Yusuf hinter ihm auftaucht. Yusuf, Mert und ein neues Gesicht, dass ich nicht einordnen kann. "Da ist ja wieder die kleine Streberin!" ruft Mert. "Was? Woher kennst du die?" fragt Sahar. "Nicht jetzt, ich erkläre es die später." flüstere ich. Yusuf tritt vor mich und sieht mir in die Augen. "Na? Erinnerst du ich noch?" frage ich plötzlich und frage mich woher dieser Mut kommt. "Als ob ich dich nicht erkennen würde, Janem. (mein Leben)" flüstert er und betont das Janem sehr sarkastisch. "Ach schön, nach vier Jahren bist du immer noch auf dieser Schule, Zindagie ma (Mein Leben)!" sage ich gespielt lächelnd. "Ey es reicht Leute, wir sollten gehen." sagt Can. "Was willst du Spast eigentlich von Nila?" fragt Sahar. Nein, Sahar man. Warum machst du sowas? "Wer ist denn das?" fragt auf einmal der Neue Anhänger von Yusuf. "Interessiert dich nicht!" droht Sahar. "Ach Amir, da hat es jemand auf dich abgesehen!" sagt Mert grinsend. "Halt deine Fresse." sagt Sahar zu Mert. Amir sieht eigentlich genau so aus wie Yusuf, bloß, dass Yusuf ziemlich dunkelbraune Haare und Amir komplett schwarze Haare hat. Das erkannte man kaum und auch ihre Muskeln und ihr Style waren ziemlich gleich. Die Beiden sahen schon gut aus. Yusuf hat eine schwarzen Bomberjacke an und Amir eine grüne, dazu eine helle Jeans und Nikes. Yusufs Sachen sind dunkel gehalten. "Nila, komm wir gehen jetzt einfach zum Unterricht!" sagt Can. "Was stehst du eigentlich auf ihrer Seite?" knurrt Yusuf. "Weil es nicht okay war, was wir ihr angetan hatten." meint Can darauf. Die Beiden sehen sich mit Killerblicken an. Auch Sahar und Amir töten sich gegenseitig mit ihren Blicken. Dann klingelte es zum Glück endlich. "Das ist noch nicht vorbei." meint Yusuf und auch Amir sieht Sahar gefährlich an. Can nahm meine und Sahars Hände und zog uns mit sich. Wow, dieser Tag war ziemlich...ereignisreich. Und er ist noch nicht mal vorbei.

HIS~Nila&YusufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt