Kapitel 8

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Sahars Sicht:

Gerade hab ich mich noch von Nila verabschiedet und hab mich mehr oder weniger gleichgültig auf den Weg nach Hause gemacht. Nun ja... Als ich dann mitten auf der Straße aus meinen Gedanken gehupt wurde, war die Gleichgültigkeit direkt weg. Mein erster Gedanke? Wer war das?! Zweiter Gedanke? Wie kann ich der Person zeigen, was ich davon halte und dritter Gedanke? Was tun wenn es Amir ist?

Seufzend drehe ich mich zum Wagen, während Amir gerade sein Fenster runterkurbelt. "Na?" grinst er. Ich seufze. "Was Amir?" "Oha okay, hast du deine Tage?" fragt er und ich war wieder einmal kurz vorm ausrasten. "Ist das jetzt dein ernst?!" "Was soll sein?" fragt er grinsend, weshalb ich ihm gerne den Kopf abreißen will. "Bitte lass mich einfach in Ruhe!" sage ich genervt und will weiter laufen. Doch nein, der verehrte Herr hier, steigt aus und stellt sich blitzschnell vor mich. "Was verdammt?!" "Sei doch mal nett man! Ist ja nicht auszuhalten hier!" Ich sehe ihn empört an, und seufze. "Was?" "Der Vortrag, vergessen?" fragt er und ich sehe ihn verwirrt an. "Was kümmert es dich so hart? Du tust doch eh nichts für deine Noten!" sage ich und er sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Woher willst du das wissen?" fragt er und in dem Moment wurde ich rot. Ich habe noch keine seiner Noten gesehen und urteilte schon über ihn. Was ist los mit mir?! Ich hab doch sonst keine Vorurteile! "Okay, dann lass uns gehen." sage ich und versuche, die Situation von gerade eben ungeschehen zu machen. "Gut, lass uns fahren, steig ein." grinst er. "Jak ras kale ta mekanum, Amir!(Eines Tages werde ich dir den Kopf noch abreißen, Amir)" murmle ich vor mich hin. "Wie bitte Janem (Wie Canim)?" fragt er grinsend. "Nichts Amir jan... (Sowas wie lieber Amir)" lächle ich süß. Er schüttelt nur grinsend den Kopf und steigt ein. Scheiße man, ich steige schon zum zweiten Mal in diesen Wagen ein... "Kommst du? Oder soll ich dich tragen?" fragt er und ich steige einfach ein. Ich habe Glück, dass meine Verwandten alle in Österreich sind und ich und meine Eltern hier allein sind. Mein Bruder ist in Schottland und studiert und meine Eltern sind auf Reise mit der Firma. Die haben wohl geschäftliche Dinge zu erledigen. Also kennt mich hier keiner. "Ey, warum so still?" Ich drehe mich verwirrt zu Amir. "Wir fahren gerade seit einer Minute... ich glaube, dass das nichts darüber entscheidet wie still ich bin... oder wie viel ich rede..." Er schüttelt nur den Kopf. "Ja ja, ist ja gut. Dann lass uns über was reden." "Das wäre?" frage ich überrascht und er grinst. "Wieso bist du hier?" fragt er und ich runzle die Stirn. "Du hast mich gezwungen, weil wir noch einen Vortrag vorbereiten müssen..."sage ich, während ich aus dem Fenster sehe. Er schüttelt lachend den Kopf. "Ach Babe... du bist so süß." Etwas verlegen sehe ich zu ihm. Hat er mich gerade süß genannt? Und Babe?  "Ich meine, warum bist du zu uns gewechselt, an die Schule meine ich." "Meine Eltern sind mit mir hier her gezogen, wegen ihrem Job." Er nickt nur und fährt lässig mit einer Hand weiter.  Wenn ich mir sein Profil ansehe, kann ich eigentlich nur staunen. Er sieht so abartig gut aus. Wenn sein Charakter so schön wäre, wie er es ist, würde ich ihn auf der Stelle heiraten, doch der liebe Amir hier, ist nicht so wie ich es mir wünsche. "Azizam, ich weiß, dass ich hübsch bin, du musst mich nicht so anstarren... Kannst auch ein Foto machen." grinst er und ich bin wieder einmal kurz davor ihm an die Gurgel zu springen. "Ich starre dich nicht an, weil du schön bist. Ich..." "Warte aber du gibst zu, dass du mich anstarrt?" grinst er und ich werde wieder einmal rot. "Egal, rede weiter Babe." Grinst er und sein Ego ist nun wieder gewachsen. "Ich hab mich nur gefragt,..." "Ich höre?" "Ich hab mich nur gefragt, wie man so leicht mit einer Hand fahren kann, also weil die fällt es anscheinend so leicht..." sage ich unsicher lächelnd. Ist das jetzt dein ernst, Sahar?! Ist das jetzt dein Ernst?! Ich starre ihn an, weil ich mich frage, warum es ihm so leicht fällt mit einer Hand zu fahren?! Ich habe einen Vollschaden! Ich hätte ihm gleich sagen können, dass ich ihn so dermaßen hübsch finde, dass ich mich frage, ob seine Eltern Top Models sind! 'Das hast du jetzt aber wieder toll hinbekommen Sahar...'  Ich sehe peinlich berührt aus dem Fenster und könnte vor Dummheit heulen... "Ich kanns dir mal beibringen." sagt er und ich sehe ihn an. Er lächelt einfach nur. Was? Keine Verachtung? Kein selbstverliebten Bemerkungen? "Wenn du denkst, ich wäre wie Yusuf, dann irrst du dich. Ich habe schon ein gewisses Feingefühl für sowas." grinst er und ich sehe ihn verwirrt an. "Du redest so über deinen Kumpel?" frage ich verwirrt. Wow, das ist echt überraschend. "Kleines, nur weil Yusuf und ich Freunde sind, heißt es noch lange nicht, dass ich es gut finde, was Yusuf damals getan hat. Ich weiß von der ganzen Scheiße bescheid. Ich bin eindeutig anders." sagt er nun leicht lächelnd, was mich echt mehr als verwirrt. Warum ist es ihm wichtig, mir zu sagen, wie er ist. Ich glaube, ich habe ihn doch etwas anders eingeschätzt. Völlig in Gedanken, habe ich nicht bemerkt, wie Amir plötzlich über mich gebeugt, seine Hand zu meinem Gurt wandern lässt. "Da muss ich dich sogar abschnallen." grinst er und ich werde wieder rot. Meine Wangen nehmen direkt die Farbe einer Tomate an. "Du.. du hättest mir auch sagen können, dass wir aussteigen. Dann hätte ich das auch selber machen können..." sage ich etwas überfordert mit Amirs Nähe. Er löst den Gurt, entfernt sich aber nicht. Ich merke wie ich mich automatisch weiter in den Sitz drücke. Seine Nasenspitze war von meiner nur wenige Millimeter entfernt und ich glaube ich raste gleich aus. Bitte nimm doch dein Gesicht von mir weg, sonst werde ich verrückt. Ich merke, wie sein Blick zwischen meinen Lippen und Augen hin und her wandert. "Okay, wir sind da." haucht er grinsend und geht dann auf Abstand. Ich atme erleichtert aus und danke Gott dafür, dass er mich gerade aus dieser Situation befreit hat. Als ich aussteige, bemerke ich, dass wir gar nicht bei Amir waren. "Amir? Wo sind wir?" frage ich verwirrt. Er taucht plötzlich neben mir auf und seine plötzliche Nähe lässt mein Herz höher schlagen. "Wir sind bei Nila." grinst er und ich sehe ihn verwirrt an. Wir laufen zur Tür und er klingelt. "Warum sind wir bei Nila?" Ich meine, klar freue ich mich  hier zu sein, immerhin liebe ich Nila, aber ich dachte wir wollten an einem Projekt arbeiten. Und was wenn ihre Eltern zu Hause sind?! Dann bin ich am Arsch, weil Amir neben mir steht. "Keine Angst, Yusuf ist auch da, sie hat sturmfrei." Er zeigt auf den Mercedes in der Auffahrt. Ich nicke nur und plötzlich geht die Tür auf. Nila stand dort und sieht und erstmal erleichtert und dann verwundert an. "Was macht ihr denn hier?" Ich wollte gerade antworten, als Yusuf von hinten auftaucht und seine Hände auf Nilas Hüften legt. Okaaaaaay... sie hat mir etwas zu erklären! "Prinzessin, was bist du so unhöflich, lass doch unsere Gäste rein." "Tu nicht so, als würde wir hier wohnen!" sagt Nila genervt und an ihrem Tonfall merkt man, dass sie schon etwas länger mit ihm zu tun hat. "Warum seid ihr eigentlich hier?" fragt Nila. "Amir hat mich mit geschleppt." sage ich und zeige auf Amir neben mir. "Yusuf hat uns eingeladen." sagt er und zeigt auf Yusuf. Yusuf grinst Nila an und sie stemmt ihre Hände in die Hüfte. "Ich dachte wir machen den Vortrag." richte ich mich an Amir.  "Klar, aber bei mir zu Hause sind meine Geschwister. "Und?" frage ich. "Mein großer Bruder ist einfach nur nervig, deshalb." sagt er und ich sehe ihn mit zusammen gezogenen Augenbrauen an. "Okay, wenn ihr schon hier seid, dann kommt ins Wohnzimmer." sagt Nila an uns gewandt und wir nicken. "Sahar kommst mal kurz mit in mein Zimmer?" fragt mich Nila und ich nicke. "Uhr darf ich mit kommen, Zindagim?" fragt Yusuf. "Nein! Du und Amir bleibt hier! Und wehe einer von euch bewegt sich auch nur einen Zentimeter von hier weg!" sagt sie wütend und Yusuf zieht sie an sich, was mich überraschte, Amir überraschte und vor allem Nila nicht kalt ließ. "Okay, janem. Dafür beeilst du dich aber." grinst er und sie nickt nur etwas hypnotisiert, ist klar, Yusufs Augen waren nicht ohne. "Lass uns gehen!" sagt sie dann an mich und zieht mich mit hoch in ihrem Zimmer schloss sie die Tür und sah mich verzweifelt an. "Was ist nur los, Sahar?!" fragt sie verzweifelt. "Wie?" frage ich und sie vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen. "Ich komme nicht drauf klar. Er ist plötzlich so anders zu mir! Du hast doch gesehen wie er ist! Er hat mich früher gemobbt! Sahar ich bin am verzweifeln." sagt sie und lässt sich auf ihr Bett fallen. "Hey..." sage ich beruhigend und lege meine Arme um sie. "Vielleicht ist er einfach erwachsen geworden?" frage ich und sie schüttelt ihren Kopf. "Aber warum hat er dann so reagiert, als er mich gesehen hat. Sahar er hat es in weniger als einer Woche geschafft mich verrückt zu machen. Seine Nähe löst komische Dinge in mir aus... Seine Nähe verwirrt mich, trotzdem gefällt sie mir. Weißt du was ich meine?" fragt sie und ich nicke langsam. So was habe ich doch auch gefühlt als Amir mir im Auto so nah war. Außerdem denke ich plötzlich anders über ihn, als am Anfang und das ist gerade mal zwei Tage her!" Ich schlucke und lege einfach wieder meine Arme um sie. "Komm schon, Kopf hoch." lächle ich sanft. "Genau, ich mach mir jetzt nichts draus, ich meine, vielleicht kann ich es einfach auf mich zu kommen lassen." Ich nicke lächelnd und sie nickt wieder. Wir gingen aus dem Zimmer und liefen runter ins Wohnzimmer. "Ich glaube, es wird Zeit, sich ans Projekt zu machen." sagt Nila lächelnd und Amir und Yusuf sehen uns mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Na dann." setzt Amir an und zieht mich zum Sofa und holt meine Tasche. Ich wollte mich gerade an die Arbeit machen, als ein Hany klingelt. "Es stellte sich als Nilas raus und sie ging ran. "Oh hey Eda, was ist los?" Doch mehr sagte Nila nicht mehr, denn sie wurde von Eda vollgeredet. Sie war total aufgebracht, das hörte man sogar bis hier hin. "Was?!" fragt Nila am Ende und alle Gesichtszüge entgleisten ihr. "Okay, danke." zitterte sie. Ich ging direkt auf sie zu. "Hey, was ist los?" frage ich und umarme sie. "Yusuf geh auf die Schulwebsite." bringt Nila schwer hervor. Die Schule hat eine eigene Seite, auf der Schüler eine Community gebildet hatten. Wir vier beugten uns alle über den Laptop und Yusuf liest vor. "Nila, die kleine Schlampe hat gleichzeitig was mit Can und Yusuf. "Warum machst du das Nila? Was für eine Selbstbestätigung willst du damit? Obwohl, Beide wollen ja nichts von dir..." liest er und Nila fängt an zu zittern. Ich lege meine Arme wieder um sie und Yusuf und Amir sehen uns ... mitleidig an. Warum? Vor allem hätte ich den Blick niemals von Yusuf erwartet. "Warum macht man sowas? Erst wurde ich in der Schule gemobbt und jetzt kommt Cybermobbing dazu! Warum?! Was hab ich denn getan?!" fragt Nila und ihr rollen Tränen über die Wange. "Bitte, erklärt es mir!" ruft sie verzweifelt. Plötzlich steht Yusuf auf und nimmt mir Nila ab. Er legt seine Arme um sie und zieht sie an sich. WHAT THE FUCK?! "Hey, ist doch alles okay, du weißt, dass das alles nicht stimmt oder? Mach dir nichts draus... Du darfst dir das nicht zu Herzen nehmen..." sagt er und ich sehe erstaunt zu ihm. Nila brauchte das aber. Sie brauchte diesen Trost den er ihr spendete. "Und, guck, da sind Kommentare, die diese Aussage total verneinen. Keiner glaubt das!" er zeigt mit einer Hand auf den Laptop und Nila löst ihr Gesicht aus Yusufs Brust. "Alle denken, dass du nicht so bist. Wir wissen alle, dass du nicht so bist!" sagt er. Ich sehe zu Amir, der Yusuf auch so ansieht, wie ich ihn gerade ansehe. "Danke." schluchzt sie. "Danke, dass du das sagst." sagt Nila und wischt sie die Tränen weg. "Dann lasst uns mal mit dem Vortrag weiter vorbereiten." sagt sie und ich sehe sie besorgt an. "Ist wirklich alles okay?" "Ja, ich sollte mir das alles nicht zu Herzen nehmen..." sagt sie leicht lächelnd und ich nicke langsam. "Okay...dann lasst uns weiter machen." sage ich und alle machen sich an die Arbeit. Irgendwas war hier faul...

HIS~Nila&YusufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt