Kapitel 7

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Mittlerweile war mir die Reaktion am Vortag bei Yusuf zu Hause echt unangenehm... Ich hätte nicht so über reagieren dürfen, immerhin hat Yusuf recht. Er will nichts von mir und ich sollte mir auch echt nichts drauf einbilden... Aber ein Problem habe ich trotzdem. Was ist jetzt mit Can? Er ist gestern rausgestürmt, ohne auf mich zu hören, ohne, dass ich ihm die Situation erklären konnte. Ich weiß, es wäre echt armselig und erbärmlich einem Menschen nach zu laufen, der früher einen Anteil an meinem Leid geleistet hat. Aber... er hat sich doch verändert. Ich werde erstmal nichts großartiges unternehmen, mal sehen  ob ihm das mit uns so wichtig ist, dass er zurück kommt, um das zu klären. Aber oaky, ich werde ihm nicht nachrennen.

 Aus meinem Bett raus, ging ich sofort ins Bad und machte mich fertig. Halt meine übliche Morgenroutine. Als ich dann fertig war, ging ich in mein Zimmer zurück und zog mir eine schwarze Hose an, dazu ein weißes Shirt mit schwarzem Aufdruck. "Nilaaaa!" höre ich bereits meine Mutter rufen, doch ich war natürlich damit beschäftigt nach Socken zu suchen. Ich finde die nie! Als würden die vor mir weglaufen... okay die können nicht laufen. Aber ihr wisst, was ich meine! Wenn ich genauer darüber nachdenke, war das sogar eine Art Flachwitz, weil... ach egal! Als ich endlich ein schwarzes Paar Socken fand, quietschte ich vor Freude auf und rannte runter zu meinen Eltern. "Warum hast du so lang gebraucht?" fragt meine Mutter, als ich mich zu den beiden setzte. "Hab Socken gesucht." Sie nickt nur grinsend und wir begannen zu essen. "Ich bin heute auf Arbeit, und dein Vater auch. Also den ganzen Tag halt. Ta ma biajem der mescha. (Bis wir kommen, wird's spät.) Wir fahren noch zu deiner Oma. Also warte nicht auf uns und ah bestellt dir einfach was zu essen!" sagt sie und ich kam gar nicht richtig mit, weil sie so viel Informationen auf einmal rein gab. Ich nickte nur abwesend und versuchte alle Informationen nochmal zu verarbeiten. Schließlich nicke ich wieder. "Okay." gab ich einfach von mir. "Das Geld liegt auf dem Tresen!" sagt sie bevor ich aufstand und beiden einen Kuss auf die Wange gab. "Ist okay, bin weg!" "Amo (Aber)..." Doch ich war schon längst aus dem Haus und zur Haltestelle. An de Bushaltestelle kam gerade der Bus angefahren und ich stieg ein. Wieder einmal war hier die Hälfte der Schule drin, doch diesmal fingen sie an zu tuscheln. Sie sahen mich alle komisch an und ich hatte keine Ahnung warum.  Ich hasse Aufmerksamkeit. Und genau das bekam ich gerade zu genüge. Ich entdeckte Can ganz hinten bei ein paar Anderen von seinen Freunden. Ich weiß nicht wieso, aber meine Füße steuerten mich direkt zu ihm. Ich ging auf ihn zu und lächelte bereits. Ich weiß, dass mit Gestern ist echt unangenehm und so, aber vielleicht hat er es schon vergessen. Doch, wenn ich gewusst hätte, wie schnell sich das Blatt gewendet hat, hätte ich mich niemals zu ihm rüber gewagt. "Hey Can." sage ich lächelnd und versuche so nett wie ich eigentlich immer bin zu klingen. Doch plötzlich sah er auf und blickte mich kalt an. Ich sehe ihn verwirrt an und will ansetzen ihn zu fragen, als er jedoch anfing zu sprechen. "Was machst du denn hier, Schlampe?" Und in diesem Moment geschahen tausende Dinge gleichzeitig mit meinem Körper. Einerseits kamen die Erinnerungen an früher wieder hoch. Andererseits war ich wütend. Hat er nicht gesagt er hätte sich geändert. Dazu brach mir Angstschweiß, aus welchem Grund auch immer aus. "Wie bitte?" frage ich mit trockenem Hals. "Hast schon richtig verstanden , Bitch. Dich will hier keiner!" Ich sehe ihn immer noch geschockt an. Das ist doch nicht der liebevolle Can von gestern... "Can-" setze ich an, als plötzlich der Bus ruckartig zum stehen gebracht wird und ich in den nächsten freien Sitz falle. Can und seine Kumpel gingen einfach lachend an mir vorbei und das war der Moment, wo sich die Tränen und die angestaute Wut wieder aufbaute. Von ihm hab ich sowas am wenigsten erwartet. Yusuf... hatte recht. Wie kann er mich denn bitte wegen einer verdammten Pizza, die Yusuf bestellt hat verurteilen. Ich wollte es ihm sogar erklären. Yusuf hatte wirklich recht... Ich stieg schnell aus und sah Sahar schon von weitem. Ich rannte auf sie zu und schmiss mich in ihre Arme. "Nila? Was ist los?" fragt sie direkt besorgt. "Ich... ich will es dir erklären, später..." sage ich und sie schüttelt den Kopf. "Uns wurde gerade eine Freistunde angekündigt und danach haben wir Bio." sagt sie und ich nicke nur langsam. "Du darfst jetzt nicht mehr vor der Wahrheit wegrennen. Du solltest es mir erklären." Ich nicke nur und ziehe sie hinter die Turnhalle, die Separat als ein kleines Häuschen in der sich die Halle befand, von der Schule aufhielt. Hinter der Turnhalle befand sich eine Bank. Dort setzen wir uns hin und Sahar sah mich besorgt an. "Scheiße. Das ist ernst, du weinst ja richtig!" sagt sie. Ich nicke nur. Ich weiß nicht, warum ich jetzt über reagiere, aber es überkommt mich jetzt gerade einfach. Vielleicht weil seine Beleidigung mich getroffen hat und mich an den wunden Punkt in meinem Leben erinnerte. "Erzählst du es mir? Bitte?" fragt sie und ich nicke. Ich fing an ihr alles zu erzählen.

HIS~Nila&YusufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt