Kapitel 11.

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Wir schminkten uns ab und ich zog mich um, bevor wir es uns auf dem Bett gemütlich machten. Ich kuschelte mich an seinen Arm um einen guten Blick auf den Bildschirm des Laptops haben, welcher auf seinem Schoß ruhte.
Er öffnete die Datei mit unseren Bildern und wir fingen an sie zu bearbeiten.
Die Bilder waren schon wunderschön ohne die Bearbeitung. Mit Bearbeitung waren sie jedoch traumhaft. Die meisten Bilder machten wir schwarz-weiss und Marilyn veränderte den Einfall des Lichts und die Kontraste. Der Hintergrund wurde etwas verwischter und unfokussierter, wodurch wir mehr in den Vordergrund gestellt wurden.
Ich mochte das Bild, in welchen ich unter ihm lag und er sich über mich kniete. Es hatte irgendeine besondere Atmosphäre, unsere Blicke auf dem Bild waren voller Emotionen. Marilyn schien das gleiche zu denken, denn er schaute auf das Bild und zoomte unsere Gesichter heran. Nach einem kurzen Moment drehte er sich zu mir und strich mir, ohne ein Wort zu sagen, mit dem Daumen neben meinem Auge entlang. Langsam nahm er seine Hand herunter und legte sie wieder am Laptop ab. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter. Er zeigte mir so viel Zuneigung und Zärtlichkeit, ich sollte diese auch zurückgeben.
Ich merkte wie Marilyns Schulter sich kurz anspannte und daraufhin komplett entspannte und sich ein verwundertes Lächeln über seine Lippen stahl. Er fasste zärtlich unter meiner Taille hindurch und zog mich näher an sich. Sein Arm blieb um meine Taille gelegt liegen und ich legte meinen Kopf an seine Brust.
Ich spürte sein Herz schlagen. Es schlug schnell. Schneller als ich es bei ihm vermutet hätte.
Wir bewegten uns beide nicht. Vermutlich aus Angst, dass eine Bewegung diesen Moment auflösen konnte. Ich machte jedoch keine Anstalten mich aus seiner Umarmung zu befreien also fing er an mit einer Hand den Laptop zu bedienen, es schien kein Problem für ihn zu sein.
Ich sah in der kleinen Leiste das Bild auf welchem ich mich hab fallen gelassen und bat ihn es anzuklicken.
Es ploppte auf und ich musste mir ein "awwww" unterdrücken.
Ich fiel rückwärts mit den Augen geschlossen und Marilyn streckte seine Arme nach mir aus und war grade dabei mich aufzufangen. Was ich an dem Bild jedoch am schönsten fand, war sein Blick.
Sollte ich mich schuldig fühlen, dass ich ihn so erschrocken habe? Neee.
Auf dem Bild war sein Gesicht total erschrocken und seine Augen weit aufgerissen. Er fing mich auf als wäre ich das wertvollste auf der Welt und drauf und dran kaputt zu gehen.
Ich musste schmunzeln.
"Du findest das wohl sehr witzig, hm?" Fragte er mit gespielt beleidigtem Unterton.
"Du etwa nicht?" Ich schaut unschuldig zu ihn hoch.
"Ich dachte du fällst und schlägst dir irgendwo den Kopf auf oder sowas."
"Alles geplant gewesen."
"Das kann ich ja nicht wissen!"
"Stimmt." grinste ich.
Er verdrehte die Augen.
"Das erste Bild, auf dem Marilyn Manson seine Fassung kurz verloren hat. Das ich sowas mal sehe und ausgerechnet ICH dafür verantwortlich bin."
"Du dumme Nuss machst mir noch meinen hart erarbeiteten Ruf als Schocker kaputt." Rief Marilyn lachend.

Er bearbeitete noch ein paar andere Bilder und ich schlief dabei wohl ein.
Als ich meine Augen öffnete, lag Marilyn noch genauso da wie vorher.
"Warum bist du nicht schlafen gegangen? Es ist 4 Uhr morgens."
"Du bist auf mir eingeschlafen und ich wollte dich nicht aufwecken."
"Du liegst ziemlich unbequem da, kann das sein?"
"Ja mein Rücken tut etwas weh, aber es geht schon."
"Mann Marilyn sag doch was!"
"Nein, es war schön."
Ich schüttelte den Kopf und setzte mich auf.
"Was hast du die Stunde gemacht in der ich geschlafen habe?"
"Klingt es sehr seltsam, wenn ich sage, dass ich dich einfach nur angeschaut habe?"
"Ja..... Aber es ist auch süß."
Er lächelte.
"Ich geh besser rüber in mein Bett, ja?"
Ich nickte und er gab mir einen Kuss auf den Mundwinkel bevor er den Raum verliess und ich ihm verwirrt nachschaue.
Gilt ein Kuss auf die Mundwinkel als richtiger Kuss? Wenn ja hatte ich also einen Kuss von Marilyn bekommen?
Ich liess mich langsam zurück in mein Kopfkissen fallen und starrte die Decke an.
Er hat mir einen Kuss auf den Mundwinkel gegeben....
Ich langsam und sanft ein und begann zu träumen.
Meine Gefühle waren so auf dem Höhepunkt das ich normalerweise die tollsten Träume hätte haben müssen. Denkste.
Ich saß auf der Rückbank eines Wagens. Unserer alter Wagen. Meine Eltern saßen vor mir. Es regnete. "Mom? Dad?"
Keine Reaktion. Sie nahmen mich nicht wahr.
Das Auto kam ins Schleudern. Wir rasten unkontrolliert einen Abhang hinunter. Mein Körper war taub und ich sah wie der Kopf meiner Mum gegen die Scheibe schlug und sie in sich zusammensackte.
Ich schrie.
Ich schrie und wachte endlich auf.
Ich hörte jemanden den Flur langrennen bevor Marilyn hektisch die Tür aufriss.
"CAT? ist alles okay?"
Seine hysterische Stimme wurde sanft als er die Tränen in meinen Augen bemerkte.
"Du hattest einen Albtraum?"
Ich nickte.
Bestimmt hielt er mich für ne mega Heulsuse. Ich kann's ihm nicht verübeln.
"Soll ich den Rest der Nacht bei dir bleiben?"
Ich nickte erneut.
"Ich leg mich in den Sessel, wenn etwas ist bin ich 2 meter weg von dir."
"Mach dich nicht lächerlich Marilyn, du kannst auch zu mir ins Bett."
"Bist du dir sicher?" Er zog die Augenbrauen zusammen.
Sehr sicher. Todsicher.
"Ja" sagte ich und hob die Bettdecke hoch.
Er zögerte und legte sich dann mitsamt Hemd und Jeans zu mir.
Plötzlich war er ziemlich zurückhaltend, was zu ihm gar nicht passte. Vorhin hatte er mich ja auch im Arm.
Ich lag nur wenige Zentimeter von ihm entfernt und schaute ihm in seine warmen grün-braunen Augen.
"Was ist das zwischen uns?" Fragte er plötzlich leise.
"Ich hab gehofft du hättest eine Antwort."
Er schüttelte den Kopf. "Nein, diesmal nicht."
Ich schwieg.
"Du bist anders. Du bist in dich gekehrt und trotzdem strahlst du so viel aus. Ich fühle mich bei dir wohl. Deine Nähe beruhigt mich, es ist wie eine Kur. Trotzdem weiss ich nicht wo wir im Moment stehen."
"Es geht mir genauso." Flüsterte ich leise.
"Ich weiss nicht was richtig oder falsch ist. Ich will dir deine Situation nicht noch härter machen, ich will für dich da sein und trotzdem hab ich die Angst, dass ich dich verletzen könnte."
"Du würdest mich nie verletzen."
"Das habe ich oft gehört. Ich habe es auch vielen versprochen, und doch habe ich ihnen weh getan..." Seine Stimme brach.
Ich schwieg.
"Du... Du wirkst einfach so zerbrechlich. Du bist hart im nehmen, aber du hast dich mir geöffnet, ich merke das, ich könnte dir so leicht wehtun und das will ich nicht. Ich kann dich nicht verletzen, nicht dich. Du bist so zart, durch mich würdest du kaputt gehen."

"Wir haben wohl beide Gefühle füreinander." Sagte ich leise.

"Ich halte mich von Fremden grundsätzlich fern. Lasse keinen an mich ran. Doch du hast sofort was in mir geweckt. Schon am ersten Tag hatte ich das Gefühl ich müsse dich beschützen, von aller Scheisse fernhalten, für dich da sein und dir helfen. Am ersten scheiss Tag. Es ist noch keine Liebe. Liebe entwickelt sich. Aber was ich bei dir empfinde kommt dem schon ziemlich nahe."

Ich schaute ihm in die Augen. Ich wollte seine Gefühle in ihnen sehen. Sie lesen.

Er blickte zurück und schloß seine Augen und hielt sich beide Hände ans Gesicht.
Ich rutschte an ihn ran und nahm seine Hände weg und zog seinen Kopf an meinen Körper und umarmte ihn fest. Ich ließ ihn nicht los. Diesmal wirkte Marilyn nicht so stark wie sonst. Diesmal hielt ich ihn.
Ich merkte wie Marilyn sich hinter den Kopf fasste und meine Arme von ihm lösten.
Ich vermutete, dass er nun gehen würde.
Doch anstatt mich wegzudrücken, wanderten seine Hände meine Arme hinauf und legten sich sanft an meinen Hals und ich schloss die Augen.
Seine warmen Finger strichen meinen Hals entlang und ich bekam eine leichte Gänsehaut.
Ich machte die Augen auf und augenblicklich trafen Marilyns Lippen auf meine. Ich zuckte zusammen, doch dann erwiderte ich seinen gefühlvollen Kuss. Mein Herz raste und ich begann zu zittern.
Wir hielten kurz inne und atmeten durch. Sein Gesicht direkt vor meinem. Dann zog er mich leicht auf sich und er küsste meinen Hals entlang zurück zu meinen Lippen.
Dann drückte er mich fest an sich und ich rutschte seitlich von ihm runter in seinen rechten Arm. Marilyn legte sich ebenfalls auf die Seite und schliefen eng umschlungen ein.
Dieses mal ohne weitere Albträume.

Man That You FearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt