Kapitel 7.

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Als ich aufwachte war es bereits 12 Uhr und ich hatte einen leichten Kater und nahm schnell eine Aspirin.
Heute war die Hausarbeit dran. Putzen, waschen, kochen und den Garten wässern.
Ich war relativ unmotiviert und hatte auch null Lust mich in eine Jeans zu zwängen, geschweige denn in einen BH, also zog ich mir einfach meinen XXL MM-Fan Pulli an, welcher mir bis fast an die Knie reicht, und eine Leggins darunter. Ich hatte eh nicht vor irgendwo hinzugehen und für die Hausarbeit reichte das ja wohl aus, oder?
Die Haare zum Dutt gebunden begutachtete ich mich im Spiegel. Dunkle Augenringe zierten mein bleiches Gesicht. Seit Tagen schlief ich schlecht und das konnte man mir auch definitiv ansehen.
Ich putzte mir die Zähne und ging in die Küche, machte Musik an und aß schnell eine Scheibe Toast, ich bekam Morgens nie viel runter, und machte mich an die Arbeit.
Ich begann mit den Fensterscheiben und im Angesicht der vielen Räume und Stockwerke in unserem Haus, kann man sich denken wie motiviert ich war. Ich putze die Scheiben und es dauerte eine Ewigkeit bis ich raushatte, wie man das Glas streifenfrei bekommt. Ich stieg auf die Standleiter und versuchte an die oberste Ecke des Fensters zu gelangen, wobei ich mich auf die Zehenspitzen stellte und mich noch zusätzlich strecken musste. Ich hatte die Stelle fast erreicht als ich auf der Leiter das Gleichgewicht verlor und mitsamt dem schmutzigen Seifenwasser aus 1,20 Meter Höhe, ja ich weiss Trittleitern sind nicht hoch aber trotzdem tats weh, auf den Boden fiel und über mich goss. Perplex starrte ich das Fenster an bevor ich mich aufrappelte und lachte. Der Fall sah vermutlich total lustig aus.
1 1/2 Stunden und eine Nahtoterfahrung später, machte ich mich daran das Haus zu putzen. Da ich nicht alles heute machen konnte, bzw. wollte, entschied ich mich dafür, heute nur die untere Etage zu machen und danach den Garten. Allein bis ich unten den Boden gewischt hab, dauerte es wieder 1 Stunde und ich rutschte mehrfach auf dem nassen Boden aus.
Notiz an mich: zuerst aufräumen und staub wegputzen und DANN erst den Boden wischen. Ausserdem von dem nassen Boden fern halten. (Solange ich mir nicht das Genick brechen möchte)

Naja, jetzt war's auch egal also machte ich den Rest, putze das Badezimmer und die Küche, räumte alles ordentlich auf und betrachtete mein Werk. Das Haus, also zumindest diese Etage, glänzte gradezu.
Draussen dämmerte es bereits und ich beschloss den Garten schnell zu wässern. Als nun auch das Rosenbeet versorgt war und ich schon auf dem Weg zur Terrassentür war, hörte ich ein rascheln. Was war das? Ich lief langsam rückwärts, den Blick durch die Gegend schweifend, als ich an der Mauer zum Nachbargarten etwas mit roter Farbe geschrieben sah. "Du kannst dich nicht verstecken. Schutzlos wie ein Lamm ohne Herde."
Ich ging heran und fasste an die rote Farbe. Sie war frisch und nass. Noch immer tropfend.
Ich trat einen Schritt zurück, meine Beine zitterten und ich fiel beinahe zu Boden als ich über etwas stolperte. Ich konnte nicht erkennen was es war also kniete ich mich nieder und mir stockte der Atem. Ein Lamm. Ich starrte das tote Tier fassungslos an und bemerkte meine nassen Knie. Ich hatte mich in eine Pfütze gekniet. Bis mir bewusst wurde, dass es seit Tagen nicht geregnet hatte. Dann erkannte ich worin ich saß. Blut. Eine riesige Blutlache. Dem Tier wurde der Hals aufgeschlitzt. Dann starrte ich auf meine rote Hand mit der ich die nasse Farbe angefasst hatte. Die Farbe... Oder das Blut.
Nein. Nein nein nein nein. Ich stand auf, meinen Blick nicht von der blutbeschmierten Hand abgewandt. Ich lief ins Haus, vor meinen Augen tanzten schwarze Punkte und ich brach auf dem Mamorboden zusammen. Schnell kam ich wieder zu mir, ich nahm mein Telefon und liess es aus Versehen aus meinen zittrigen Händen gleiten, bevor ich nach dem 3. versuch es schaffte Mirko anzurufen. Es klingelte und mir liefen die Tränen übers Gesicht. Ich war fertig mit den Nerven.
"Hallo?"
"Mirko.. I-Ich bin's", ich schluchzte auf.
"Cat?! Was ist los? Warum weinst du?"
"Bitte komm her"
"Cat ich bin in der Bar. Die Jungs sind hier, ich komm hier nicht weg. Mir werden die Gäste die Bar zerlegen. Sag mir was passiert ist!"
"Komm her... Bitte, lass mich nicht alleine. Ich... Ich kann nicht mehr"
"Cat..."
"Bitte...", meine Stimme brach.
"Verdammt, ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht sagst was passiert ist, ich flehe dich an, sag es mir"
Ich hörte Marilyn's Stimme im Hintergrund, "Was ist passier? Ist was mit Cat?"
"Warte Marilyn, wir reden gleich."
Dann richtete Mirko sich wieder an mich: "Bist du noch da?"
"Ja"
"Erzähl schon"
"Hier war jemand.. Oder ist jemand, ich weiss es nicht"
"Was?!", Mirkos Stimme wurde panisch
"Deswegen sollst du herkommen, ich kann einfach nicht mehr.. Ich kann so nicht. Ich habe Angst Mirko, ich habe wirklich wirklich Angst"
Nun war Stille.
"Ich komme hier nicht weg, es dauert mindestens 1 1/2 Stunden bis mein Kollege da ist um einzuspringen. Bleib ruhig und stell keinen Scheiss an!"
"Ich kann nicht 1 1/2 Stunden alleine bleiben!!", meine Stimme wurde schrill und verwandelte sich in einen lauten Schluchzer.
"Cat.. Hör mal..."
"Schon gut...ist okay"
"Nein nein nein, jetzt block mich nicht ab, bitte." Seine Stimme war verzweifelt.
"Nein ehrlich. Bitte komm einfach kurz vorbei sobald du kannst." Ich gab mir alle Mühe, meine Stimme stabil und selbstbewusst klingen zu lassen.
Mirko setzte erneut an, "hey... Komm."
"Bis dann Mirko", ich legte auf, ohne eine Antwort abzuwarten.
Dann brach ich erneut in Tränen aus. Wie krank muss ein Mensch sein um anderen Menschen das Leben so zur Hölle zu machen?
Ich saß in der Nische neben der Treppe und spürte den kalten Boden und wie das Blut an meinen Beinen und Händen anfing zu kleben und zu trocknen. Verzweifelt umklammerte ich meine Beine und legte meinen Kopf auf meine angewinkelten Knie und schloss die Augen und weinte. Ich wollte nie wieder hochschauen.
Ich hatte keine Ahnung wie lange ich in dieser Position verharrt hatte. 20 Minuten? 40 Minuten? 1 Stunde?
Dann schaute ich hoch und sah eine Gestalt im Garten und sie bewegte sich auf, die noch offene, Terrassentür zu. Ich spielte mit dem Gedanken aufzuspringen, mir einen harten Gegenstand zu nehmen oder zu fliehen. Doch ich hatte weder den Willen noch die Kraft mehr zu kämpfen. Also legte ich meinen Kopf wieder auf meine Beine und akzeptierte die Situation. Ich lauschte den Schritten, die immer näher kamen und wartete das etwas passierte. Die Person müsste nun direkt vor mir stehen.
Stille.... Mein Herz raste und ich zitterte.
Ich zuckte zusammen, als die Person ihre Arme unter meine Beine schob und mich hochhob. Ich öffnete die Augen und blickte gradewegs in zwei besorgte Grün-braune Augen.
"Marilyn?"
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Man That You FearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt