Marilyn?
Er sagte kein Wort und trug mich zum Sofa, wo er mich sanft ablegte und sich, ohne seine Hand von meinem Rücken zu entfernen, neben mich setzte. Erst jetzt fühlte ich wie mein Körper schmerzte und wie durchgefroren ich war. Auf dem kalten Marmorboden für eine halbe Ewigkeit zu verharren war also nicht grade empfehlenswert. Falls du mal so einen mentalen Zusammenbruch hast, dann leg dich lieber ins Bett oder aufs Sofa, das erspart dir Rückenschmerzen und eine Blasenentzündung, vertrau mir.
"Du blutest..."
Marilyns besorgte Stimme riss mich schlagartig aus meinen Gedanken.
"Hm?"
"Du blutest. Ich bring dich ins Krankenhaus."
Er legte seine Arme erneut um meinen Körper um mich hochzuheben doch ich hielt ihn auf.
"Nein Marilyn, ist schon gut."
"Schon gut? Deine ganzen Klamotten und Hände sind voll mit deinem Blut!"
"Das ist nicht mein Blut."
"Du hast niemanden umgebracht, oder? Wenn doch zeig mir den Körper. Ich entsorge ihn."
Ich musste schwach lächeln, schon allein durch seine Anwesenheit fühlte ich mich besser.
"Auf dem Balkon hat jemand ein Lamm geschlachtet..."
"Und ich schätze mal, dass derjenige das nicht gemacht hat, weil er Lust auf Lammbraten zum Abendessen hatte, nicht wahr?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Ich geh mir das kurz anschauen, okay?"
"Nein, bleib bitte hier", ich wollte nicht, dass er geht und griff nach seiner Hand.
Er nahm sie und drückte sie leicht. "Ich bin in 2 Minuten wieder da, ausserdem sind deine Hände höllisch kalt. Ich bring dir auf dem Rückweg ne Decke mit und schliesse die Balkontür."
"Es geht schon"
"Dann zitterst du wahrscheinlich, weil ich hier bin und nicht weil dir kalt ist, hm?"
"Okay, mir ist kalt."
Er lachte leise auf. "Wusst ich's doch. Ich komme sofort wieder, bleib liegen."
Er liess meine Hand los und legte sie sanft ab, bevor er aufstand und zur Terrassentür hinausging. Ich wartete auf ihn und betrachtete meine blutvertrockneten Hände, hatte ihn das Blut gar nicht gestört als er meine Hand hielt?
Ich hörte Schritte und aus Reflex zuckte ich zusammen, obwohl mir bewusst war das es Marilyn war, der hinter mir grade das Haus betrat und die Glastür zuschob. Er kam um die große Couch herum und legte mir die schwarze Decke um den Körper.
"Marilyn?", fragte ich mit leiser Stimme.
"Ja?"
"Warum bist du eigentlich hier?"
"Weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe."
Ich schwieg einen Moment und er zog mich leicht an sich, so dass ich mich an ihn anlehnen konnte und er drückte leicht meinen Kopf auf seine Schulter.
"Ich meine woher wusstest du, dass etwas passiert ist?"
"Achso ja,Mirko, die Jungs und ich waren in der Bar. Wir hatten nichts zu tun und Mirko hatte Stress hinterm Tresen und irgendwann kam dein Anruf und Mirko sagte deinen Namen und wurde total hysterisch. Ich hab ihn gefragt ob etwas mit dir sei, aber er winkte nur ab und meinte er erkläre es mir später. Dann ging er in den leisen Hinterraum und ich bin aufgestanden und ihm hinterhergegangen und hab Gesprächsfetzen mitbekommen. Nicht viel, aber genug um mir Sorgen zu machen. Mirko war dann irgendwie verzweifelt und du hast aufgelegt, ich hab ihn gefragt was passiert sei und er meinte, dass jemand bei dir war oder ist und du ihn abblockst und... Ist ja auch egal... Zumindest konnte er nicht weg also hat er mir deine Adresse gegeben und ich bin hierher gerannt. Wortwörtlich GERANNT. Naja ich hab dich dann zusammengekauert da gefunden und hier sitzen wir nun."
Ich schaute zu ihm hoch und sah wie sein Blick das Bild von mir und meinen Grosseltern anschaute.
"Danke, dass du hergekommen bist."
Sein Blick senkte sich zu meinen Blick. "Dafür musst du mir nicht danken. Du hast mir eine tierische Angst eingejagt."
Er wirkt gar nicht wie jemand der so fürsorglich ist und seine Emotionen zugibt. Ich hatte immer gedacht er ist einer dieser Menschen, der nichts an sich ranlässt und sich nicht allzu sehr um seine Mitmenschen kümmert. Aber nein, er war ganz anders. Er ist ruhig und er strahlt eine beschützende Wärme aus. Die kalte, aufgedrehte Fassade, die er auf der Bühne zeigt, ist nicht vorhanden. Erst seit ich ihn getroffen hab, realisiere ich, dass er ein Mensch aus Fleisch und Blut, mit Herz und Hirn ist und nicht dieser unnahbare Star."Wer auch immer dir das antut, verdient mehr als nur ne rechtliche Strafe. Ich habe das Lamm gesehen. Es war vollkommen massakriert. Auch die Tatsache, dass jemand eine Drohung mit Blut an eine Wand schreibt.. Schau dir an was mit der Menschheit passiert ist. Tiere sind mehr Mensch als der Hauptteil unserer heutigen Gesellschaft." Marilyns Blick verdüsterte sich und ich sah den Hass in seinen Augen.
"Ich weiss was du meinst."
"Die Menschen sind geleitet von dem Hass, den sie in sich selbst schüren. Nie wollen sie selbst schuld sein, nie sind sie schlechte Menschen. Die Boshaftigkeit und der Hass liegen in der Natur des Menschen, dass ist was uns von Tieren unterscheidet. Wir zerstören aus Spaß und Neid. Wir manipulieren und töten einander auf grausamste Weise. Wir werden auch niemals damit aufhören. Die Person hat dich mit einem Lamm verglichen, dass ist etwas positives, du bist unschuldig. Damit lag er richtig. Nur du bist nicht schutzlos und ohne Herde, wir, die Jungs und ich, sind deine Herde....
...und zur Not bin ich auch der Wolf"
Den letzten Satz flüsterte er nur noch und mir kam es vor, als rede er mehr mit sich, als das er mit mir redete.
Ich hob meinen Kopf von seiner Schulter und lehnte mich etwas nach hinten, so dass ich ihn anschauen konnte. Er sah gedankenversunken auf seine Hände, sein Körper war angespannt.
Ich legte meine Hand sanft auf seine, und er schaute von seinen Händen hoch. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen und er fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare.
"Ich würde mich gerne umziehen und duschen, magst du mitkommen?"
Er zog eine Augenbraue fragend hoch.
"Ich meine ob du in meinem Zimmer warten willst!!", korrigierte ich mich hastig. Verdammt.
Er lachte auf und ich spürte wie ich leicht rot wurde. Ich sollte mich deutlicher ausdrücken.
Mit einer leichten Bewegung legte ich die Decke ab und stand unter den Blicken von Marilyn auf, und als ob er es geahnt hätte, griff er nach meinem Arm, noch bevor meine zittrigen Beine unter mir nachgaben.
"Geht's?", fragte er
"Uff, ja geht schon. Mir wurde kurz etwas schwarz vor Augen"
Ich rappelte mich auf und ging die Treppe hinauf, Marilyn direkt hinter mir. Falls ich falle konnte er mich wenigstens halten.
Ich überstand den Weg ins Zimmer ohne weitere Komplikationen. Im Zimmer schnappte mir eine Jogginghose und einen schwarzen Pulli und verschwand im Bad. Marilyn wartete auf meinem kuscheligen Plüschsessel, in dem er sich anscheinend überaus wohl fühlte. Im Bad konnte ich den Blick in den Spiegel nicht vermeiden. Ich hatte Blut und Dreck im Gesicht, ich war ungeschminkt und meine Haare waren eine Katastrophe. Genau so tritt man jemandem wie Marilyn Manson gegenüber, super Cat, du kannst stolz auf dich sein.
Nachdem ich mich genug ausgeschimpft hatte, ging ich unter die Dusche und drehte das heisse Wasser auf. Es brannte leicht auf der Haut, aber es tat gut, ich wollte es nicht anders.
Das Wasser, dass von meinem Körper auf den Duschboden floß, färbte sich Rot. Als ich mich wieder sauber genug fühlte, begutachtete ich mich erneut im Spiegel. Viel besser.
Ich band mir die nassen Haare zum Dutt und zog mir meine Sachen an. Als ich aus dem Bad kam, saß Marilyn nicht mehr auf dem Sessel sondern kniete auf dem Boden. Vor ihm verteilt lagen meine Blätter, Leinwände und Skizzenbücher.
Oh Gott nein.
Ich stellte mich hinter ihn und räusperte mich.
Er drehte sich um.
"Hast du das alles gemalt?"
"Ähm ja..."
Ich sammelte die Bilder schnell auf und bemerkte, dass er eins in der Hand hielt und es wie gebannt anstarrte.
Ich wusste nicht, welches es war und ging die Blätter in meiner Hand durch um zu schauen welches fehlte und ich fand es auch ziemlich schnell heraus. Er hielt, wie sollte es auch anders sein, genau das Bild in der Hand, von dem ich hoffte er hätte es übersehen.
Auf diesem Papier war eine Zeichnung von Marilyn und mir selbst, in einer Pose in welcher ich mich an ihn drücke.
Das ist doch jetzt nicht wahr.
Marilyn schaute auf. "Bin das ich?"
"Ja aber..."
"Und bist das du?"
"Also.."
"Natürlich, das bist du.", unterbrach er meine Erklärungsversuche.
"Das Bild hab ich vor 2 Jahren gemalt, nur so ne blöde rumkritzelei." Ich versuchte den peinlichen Fund runterzuspielen.
"Du hast wirklich Talent"
"Danke sehr"
"Ich mag dieses Bild sehr, es zeigt mir in was für einem Kontrast wir stehen. Der Freak mit dem Lippenstift und das zarte Mädchen und trotzdem sieht man sie in solch einer vertrauten Pose."
Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Macht er sich grade über mich lustig?
Wenn, dann versteckte er es ziemlich gut.
"Du kannst es haben, wenn du magst", bot ich ihm mit leiser Stimme an.
"Wirklich?"
"Ja"
Er stand auf, beugte sich zu mir runter und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. "Danke kleine, ich gebe dir auch was zurück."Ich schaute auf den Boden und mit stieg abermals die Röte ins Gesicht. "Du hast schon genug für mich getan, sieh es als ein kleine Wiedergutmachung für die Sorgen, die ich dir bereitet habe."
"Pscht." Er hielt sich einen Finger an die lächelnden Lippen. "Es war mir eine Ehre."
Nachdem ich die Bilder verstaut hatte, fragte mich Marilyn ob er die Nacht bei mir verbringen solle, was ich natürlich bejahte.
Also gingen wir ins Gästezimmer um dort das Bett für ihn zu richten.
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Man That You Fear
FanficUff ^^ was soll ich sagen... Noch habe ich nicht viel zu meiner Geschichte anzugeben, nur dass ich auch persönliche Dinge hier unterbringe/verarbeite oder was weiss ich ^^ der Fokus ist auf Marilyn Manson gerichtet aber auch nicht-fans müssten mein...