Kapitel 10

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*ANDRES SICHT*

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und drückte die Türklinke Jans Zimmertür' nach unten.Er wollte wohl gerade raus, denn er stand plötzlich vor meiner Nase.
Ich wollte mich entschuldigen, als Jan irgendwas murmelte und mich dann in den Arm nahm.Es war so schön, aber gleichzeitig schmerzte es auch unendlich. Der Gedanke, dass es je nicht mehr als so eine Umarmung zwischen uns sein würde, fraß mich auf.
Ich merkte, wie mir die Tränen kamen, doch ich unterdrückte es.
Ich petzte die Augen zusammen und schon kullerte die erste Träne meine Wange herunter und verschwand direkt in Jans Pullover, der leicht nach unserem Waschmittel roch.
Ich liebe dich so sehr Jan.
"Ich dich doch auch...", flüsterte er.
Hab ich jetzt laut gedacht oder was?
Er streichelte sanft über meinen Hinterkopf und ich schluchzte leise.
[...]
"Soll ich uns was zu essen machen?", brach ich das Schweigen während wir auf dem Sofa saßen.
"Nein, habe irgendwie kein Hunger.", sagte er mit schmerzverzerrtem Gesicht.
Sofort machte ich mir Sorgen und setzte mich neben ihn.
"Ist irgendwas? Hast du Schmerzen?", fragte ich aufgewühlt.
"Hab total Bauch- und Rückenschmerzen und mir ist richtig schlecht.", säuselte er.
"Ich mache dir mal eine Wärmflasche und einen Tee.", beschloß ich und ging in die Küche.
Als ich samt zurückkam, saß Jan nicht mehr auf dem Sofa.
Schnell stellte ich das Tablet auf den Tisch und stürmte ins Bad, wo Jan sich übergebend über der Toilettenschüssel hing.
[...]
"Margendarmkrippe kann es nicht sein, denn wie sie berichtet haben, liegen die Beschwerden im Oberbauch.Ich muss ihnen jetzt Blut abnehmen und rufe sie dann morgen nochmal an.", erklärte der Arzt.
Wir gingen zurück zum Auto und fuhren nach Hause.
"Hoffentlich ist es nichts schlimmes", warf ich ein.
Jan brummte kurz ein "Hm" oder so, aber mehr auch nicht.

* JANS SICHT *

Die Schmerzen waren höllisch und ich musste mich quälen um gerade gehen zu können. Es würde Andre sonst zu viele Sorgen bereiten.
Abends nach dem Arztbesuch kuschelte ich mich mit meinem Tablet ins Sofaeck und informierte mich.
Was ich unter der Frage 'Rücken- und Oberbauchschmerzen mit Übelkeit ?' fand, ließ mir den Atem stocken.
Tausend mal wurde mir 'Bauchspeicheldrüsenkrebs' vorgeschlagen und die Symptome passten 1 zu 1 zu meinen Beschwerden.
Soll ich es Andre sagen? Nein, er würde sich zu viele Sorgen machen.
- Nächster Morgen -

*ring ring*

"Meyer ?", meldete ich mich.
"Gut, dass ich sie erreiche.Dr. Becker hier. Können sie in 15 Minuten hier sein? Es scheint etwas ernstes zu sein."
Etwas ernstes.Was könnte es ernsteres sein als dieser beschissene Krebs.
Es war wie ein Klos in meinem Hals, der mir die Sprache verschlug.
"Sind Sie noch da? Ich Bitte sie pünktlich da zu sein", wiederholte er sich.
"Ja...Bin sofort da"
Ein Knistern in der Leitung beendete das Gespräch und ein Piepsen ertönte aus dem Hörer.
Ich starrte auf den Boden und meine Hand mit dem Telefon sank nach unten.
Positiv denken Jan.Es ist schon nichts.
Ohne Andre etwas zu sagen schlüpfte ich in meine Air Force und stand nach 5 Minuten in der Praxis, wo der Arzt mich schon erwartete.
Er schüttelte mir die Hand und wies mich in das Sprechzimmer.
Seufzend ließ er sich auf seinen Stuhl fallen und blickte mich ernst an.
"Ich muss ihnen leider mitteilen, dass es einen Verdacht auf Bauchspeicheldrüsenkrebs ist.Ich nehme ihnen jetzt Blut aus dem Oberbauchbereich ab und damit gehen sie bitte in das Krankenhaus nebenan."
Ich tat wie mir befohlen und gab die Blutprobe an der Rezeption ab.
Im Wartezimmer war es stickig und lautes Kindergeschrei ertönte um einen herum.
Mir fiel ein kleiner Junge auf, mit einer Atemmaske, die an einem Schlauch in einen kleinen Trolli endete. Ich lächelte ihn an, worauf er zurücklächelte.
"Ich wiederhole, Herr Meyer bitte", weckte mich eine Stimme aus dem Gedanken.
"Oh, tut mir Leid.", entschuldigte ich mich und folgte einer Frau in einen dunklen Raum mit weißen Wänden. 3 Ärzte erwarteten mich und ich setzte mich vor ihnen auf den Stuhl.
"Wir haben ihr Blut genau untersucht und haben einen Pankreaskrebs feststellen müssen.Die meisten Tumore sind im Kopf der Drüse und sie befinden sich in einem weit fortgeschrittenen Stadium.Wir können einige Metastasen nachweisen.", erklärte einer der Ärzte.
"Wie stehen die Heilungschancen?", murmelte ich mit deprimiertem Blick auf den Boden.
"Sehr sehr gering, Herr Meyer.Selbst mit einer Chemotherapie.", seufzte er.
"Überlegen sie es sich bis morgen, sonst wäre jede Hilfe zu spät."
"Danke...", sagte ich und machte mich auf den Weg nach Hause.
Wie soll ich das Andre jemals sagen?
Wie soll ich ihm erklären, dass ich verdammt nochmal sterben werde ?!

Bis der Tod uns scheidet - JandreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt