Kapitel 12

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Die restlichen Schultage gehen wie im Flug vorbei. Nach der Nachhilfestunde mit Laif bin ich innerlich in zwei Teile geteilt. Auf der einen Seite hasse ich ihn dafür, dass er unbewusst mit meinen Gefühlen spielt, auf der anderen Seite muss ich aber immer wieder an den kurzen Moment denken, der so intensiv und emotional (zumindest für mich) war. Aber am aller meisten hasse ich mich selbst dafür, dass ich immer noch fast die ganze Zeit an ihn denken muss. Immer wieder schweifen meine Gedanken zu seinem hübschen Gesicht und ich wünsche mir es wäre schon Samstag und ich hätte ihn für eine Stunde für mich alleine. Ich stelle mir vor wie wir über die Tanzfläche schweben, verbunden durch den Takt der Musik und unseren aneinandergedrückten Körpern. Immer wenn ich mich dabei erwische, in meine Fantasiewelt abzuschweifen, würde ich mir gerne selbst eine Ohrfeige geben. Ich verstehe einfach nicht, warum ich von seiner ekelhaften Art, wie er mich behandelt nicht angewidert und abgeschreckt bin, wie es jeder normale Mensch sein müsste. Immer wieder sage ich mir, dass ich eine starke junge Frau bin und mich auf gar keinen Fall von einem Mann runterziehen lassen werde. Dies rede ich mir solange ein bis ich es mir selbst glaube. So ignoriere ich ihn die restliche Schulwoche durchgehend. Auch Laif scheint mich nicht wahrzunehmen, wenn wir alle zusammen beim Abendessen an einem Tisch sitzen. Die restliche Zeit bin ich damit beschäftigt den Stoff nachzuholen, den ich verpasst habe als ich im Krankenzimmer gelegen bin, mich mit Sarah über alles Mögliche zu unterhalten und meine alten Freunde, die ich in den letzten Tagen etwas vernachlässigt habe anzurufen. Auch meine Schnittwunden sehen nicht mehr so schlimm aus, sodass ich die restlichen Verbände schon bald abmache.

Dann ist endlich Freitagabend und die Party steht vor der Tür. Sarah beginnt sich schon zwei Stunden davor fertig zu machen. Meiner Meinung nach viel zu früh. Ich verstehe einfach nicht wie man sich Stunden lang schminken und anziehen kann. Gerade steht Sarah vor ihrem Spiegel, der in ihre Schrankwand eingebaut ist und hält sich mehrere Kleider vor den Körper. „Welches soll ich anziehen? Das Schwarze? Aber wirkt das nicht ein bisschen so, als würde ich auf eine Beerdigung gehen?", fragt sie mich ratlos, während sie sich immer wieder vor dem Spiegel dreht. Ich betrachte das Kleid, welches ihr nur bis zur Mitte der Oberschenken geht. „Also ich würde so auf gar keinen Fall auf eine Beerdigung gehen." Bevor ich den ganzen Satz aussprechen kann, hat sie das Kleid schon auf einen Haufen im Zimmer geworfen, der sich immer weiter in die Höhe türmt. „Wie wäre es mit diesem?" Nun hält sie ein Kleid mit Leopardenmuster vor sich. Für meinen Geschmack etwas zu viel, weshalb ich nur ratlos mit den Schultern zucke. „Ich glaub das ist es. Zumindest werde ich damit nicht übersehen.", stellt sie zufrieden fest. „Bestimmt nicht!", denke ich mir im Stillen. „Was ziehst du eigentlich an?", will sie wissen. Wieder zucke ich mit den Schultern. „Um ehrlich zu sein habe ich mir noch keine richtigen Gedanken darüber gemacht." Mit großen Augen sieht mich Sarah verblüfft an. „Dir ist aber schon bewusst, dass wir in zwei Stunden los müssen." Resignierend erhebe ich mich aus meinem Bett. „Okay, was schlägst du mir vor soll ich tragen?" Für einen Moment überlegt sie, indem sie ihre Stirn kraus zieht. „Ich finde zu dir würde dieses schwarze Kleid super passen." Ich blicke zu dem Haufen, auf welchem das Kleid liegt, welches für meinen Geschmack etwas zu kurz ist. Ich nehme das Kleid von dem Haufen und halte es mir, wie Sarah zuvor, vor den Körper. „Ich weiß nicht so Recht. Sehe ich nicht ein wenig billig damit aus?" Empört stemmt Sarah ihre Arme in die Hüften. „Du sprichst hier immer noch von meinen Klamotten. Die sehen nicht billig aus, wenn überhaupt, dann sexy." Ich beruhige meine neue Freundin und schlüpfe ihr zu Liebe in dieses enge Ding. Es passt wie angegossen. Sarah strahlt, als sie mich erblickt. „Ich wusste doch, dass es dir stehen wird." Und winkt mich an ihren Spiegel. Tatsächlich sehe ich gar nicht mal so schlecht darin aus. Von vorne wirkt es schlicht, hat keine Verzierungen und nicht einmal einen weiten Ausschnitt. Wenn ich mich jedoch umdrehe, erscheint mein nackter Rücken und lässt das Kleid verführerisch wirken. Es gefällt mir so gut, dass ich beschließe, es anzubehalten. Um das Outfit abzurunden, ziehe ich mir schwarze Pumps an. Nachdem ich mich geschminkt habe, bietet Sarah mir an meine Haare zu machen. Ich stelle mich vor sie. „Ich liebe deine Haare. Wie schaffst du es, dass sie so gesund aussehen und trotzdem so lang sind?", plappert sie vor sich hin, gibt mir jedoch nicht die Zeit zu antworten. „Es muss auf jeden Fall eine Hochsteckfrisur sein, damit der Rückenausschnitt besser zur Geltung kommt." Zuerst dreht sie meine Haare ein, um sie dann zu einem lockeren Dutt hochzustecken, zum Schluss zieht sie noch mehrere Strähnen heraus. Als ich mich im Spiegel betrachte, erkenne ich mich kaum wieder. „Wow, das sieht echt wunderschön aus. Falls es mit dem Tanzen nicht klappt, kannst du ja immer noch versuchen Friseurin zu werden.", witzel ich herum. „Dazu wird es erst gar nicht kommen.", antwortet sie mir selbstbewusst. Als nächstes mache ich ihr die Haare, was mir jedoch bei Weitem nicht so gut gelingt, wie ihr und sind schließlich nach zwei Stunden fertig. Wir harken uns an den Armen ein und verlassen unter Gekicher das Zimmer.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 09, 2016 ⏰

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