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"Und du schaffst es ganz sicher alleine hier?" John sah mich besorgt an während er seinen kleinen  Koffer ins Auto schob. 

In den letzten Wochen hatte ich immer seltener mit diesen Erscheinungen zu tun und es ging mir gut, solange ich nicht dran dachte blieb ich ruhig. Auch wenn Verdrängen keine gute Lösung war so half es mir. 

"Ja, pass du nur lieber auf dich auf." Sagte ich schmunzelnd und er nahm mich in den Arm. Er musste bei einem Gefangenentransport mit nach Utah, ich wurde zwangsbeurlaubt aufgrund dem dringenden Verdacht von einer psychischen Belastungsstörung nach meinem Unfall. Dass das kompletter Bullshit war wusste ich natürlich genauso gut wie John, der sich mit Händen und Füßen gegen seine eigene Zwangsbeurlaubung gewehrt hatte nach dem Tod seiner jüngsten Schwester. 

Malcolm besuchte uns einmal, war aber die ganze Zeit über still und schaute mich an als wolle ich ihn gleich lebendig verspeisen. Dass er damals dieses verdammte Hexenbrett in meine Wohnung geschleppt hatte vergaß er wohl genauso schnell wie unsere Freundschaft. 

John gab mir erst einen Kuss auf die Stirn eh er mich verlangend zum Abschied küsste und mich so fest hielt als wolle er mich niemals wieder loslassen. 

"Ich fahre morgen nachmittag so früh wie möglich los damit ich nachts dann wieder bei dir bin." 

Nuschelte er in meine Haare und ich nickte während meine Finger seinen Rücken entlang fuhren.

"Ich muss los, auch wenn ich lieber bei dir bleiben würde." Sagte er sichtlich geknickt und ich löste mich von ihm. 

"Ruf an wenn alles gut gelaufen ist und du okay bist." Erklärte ich und er nickte lächeln. 

"Klar, Mama." Lachte er und ich schlug ihm spielerisch auf die Schulter bevor ich ihn noch ein letztes Mal küsste. 

Kaum war John von der Auffahrt gefahren schlich ich wieder ins Haus, ich wusste nicht was ich tun sollte. Also konnte ich mir mit den meisten Sachen auch genügend Zeit lassen. 

Während ich dann so durchs Haus lief fiel mir die freistehende Messingbadewanne im Nebenzimmer von Johns und meinem Schlafzimmer wieder ins Auge und ich beschloss baden zu gehen. 

Ich schlief mittlerweile nicht mehr im Gästezimmer sondern bei John was mir eine Menge erholsamerer  Nächte eingebracht hatte.

Während die  Wanne voll lief suchte ich eines meiner Duschbäder aus meiner Waschtasche und gab es dem Wasser dazu da ich nirgends Badezusatz gefunden hatte. 

Der Duft von Lavendel erfüllte den Raum genauso wie der Dampf und die angenehme Wärme des Wassers während ich in die Wanne stieg und die Kerzen anzündete. 

In meinem Auto hatte ich früher auch immer einen Lavendelduftbaum hängen, es erinnerte mich direkt wieder an die lauen Sommerabende wenn ich von der Arbeit nach Hause zu meinen Eltern fuhr oder aber auch an den Unfall. 

Augenblicklich spürte ich einen stechenden Schmerz an meinen Schläfen sowie den brennenden Schmerz von Fleischwunden an meinem gesamten restlichen Körper. 

Panisch öffnete ich meine Augen die ich bis eben noch verschlossen gehalten hatte und schaute in das Badewasser welches sich nun blutrot färbte. Durch mein Blut! Mir entfloh ein erstickter Schrei als ich sah das meine Beine, Arme und mein Bauch übersät waren mit Schnittwunden und nun bluteten und somit das Wasser färbten. 

Tränen der Angst stiegen mir in die Augen und ich stieg so schnell  meine Kräfte es noch zu ließen aus der Wanne und setzte mich auf das Bett wo bereits mein Handtuch lag mit dem ich versuchte das Blut abzutupfen. 

Der Spiegel gegenüber von mir verriet mir das selbst mein Gesicht blutüberströmt war und es von meinen Schläfen kommen musste. 

Kaum hatte ich einen Teil des Blutes getrocknet hörten die Blutungen jedoch auf. Verwirrt schaute ich wieder auf meine Beine an denen die Schnittwunden nun jedoch verschwunden waren, genauso wie an meinen Armen und Oberkörper. Unsicher trocknete ich mich zu Ende ab und ging wieder ins Badezimmer. 

Die Wärme schlug mir entgegen und mir wurde beinahe schwindelig von dem starken Geruch von Lavendel, zögernd schaute ich in die Badewanne und mir stockte der Atem. 

Das Wasser sah genauso unbenutzt aus wie ich es vorbereitet hatte bevor ich in die Wanne gestiegen bin. Keine Blutspur, nicht mal ein kleiner Tropfen Blut im Wasser. 

Mir war alles definitiv vergangen und ich zog nur noch den Stöpsel heraus eh ich mich mit meinen Schlafsachen ins Bett legte. Es war bereits später Abend und ich wollte einfach nicht mehr wach bleiben, wenn ich schlief konnte ich mir keine Angst einreden. Oder?

Gerade als ich mich umdrehte und über meine ständige Angst die Augen verdrehen wollte knipste eine schemenhafte Figur vor mir meine Nachttischlampe aus. 



Lebe, Liebe, Stirb Prinzessin... *slow updates*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt