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Kapitel 9

Wie erstarrt schaute ich hinab auf die kleine Feder und konnte mich nicht bewegen. Eh ich meine Füße über den Bettrand schlug prüfte ich am Schrank ob sich mein Schatten mit mir bewegte, was er aber diesmal tat. Unten in der Küche hörte ich John mit einigen Tellern klappern. Es war wohl ausnahmsweise mal normal, nicht so wie in meinen Träumen.

Kaum hatte ich mich neben das Bett gehockt und die Feder aufgegriffen klingelte mein Handy und ich erschrak tierisch. Kopfschüttelnd über meine eigene Paranoia rutschte ich näher an mein Bett heran.

Sofort nahm ich es vom Nachttisch und wischte über den Display um den Anruf anzunehmen.

„Hey Rosalee, ich wollte nur Bescheid sagen dass ich gerade noch einkaufen war und jetzt auf dem Rückweg bin, nicht dass du dir Sorgen machst."

Sagte John, im Hintergrund hörte ich Verkehrslärm wahrscheinlich saß er im Auto.

Ich stutze.

Erneut hörte ich das Klappern von Tellern in der Küche und setzte mich langsam wieder aufs Bett und zog meine Beine an, mein Atem rasselte und meine Stimme krächzte.

„Ist deine Mutter oder deine Schwestern zu Hause?"

Fragte ich beiläufig und es knackte in der Leitung.

„Nein, die sind in der Schule und Mom im Krankenhaus."

Ich schlug meine Augen zu und biss mir auf die Unterlippe, das Knarzen der untersten Treppenstufe war gerade zu hören.

„John? Fahr bitte sofort und so schnell du kannst ins Krankenhaus."

Meine Worte zitterten und ein kalter Luftzug wehte durchs Zimmer wodurch die kleine schwarze Feder aufgewirbelt wurde und hinüber zu meinem Schrank getragen wurde.

Die Schritte kamen näher und mein Körper bebte vor Angst, es war unerträglich hier zu sitzen und zu wissen dass ich nichts gegen diese Kreaturen machen konnte.

„Rosalee? Was ist los?"

Johns Stimme klang besorgt mit einem Hauch von Panik, doch ich konnte nicht antworten, das Atmen allein verlangte mir schon zu viel ab.

Das Knacken in der Leitung war erneut zu hören und wechselte sich mit dem Knacken der obersten Treppenstufen ab. Und auf einmal war Johns Stimme grausig verzerrt zu hören.

„Ich bin immer bei dir."

Mir wurde schrecklich kalt, alles in mir zog sich zusammen und mein gesamter Körper verkrampfte sich.

Und dann öffnete sich langsam meine angelehnte Zimmertür und das einzige was ich über die Lippen brachte war ein erstickter Schrei der sofort aufhörte nachdem ich die Person sah die in der Tür stand.

Eiskalte Tränen brannten sich dennoch in meine Wangen und vernebelten mir die Sicht.

„Mrs. Johnson bitte hören sie auf, ich kann nicht mehr." Wimmernd presste ich mich mit dem Rücken an die Wand während sie einen Schritt auf mich zu machte.

„Kindchen, komm einfach mit mir dann wird es wieder einfacher." Ihr Gesichtsausdruck war nicht so schrecklich wie sonst doch ich traute ihr einfach nicht. Sie war ein Geist.

„Ich will aber nicht sterben." Gab ich trotzig zurück und blieb weiterhin eng an der Wand stehen.

„Ach Liebes, du wirst Fussel wiedersehen und alles wird wieder so sein wie früher. Komm nur wieder zurück zu mir ins Haus." Sie machte einen Schritt in meine Richtung doch ich blieb immer noch an der Wand stehen.

„Fussel ist tot." Antwortete ich, keine Ahnung wo ich plötzlich meinen Mut hernahm.

„Genau wie du." Entgegnete sie kalt und kam noch näher, als sie direkt vor mir stand nahm sie meine Hand, ich wollte sie schon wegziehen doch ich hatte nicht die Kraft. Mrs. Johnsons Hand war beinahe genauso kalt wie meine eigene.

Meine Unterlippe zitterte während ich Miss Johnson zögernd ansah, sie sah aus wie früher, wie damals als sie noch meine normale Untermieterin war.

Weinend entzog ich ihr meine Hand und verschränkte diese mit meiner anderen.

„Ich will mein altes Leben zurück."

Doch sie schüttelte nur ausdruckslos den Kopf.

„Du hast keines mehr."


Lebe, Liebe, Stirb Prinzessin... *slow updates*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt