Kapitel 1

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„Weiter gehen" der Wachmann stieß mich unsanft nach vorne, was mich stolpern ließ. Die Hand- und Fußfesseln gaben mir nicht viel Bewegungs Freiheit. Der Gang war weiß und er schien kein Ende zu nehmen. Es waren überall Überwachungs Kameras und Männer in Uniformen an jeder Tür aufgestellt. Ich wurde durch eine dicke Metall Tür geschoben, hinter der sich ein kahler Raum mit einen Tisch in der Mitte und zwei Stühlen befand. Ich wurde auf einen der einfachen Klappstühlen gedrückt und angewiesen zu warten.

Nach etwa zwanzig Minuten kam dann ein Mann mitte vierzig, mit einem Tablet in der rechten und einer Brille in der linken Hand in den Raum geplatzt. Er machte einen autoritären Eindruck, in seiner Uniform die einen höheren Rang vermittelte, als der Wachmann der mich hergebracht hatte.

„ Will Amber" stellte er sich knapp vor. „Sannah Pardis," er lächelte und murmelte „ welch Ironie". Nun sah ich ihn direkt ins Gesicht. Was meinte dieser überhebliche Kerl damit. Als er von seinen Tablet aufsah schauten wir uns eine Weile gegenseitig in die Augen, wägten einander ab. Dann nach einiger Zeit fragte er mich mit ernsten Ton: „Ist dir bewusst wo du bist und warum?". Dass er keine Regung von mir bekam schien ihn zu verägern. „ Nun dann muss ich deinen Erinnerungen wohl ein bisschen auf die Sprünge helfen."

Als er nun sein Tablet in meine Richtung drehte, sodass ich sehen konnte was er darauf aufgerufen hat, wurde ich Kreidebleich. Bilder von einem Masaker ließen mich zusammenzucken. Die toten braunen Augen starrten mich erneut, fast schon Anklagend, an. Elise. Grausame, schmerzhafte Erinnerung kamen aus der Truhe, die ich eigentlich fest in meinen Gedanken Verschlossen hatte, gekrochen.

Aber ich ließ diese Gefühle nicht meine Mimik erreichen. Mein Gesicht blieb ausdruckslos.

Will Amber sah zufrieden aus. „ Auch wenn du mir vielleicht keine Regung zeigen willst meine liebe, deine Augen und Gesichtsfarbe verraten mir schon was ich wissen wollte. Du kennst dieses Mädchen nicht wahr? Elise Pardis. Deine Schwester. 19 Jahre alt. 1,68 Meter groß. Geboren am 8.7.1996. Ihre Eltern waren geschieden, sie und ihre kleine Schwester wuchsen bei ihrer Mutter auf, bis ihr Vater eines Tages in ihr Haus kam, mit der Absicht die gesamte Familie Auszulöschen und danach Selbstmord zu begehen. Caro Pardis, die Mutter wurde mit 16 Messerstichen in den Brustbereich von Ihren geschiedenen Mann, Alex Pardis, ermordet. Glücklicherweise verständigten die Nachbarn die Polizei sodass die zwei kleinen Mädchen im Alter von 10 und 8 Jahren noch rechtzeitig gerettet werden konnten. Dabei ging die kleine Sannah Pardis mit einen Messerstich im Rückenbereich als einzige Verletzte von den beiden aus dem versuchten Mord heraus. Beide Mädchen wurden in ein Waisenhaus gebracht, wo sie aber wie Außenseiter behandelt wurden und keiner sich für die beiden Interessierte." Ich schloss die Augen. Nun wurde ich schon wieder durch meine Vergangenheit gejagt, die ich am liebsten vergessen hätte. „Bis eines Tages Samuel Lupus sich den beiden annahm. Er war vermögend und Firmenleiter der „Lupos Industrie". Er brachte die beiden in sein Anwesen und schien sich gut um die Mädchen zu kümmern. Die beiden undankbaren Mädchen liefen aber zahlreiche male in die Stadt, um dort bei der Polizei vor Ort Hilfe zu erbitten. Sie behaupteten das er sie Misshandelte. Ganz schön gewagte Behauptung was den Ruf seiner Firmer definitiv in den Dreck ziehen würde. Oder was meinst du Sannah? Es wurden jedoch keine beweise gefunden und die Kinder, die sich mittlerweile im alter von 17 und 14 befanden, wurden nach diesem Zwischenfall nicht mehr in der Stadt gesehen. Und nun, zwei Jahre später, befindet sich die Leiche von Elise Pardis in einer Industrie in einen verlassenen Gewerbegebiet, Samuel Lupus ist unauffindbar, nur ein außergewöhnlich großer und hässlicher Wolf, oder das was von ihm noch übrig war. Und mitten in den Blutbad befindet sich die 17 jährige Sannah Pardis." Eine lange Pause entstand. „ Niemand hat sich getraut sich dem Mädchen, mit Zerfetzter Kleidung die mittlerweile die Farbe rot hatte, und den trüben Augen, zu nähern."

Ich zitterte. Samuel Lupus. Das was er uns Angetan hat ist mit nichts zu vergleichen. Er hat uns nach der Sache mit der Polizei auf seinen Anwesen, das wir „Zuhause" nennen sollten Eingesperrt, Geschlagen, in dunklen engen Räumen gesperrt und andere Grausamkeiten zugefügt. Der Höhepunkt seiner Kranken Vorstellung von Vergnügen sollte die „Jagd" sein. Bis dahin wussten wir noch nicht was er war.

Er schleppte uns in das verlassene Gewerbegebiet das einst seiner Firmer gehörte und fing an zu Zählen. Dreißig Sekunden um uns außer Reichweite zu bringen, die jedoch nicht ausreichten. Selbst wenn wir genug Zeit gehabt hätten, wäre es genauso Aussichtlos gewesen. Einem Raubtier mit einem Ausgezeichneten Spürsinn zu entkommen gleicht einer Sache der Unmöglichkeit.

Und als er uns dann von einander trennte, weigerte ich mich ohne Elise zu verschwinden und das wusste er, was er sich auch zum Vorteil machte um mich anzulocken. Ich erinnerte mich wieder an Elises Schrei und schloss die Augen. Nein genau das wollte Will Amber! Er hatte die Absicht mich in die Schreckens Nacht zurückbringen um meine Mauer einzureißen. Sein Blick durchdrang mich, schien jeder meiner Regungen zu Analysieren.

„Wenn Sie schon alles wissen,..... Was wollen sie dann von mir". Meine eigene Stimme hörte sich fremd an.

Er lächelte „ Dir eine Zukunft anbieten „ fragend blickte ich in sein Gesicht. Er machte den Eindruck schon vieles gesehen zu haben. Die Schatten um seine grünen Augen ließen mich dies nur vermuten.

Ich legte den Kopf schief. „ Hör zu. Weißt du zu was du in der Lage bist?". Verwirrung ließ meine meine Mauer Bröckeln. In seinen Blick lag nun was trauriges und seine Stimme wurde Sanfter als er weiter Sprach. „ Sannah... wie soll ich dir das sagen. Du bist nicht so wie andere Mädchen. Du bist anderes, hast etwas was andere nicht haben. Du besitzt eine Stärke und zwei Möglichkeiten sie einzusetzen. Entweder für das richtige oder für etwas falsches. Du bist zwar sehr Jung aber es ist gut das wir dich so früh gefunden haben. Ich weiß das dein Leben bisher nicht einfach verlief und ich will dich nicht anlügen und dir sagen das es von nun an einfacher wird, denn das wird es nicht." Mein Blick ging auf meine Fußfesseln. „Eine Zukunft in Ketten?"

Er seufzte „Nein. Ich bitte dich deine Kraft einzusetzen um andere zu beschützen" „ Sie reden die ganze Zeit von einer Kraft! Wie soll ich andere beschützen wenn ich nicht mal weiß von was sie reden?!" meine Ruhe war auf einen Mal weg. Wie sollte ich es anstellen zu schützen wenn ich nicht mal Elise retten konnte.

„Ich werde dir zeigen wie du dazu in der Lage sein wirst Sannah. Du musst mir nur sagen das du es willst".

Wollte ich wirklich wieder das Gefühl dieses brennenden Hasses fühlen? Mich Ihr hingeben, mit geist und Körper?

Er sah wohl das ich wankte denn er gab mir, durch seine Worte, einen kleinen Stoß in die, nach seinen Ansichten, richtige Richtung. „Es leiden täglich viele Junge Menschen die sich nicht vertedigen können. In den letzten neun Jahren hat sich viel getan Sannah, hilf mir die Mörder vieler Kinder zu richten!". Er klang fast verzweifelt. Und ich kam zu einem Entschluss. Anstatt das Leben als Sinnlos und Unfair zu bezeichnen konnte ich genauso gut den Sensenmann oder Richter spielen. Entschlossen sah ich ihn direkt in die Augen. Elise würde nicht wollen das ich in Selbstmittleid versinke. Ich lächelte innerlich, das ich mich aber unweigerlich in Gefahr begeben werde würde sie aber genauso wenig wollen.

„Zeigen Sie mir wie ich Ihnen dabei Helfen kann."

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