Grabstein

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Leahs POV:
Es fühlte sich falsch an hier zu sein.
"Wo ist Liam?", fragte Jacqui, als sie sich nochmals das schwarze Kleid glatt strich, es war Gewohnheit von ihr, die sie immer machte, wenn sie nervös war.
"Für ihn muss es besonders schwer sein, er hat viel durchgemacht", warf Mina nachdenklich ein.
"Habt ihr Blumen mitgebracht?", fragte Niall die anderen, die nickten. Meine Hand war mit seiner verschränkt und ich sah auf sie herunter. Mittlerweile glitzerte ein Verlobungsring an meinem Ringfinger, der mich immer zum Lächeln brachte, wenn ich ihn ansah. Denn er erinnerte mich an das Wichtigste, das es für mich gab. Er liebt mich.
"Alles in Ordnung?", flüsterte Niall mir in mein Ohr und sah mich besorgt an. Was hätte ich nur in den letzten drei Wochen, als wir den Entführungszettel gefunden haben, bis heute ohne ihn getan? Die ganzen Anhörungen und Details, die über die Täter herauskamen, die Sache mit Lisa und die Vergangenheit, die mich eingeholt hatte. Einer der Täter, stellte ich fest, als wir Bilder von ihnen sahen, war mir bekannt. Er hatte mich gezwungen mit ihm zu schlafen.
"Nein, aber bald wieder", lächelte ich Niall an und gab ihm einen kurzen Kuss auf seine Lippen.
"Es fängt gleich an", stellte Louis fest, "wir sollten schon mal vorgehen"
Und so setzten wir uns im Bewegung, liefen den dünnen Weg entlang. Ich las die Namen auf den Grabsteinen, wann sie gelebt hatten und versuchte mir eine Geschichte zu den Menschen auszudenken, die einige Meter unter mir begraben lagen. Waren sie gute Menschen? Waren viele Leute auf ihrer Beerdigung da oder waren sie alleine? Hatten sie ein reines Herz?
Als wir an dem Grabstein ankamen, zu dem wir wollten- oder eher mussten- blieben wir stehen und setzten uns nach hinten. Es waren rund 20 Leute da, die alle einen traurigen Gesichtsausdruck trugen. Wussten sie überhaupt um wen sie trauerten?
"Seht mal", sagte Katie und deutete jn die Richtung aus der wir gekommen waren.
Unsere Blicke folgten Katies und sahen Liam. Er trug einen schwarzen Anzug und einen angespannten Ausdruck, doch dann sah ich, was Katie staunen ließ. Liam schob etwas, nein jemanden, vor sich her- Lisa. Sie trug eine schwarze Hose und darüber einen dicken Mantel, der ihr etwas zu groß war, da sie im Krankenhaus abgenommen hatte.
Als Liam ihren Rollstuhl neben uns schob, begrüßten wir die beiden.
"Sicher, dass das eine gute Idee ist?", flüsterte ich Lisa zu, als ich die umarmte, woraufhin sie nickte: "Ich muss einen Schlussstrich ziehen und das kann ich am besten, wenn ich ihn begrabe"
Natürlich bemerkten wir alle die Blicke, die uns zugeworfen wurden, alle wussten wer wir waren, wir waren schließlich der Grund warum alle heute hier waren. Ohne uns wäre der Mann im Sarg noch am Leben. Keiner wagte es zu uns etwas zu sagen, doch wir spürten die Verachtung uns gegenüber vermischt mit dem Mitgefühl für uns für das, was wir durchleben mussten.
Als der Priester kam und die Zeremonie startete, drückte ich Nialls Hand fest, damit ich nicht begann laut zu schreien. Es war so falsch. Der Priester erzählte etwas von Vergebung und die Leute um mich weinten. Er war ein Mörder!, wollte ich schreien, Ein Mörder, Vergewaltiger und Entführer! Macht eure Augen auf! Doch meine Lippen blieben versiegelt und ich konzentrierte mich darauf, dass Niall kleine Kreise auf meiner Hand malte, um mich zu beruhigen.
Die Beerdigung war nun an dem Part angelangt, wo alle Erde, Blumen oder anderes nach unten warfen und ich war nervlich am Ende, denn grade war die feste Freundin des Toten zusammengebrochen, was den Wunsch in mir auslöste sie zu Ohrfeigen, als etwas Unerwartetes passierte.
Lisa nahm aus ihrer Tasche ein weißes Papier und bat Liam um Hilfe. Sofort war er zur Stelle, um sie zu stützen während sie aufstand. Mit vorsichtigen Schritten und mit einer Hand um ihren Bauch geschlungen, wo ihre Schussverletzung noch heilte, schritt sie zum Loch, wo der Sarg drin war. Alle Augen waren auf die beiden gerichtet, als Lisa den Zettel und eine Blume herunter warf und Liam es ihr mit etwas Erde gleich tat. Einen Augenblick bleiben die beiden noch dort stehen, drehten sich dann um und kamen wieder zu uns zurück.
"Was stand auf dem Zettel?", flüsterte ich Lisa zu.
"Meine letzten Worte an ihn", lächelte sie schwach und ich griff mit meiner Hand nach ihrer: "Du hast grade wahre Größe bewiesen"
"Vielleicht waren es auch nur Beleidigungen, das weißt du nicht", kicherte sie leise. In dem Moment traten mir auch Tränen in die Augen, denn nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich Lisas lachen wieder, von dem ich zwischenzeitlich dachte, dass ich es nie wieder hören würde.
"Ich liebe dich, das weißt du oder?", fragte ich sie, woraufhin sie nickte: "Genauso wie ich dich"

Maybe wrong direction (Niall FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt