Kapitel 3

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Bin wieder da!", rief ich als ich Zuhause ankam. Ich striff mir meine Stoffschuhe von den Füßen und lief in die Küche. Sofort fiel mehr der Geruch von gekochtem Gemüse auf, der einen sobald man die Küche betrat förmlich erschlug. "Schatz! Da bist du ja endlich! Wärst du so lieb und machst mal eben die Fenster auf, ich hab das Gefühl ich geh hier drinnen gleich ein.", sagte sie, während sie hektisch am Essen herumhantierte. Wortlos lief ich zum Fenster und tat wie mir befohlen.

"Und wie war dein Tag?". Sie schaufelte das Essen auf die Teller, platzierte den einen anschließend unmittelbar vor mir, setzte sich mit dem zweiten Teller und sah mich auffordernd an. "Gut.", antwortete ich knapp und wandte mich lustlos meinem Essen zu. Sie sah mich erwartungsvoll an, bis sie bemerkte, dass ich nicht vorhatte noch etwas genauer ins Detail zu gehen. "Habt ihr irgendwelche Arbeiten zurückbekommen?", hakte sie nach, woraufhin ich nur den Kopf schüttelte. "Was ist den los mit dir? Willst du mir gar nicht erzählen, was in der Schule alles passiert ist?". Genervt blickte ich von meinem Teller auf und schaute ihr ins Gesicht. Besorgnis spiegelte sich auf ihren Zügen und eine kleine Welle Schuldgefühle überkam mich augenblicklich. "Nein Mum. Alles in Ordnung. Ich bin nur müde.", antwortete ich und zwang mir ein Lächeln ins Gesicht. Sie nickte verständnisvoll. "Jaja, der Druck in der Schule wird immer schlimmer und macht unsere Jugend kaputt. Als ich noch in deinem Alter war, da war das alles anders. Wir hatten noch für andere Sachen Zeit!...". Jetzt fing sie an sich in Fahrt zu reden. Ein ewiger Vortrag über das schlechte Schulsystem würde nun folgen. Desto schneller ich esse, desto schneller ist auch diese Vortrag vorbei!, dachte ich und schaufelte mein Essen hastig in mich rein.

***

Gedankenverloren ging ich durch meinen Kleiderschrank, mit dem eigentlichen Ziel etwas zu finden, dass ich zum See anziehen wollte, doch nichts schien zu passen.

Nach einer Weile warf ich einen Blick auf meine Uhr und zuckte erschrocken zusammen. Ich hatte noch genau 23 Minuten, um mich fertig zu machen und mit dem Fahrrad zum See zu kommen. Hastig griff ich nach einem Bikini schlüpfte hinein und zog mir hektisch ein schwarzes T-Shirt mit V-Ausschnitt und eine kurze Jeans Hose an. Ich fasste meine Haare zu einem provisorischen Zopf zusammen und hastete die Treppen runter. „Könntest du die Treppen ein wenig leiser runtergehen? Du weißt doch, dass meine Lieblingsserie gerade läuft?!", bemerkte meine Mutter genervt aus dem Wohnzimmer. Natürlich wandte sie ihren Blick dabei nicht einmal ansatzweise vom Bildschirm. Diese Serie verfolgte sie schon seit der ersten Staffel an und mittlerweile gab es sieben! Vor zwei Jahren hatte sie schon mal versucht mich dazu zubringen diese Serie auch zu sehen, doch nach der ersten Folge der Staffel hatte ich schon genug. Nicht nur das ich die Folgen davor alle nicht gesehen hatte und dementsprechend auch wenig  verstand, nein, zu allem Übel hinzukommend, war die Handlung auch noch totlangweilig. Seitdem hatte ich nicht eine weitere Szene aus dieser Serie gesehen. Ich schlüpfte in meine Schuhe, schnappte meine Tasche, die ich zum Glück schon vorhin gepackt hatte und rannte aus dem Haus.

Mit meinem zugegeben klapprigemStahlesel, radelte ich los. Wobei ich eigentlich nicht radelte sondern mit meiner Leistung glatt bei einem Wettbewerb hätte mitmachen können. Als ich amSee ankam, war ich knapp zu spät. Ich schien aber nicht die einzige zu sein, die zu spät ist, denn weit und breit war niemand zu sehen. Verlassen stand ich vor dem See an dem wir uns eigentlich treffen wollten. Irritiert kramte ich in meiner Tasche nach meinem Handy und warf, nachdem ich es gefunden hatte, einen Blick auf die Uhrzeit. Verständnislos schüttelte ich den Kopf? Hatte ich etwa die Zeitumstellung verpasst? Ich war 8 Minuten zu spät und niemand war da!  „Bist du schon lange da?", hörte ich auf einmal jemand hinter mir sagen. Überrascht drehte ich mich um. Matt stieg gerade von seinem Fahrrad, lehnte es an einen Baum und legte seinenRucksack ab, der ein lautes Klirren von sich gab. „Nein, bin auch erst vor fünf Minuten oder so gekommen.", antwortete ich und sah ihn dann fragend an: „Wo sind die anderen?". Ahnungslos zuckte er mit den Schultern: „Müssten gleich kommen, denke ich...Aber wir können es uns solange ja schon mal bequem machen.",sagte er enthusiastisch, schnappte sich seine Tasche und lief mit großen Schritten an mir vorbei zum See runter. Seufzend folgte ich ihm. Er blieb an vier umgekippten Baumstämmen stehen, die gemeinsam ein Viereck bildeten und somit perfekt als Sitzgruppe herhielten. Matt packte Marshmallows und etliche alkoholische Getränke aus seinem Rucksack. Wortlos musterte ich das Geschehen und zog die Augenbrauen hoch als er eine Flasche nach der anderen aus seinem Rucksack holte. Er musste meinen Blick gemerkt haben, denn er hielt mitten in der Bewegung inne und bemerkte die Grimasse die ich zog. Kurz sah er mich irritiert an, bis er meinen Blick zurückverfolgte und von den Flaschen grinsend zu mir hochsah. „Keine Sorge, die sind nicht alle für mich. Das ist für alle. Diese Woche bin ich nur dran mit Getränken." Ich versuchte meine Erleichterung nicht zu zeigen und nickte stattdessen.

Jetzt hält er mich bestimmt für extrem spießig! Tolle Leistung, Alexandra!

Während Matt sich wieder seinem Rucksack zuwandte setzte ich mich auf einen der vier Baumstämme und beobachtete das Geschehen.

The DecisionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt