Kapitel 11

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Erstmal möchte ich sagen, dass es mir Leid tut, dass so lange nichts kam. Ich war im Urlaub und mein Internet war extrem grottig. Dafür versuche ich in nächster Zeit regelmäßiger zu schreiben. Jetzt wünsche ich euch aber erstmal viel Spaß beim Lesen. :D


Demotiviert lief ich neben Amber her. Wir waren auf dem Weg zu unserem Englisch Kurs, den wir gemeinsam hatten. Normalerweise empfand ich die Englischstunden relativ erträglich und daher hörte ich auch immer ganz gut zu, doch heute freute ich mich genauso wenig auf Englisch, wie auf die vorherigen Stunden, nämlich gar nicht. Meine schlechte Laune hielt schon seit gestern Abend an. Der Streit mit Matt wollte mir einfach nicht aus dem Kopf gehen.

Wieso bin ich auch gleich so zickig geworden? So bin ich doch sonst nicht.

Verzweifelt versuchte ich mir einzureden, dass mich der Streit nur so beschäftigte, weil ich sowas nicht gewohnt war (Amber und ich hatten uns nie ernsthaft gestritten), doch wenn ich ehrlich zu mir war, dann musste ich mir eingestehen, dass ich Matts Gegenwart weder nervig noch unangenehm. Im Gegenteil, ich fand ihn eigentlich sogar ganz nett.

Gedankenverloren ließ ich mich auf meinen Stammplatz fallen und ignorierte weiterhin Amber, die nicht mehr aufhörte zu reden. Ich wusste, dass es gemein war, Amber nicht zuzuhören, jedoch war ich überzeugt davon, dass ich selbst wenn ich es versuchen würde nicht vielmehr aufschnappen würde. Also beschränkte ich mich darauf, ab und zu zu ihr rüber zu sehen und verständnisvoll zu nicken.

Als unsere Englisch-Lehrerin wenig später und unfassbar pünktlich, wie immer, in den Klassenraum trat, schien es als hätte sie einen unsichtbaren Knopf gedrückt, denn wie ferngesteuert schlenderten die Schüler auf ihren Platz und es wurde auch zunehmend leiser. Wobei es, wenn ich genauer nachdachte, auch daran liegen könnte, dass Ms Beck immer einen Test für uns in ihrer braunen Ledertasche, auch Tasche des Grauens genannt, bereithielt und bereit war ihn jederzeit zu zücken, falls ihr die Klasse auf den Senkel ging.

Die Stunde verlief wie jede andere danach auch. Zum Glück blieb mir der Englischtest heute erspart, denn bei meiner heutigen, nicht unbedingt herausragenden Konzentration, wäre dabei wohl nicht viel rumgekommen. Dafür drückte sie uns zu meinem Leidwesen eine besonders große Hausaufgabe auf, nachdem sie behauptet hatte, dass Übung den Meister mache und wir für die anstehende Arbeit noch besser werden müssen, wenn wir da heile rauskommen möchten... Sie sagte es so wie alle Lehrer. Überzeugt davon, dass ihr Fach das wichtiger als die anderen war und als ob wir ansonsten sowieso nur vor unseren Handys säßen und Langeweile hätten, wenn sie uns keine Aufgabe gab. Während der restlichen Stunden war ich zu einem Entschluss gekommen. Ich würde nach der Schule am großen Tor, das die Schüler nach der Schule immer freigab, auf Matt warten und mich dort entschuldigen. Ich wollte mich nicht streiten, egal mit wem, aber vor Allem nicht wegen Jason. Abgesehen davon, hatte ich mir seine Nummer in der Mittagspause von einer seiner alten Eroberungen geholt. Zugegeben, war das nicht ganz einfach gewesen, denn sie hatte behauptet, Jasons Nummer schon längst gelöscht zu haben und mit dem „Dreckskerl" nichts mehr zu tun zu haben, doch als Amber ungeduldig wurde und ihr erklärte, dass sie das Temperament von ihrer Mutter geerbt hätte, fügte sie sich unwillig unserem Willen.

Somit stand ich nun am großen Tor, mit meinem Handy inklusive Jasons Handynummer, die auf einem kleinen Zettel stand, in der Jackentasche. Ich versuchte krampfhaft eine lässige Position einzunehmen, um irgendwie cool zu wirken, jedoch fand ich keine Position, die sich nicht völlig albern anfühlte und mich nicht das Gefühl gab, merkwürdig angestarrt zu werden. Also beließ ich es dabei mein Gewicht vom einen Bein auf das andere Bein zu verlagern, auf meiner Unterlippe rum zu kauen und selbst wenn dadurch nicht jedem Idioten auffiel, wie nervös ich war, verriet mich spätestens mein Blick der hektisch suchend über die Menschenmasse fuhr, die sich fluchtartig durch das Tor drängte. Als ich ihn endlich erblickte, stellte ich überrascht und erleichtert fest, dass er alleine war. Jason und sein Anhängsel schienen wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Matt schien mich nicht einmal zu bemerken, als er mit großen Schritten an mir vorbeilief und konzentriert geradeaus stierte. Er sah aus, als wäre er völlig in seinen Gedanken versunken. Doch darauf konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Also rannte ich ihm hinterher und packte ihm am Handgelenk, ehe er sich noch weiter von mir entfernen konnte.

Panisch drehte er sich um und riss seine Hand aus meinem Griff und packte mich stattdessen am Handgelenk. Ich schrie auf. Sein Griff war nicht gerade zierlich gewesen, weshalb ich das Gefühl hatte, dass gerade jegliche Bestandteile meines Handgelenkes zusammengedrückt wurden. Als er mich erblickte sah, weiteten sich seine Augen und er ließ mich los, als hätte er sich an mir verbrannt. Sein Blick glitt von meinem Gesicht zu meinem Handgelenk, das mittlerweile rot geworden war, wo er mich festgehalten hatte.

Wie gebannt sah ich ihm dabei zu. Seine unerwartete Reaktion, hatte mein Gehirn völlig zum Aussetzen gebracht. Ich mein, dass er nicht unbedingt erfreut ist mich zu sehen, war klar nach meinen Vorwürfen gestern, doch das hier schien mir dennoch irgendwie... unpassend? Übertrieben? Aggressiv? „Ich wusste nicht... Ich dachte...", er unterbrach sich, seufzte und wandte sich anschließend wieder meinem Gesicht zu. Die Panik in seinen Augen verflog langsam und wich einem sanften Ausdruck auf seinem Gesicht. „Tut mir Leid, das wollte ich nicht.", meinte er und deutete mit einem wagen Kopfnicken auf mein Handgelenk. Ich nickte nur und erinnerte mich wieder daran, wieso ich eigentlich mit ihm reden wollte. „Ich... Ich wollte mit dir reden. Wegen Gestern. Also dem was ich gesagt habe... Ich war einfach sauer auf dich, weil du dich so quergestellt hast und ich nicht verstanden habe wieso du damit so ein großes Problem hast und dann hab ich wohl ein wenig überreagiert. Ich weiß auch nicht was mit mir los war, ich..." Ich seufzte. Matt sah mich eine Weile an, ehe er ebenfalls seufzte. Erst als er seine Schultern locker ließ, fiel mir auf, wie angespannt er die ganze Zeit gewesen war. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. „Ist schon okay. Ich war auch nicht sehr nett... Aber ich finde wir sollten was zusammen machen, damit du mich besser kennenlernst und mich nicht mal mehr Ansatzweise mit Jason vergleichen kannst.", meinte er und betonte das „kannst" noch um seine Worte zu betonen.

Ich war erleichtert. Ehrlich gesagt, hatte ich nicht erwartet, dass Matt mir so schnell verzeiht, aber anscheinend war er nicht sehr nachtragend. Ich lächelte und man sah mir meine Erleichterung wohl an, denn Matts Lächeln wurde zu einem dicken Grinsen. Seine Grübchen an den Wangen fielen mir auf, ebenso wie die wenigen aber dennoch sichtbaren Sommersprossen auf seiner Nase. „Wohin gehen wir?", fragte ich und sah ihn erwartungsvoll an.



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