Kapitel 6

4 0 1
                                    


Wir kamen dem Waldrand immer näher  und als wir kurz davor waren, bückte ich mich und hielt nach einem geeigneten Stock Ausschau, als ich ein knacken hörte. Erschrocken fuhr ich zusammen. Ich sah zu Matt, der das Geräusch wohl nicht gehört hatte, denn er suchte seelenruhig weiter nach Stöckern. „Hast du das gehört? Was war das?", fragte ich und lief eilig zu ihm. Sofort wünschte ich mich zurück an das warme Lagerfeuer denn gerade fiel mir auf, wie kalt es geworden war, seit ich das Lagerfeuer verlassen hatte. Ich fröstelte und lauschte wieder. Auch Elias hörte nun auf und starrte konzentriert ins dunkle Nichts des Waldes. Stille machte sich breit. Ich wollte gerade den Mund aufmachen, um Matt zu erzählen, wieso ich wie ein aufgescheuchtes Huhn auf ihn zugerannt war, als ich ein Stöhnen hörte, dass nicht weit von uns entfernt zu sein schien. Erschrocken sah ich mich um. Weit und breit konnte ich niemanden sehen, doch das stöhnen wurde immer lauter. „Jason!", stöhnte eine weibliche Stimme. Ich spürte wie ich rot anlief, denn langsam verstand ich, was hier gerade geschah. Schüchtern linste ich zu Elias rüber. „Also wenn mich nicht alles täuscht, ist das Jason, der sich ein wenig vergnügen will. Ich weiß nicht soll ich dir das ein wenig ausführen, oder ist das genug Antwort für dich?", fragte er lasziv grinsend. „Was?", geschockt sah ich ihn an? Dachte er ich wüsste nicht, was die beiden da hinten irgendwo veranstalten? Ich war zwar nicht sehr erfahren, was das angeht, um genau zu sein sogar gar nicht erfahren, jedoch wusste ich was das Stöhnen zu bedeuten hatte. Immerhin war ich im Gegensatz zu ihm  im Biounterricht aufmerksam gewesen. „Na, du hast doch gefragt, was das ist.", meinte er nur schulterzuckend und wandte sich unschuldig wieder seiner Stöcker Suche zu. „Wie du willst HIER weiter nach Stöckern suchen? Während dein Freund ein paar Meter weiter...", Ich stockte und sah ihn fassungslos an. „Wieso? Ist doch was ganz normales. Nennt man natürliche Fortpflanzung liebe Alex.", er stockte und tat so als würde er nachdenken. „Wobei ich hoffe sie benutzen Kondome, für Fortpflanzung ist es wahrscheinlich noch etwas früh, findest du nicht?", fragte er beiläufig. Ungläubig sah ich ihn an. Ich schüttelte den Kopf, drehte mich um und ging angewidert zurück in Richtung Lagerfeuer. Jason war sowas von ekelerregend. Dieser Typ war wahrscheinlich noch nie  ohne eine neue „Errungenschaft"  von einer Partygegangen.

Plötzlich zweifelte ich an meinem Plan. Ich fand den Gedanken widerlich zu versuchen mich an Jason ranzuwerfen und abgesehen davon, war es bis jetzt auch eher schlecht gelaufen. Matt holte mich aus meinen Gedanken, als er grinsend neben mir auftauchte und mit zwei Stöcken vor meinem Gesicht rumwedelte. „Lust auf Marshmallows?", fragte er stolz auf seine auserlesenen Stöcker. „Nein, danke. Mir ist der Appetit gerade vergangen.", antwortet ich und steuerte weiterhin auf die Menschenmasse zu. „Ach komm schon. Ich habe mich geopfert und habe sogar extra einen für dich mitgenommen.", sagte er enttäuscht. „Wieso denn geopfert? Ich dachte das ist nicht so schlimm?", gab ich bissig zurück und bemerkte im selben Moment wie unfair es war Matt jetzt so an zu meckern. Immerhin konnte er nichts dafür, dass es gerade nicht so lief wie geplant. „Ist es auch nicht.", seufzte er trotzig. „Also ich find es schon schlimm. Denn falls dir das noch nie aufgefallen ist: Jason macht den Mädchen andauernd Hoffnung, dann vögelt er sie und lässt sie dann wie eine heiße Kartoffel fallen!", bemerkte ich kalt. „Das ist es ja. Es ist immer so und alle wissen das also...", er stockte. Scharf zog ich die Luft ein. Das war zu viel. Wütend drehte ich mich zu ihm um. „Willst du damit etwa sagen, dass diese Mädchen selber Schuld sind? Wenn ja dann rate ich dir lieber deine verdammte Klappe zu halten, wenn dir irgendwas an deinem Leben liegt.", sagte ich während ich meine Zeigefinger drohend auf seine Brust legte. Verwirrt sah er mich an. „Jetzt komm mal runter. Ist doch nicht deine Sache, immerhin hat er von dir doch seine Finger gelassen!", sagte er genervt und machte Anstalten weitezugehen. Ich spürte, wie mir eine Träne aus dem Augenwinkel lief. „Jemand wie Jason braucht keine Finger um Herzen zu brechen...", murmelte ich. Matt hielt inne und drehte sich ruckartig zu mir um. Ich weiß nicht wie ich seinen Gesichtsausdruck deuten sollte. War es entsetzen? War es Mitleid? Oder vielleicht sogar eine Mischung aus beidem?

„Was?", flüsterte er nun und machte ein paar Schritte auf mich zu. Er hob seine Hand, um mir die einzelne Träne, die sich aus meinem Augenwinkel gelöst hatte, weg zuwischen. Hysterisch schlug ich seine Hand weg. „Lass mich!", zischte ich und stampfte wütend los. Krampfhaft versuchte ich die Erinnerungen an damals aus meinem Gehirnzu wischen. Ich änderte allerdings meine Richtung und lief nun stattdessen zu meinem Fahrrad. Ich wollte einfach nur hier weg und es war mir auch sowas von egal, ob ich gleich alleine im Dunkeln durch unsere halbe Stadt fahren müsste. Ich wollte einfach nur weg von ihm und Jason und dieser idiotischen Party und zurück in mein bequemes Bett, wo ich den Abend von Anfang an hätte verbringen sollen

The DecisionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt