Dillan zog nur die Augenbrauen hoch und schüttelte dann den Kopf. Die Englischlehrerin schloss den Raum auf und ließ die Schüler eintreten, ehe sie selbst rein ging. Als Lynn als Letzte den Raum betreten wollte, hielt Frau Jung sie am Ärmel zurück und fixierte sie mit einem besorgten Blick. »Alles in Ordnung mit dir, Lynn? Du wirkst so blass. Bist du krank?« Die Schülerin befreite sich mit einem Ruck aus dem Griff und knurrte kalt: »Ja Miss Jung, mir geht es gut!« Leicht irritiert murmelte die Lehrerin: »Eh... Ähm, ja... dann geh mal rein...« Sie schob das Mädchen in den Raum und ging zum Pult. »Good morning misses Jung«, brummte die Klasse den alltäglichen Begrüßungssatz, noch bevor die Lehrerin etwas sagen konnte. »Good morning my class... Also, wir müssen heute leider mindestens die ersten zehn Minuten mit etwas Organisatorischem klären, aber-« »Sie geile Schnidde, Sie!«, unterbrach eine männliche Stimme die vom Rauchen leicht raue Stimme der Klassenlehrerin. Hektisch sah die Lehrerin, die sich ihre Haare silbrig, mit einem leichten Hauch lila, gefärbt hatte, um dem neuen Trend zu folgen, sich um, um den Übeltäter zu finden. Dabei fiel ihr ihre schwarze Nerdbrille, die sie eigentlich gar nicht brauchte, von der Nase und auf den Boden. Als sich die junge Lehrerin bückte, ertönte ein »Rawr« aus der selben Richtung, wie vorhin. Schon etwas hysterisch kreischte Frau Jung jetzt: »Ruhe! Wer auch immer das jetzt war, hör auf!« Aus der Ecke hörte man Gekicher, als die Klassenlehrerin der 10b ihre Brille wieder aufsetzte und sich halb auf das Pult setzte. Mit einem beiläufigen Blick schaute sie auf die Uhr und stockte. Es waren bereits fünf Minuten vergangen, seit sie den Raum betreten hatte. »Also-« Abermals wurde sie unterbrochen, jedoch diesmal nicht vom anonymen Angeturnten, sondern von einem hektischen Röcheln. »Dillan und Lynn! Ihr könnt eure erotischen Spielchen auch woanders treiben. Jetzt habt ihr meine Erlaubnis zum Gehen bekommen!« Dillan schüttelte heftig den Kopf und verdrehte seine Augen. Lynn hatte ihn vom Stuhl gerissen und ihn und sich selbst so an die Wand gedrückt, dass Frau Jung sie nicht sehen konnte. Das Mädchen saß auf seinem Schoß, drückte eine Hand gegen seine Kehle und mit der anderen hielt sie seine Hände fest. Mehr als ein Röcheln brachte er allerdings nicht zustande, was sie mit einem fiesen Stöhnen übertönte. »O mein Gott!«, kicherte Lia jetzt und machte belustigte Geräusche. Dillan schaffte es dann doch, das kräftige Mädchen loszuwerden, aber nur, weil sie selbst gewürgt wurde. Der 17-Jährige sprang auf und starrte das blonde Mädchen hasserfüllt an. »Warum machst du das nur?!«, knurrte er gequält. »Ich liebe dich doch!«, hauchte Lynn, bevor sie ihre Augen verdrehte und nach hinten kippte. »O MEIN GOTT, ist sie... TOD?!«, schrie Flora, die den Tod ihrer besten Freundin Roxanna noch immer nicht verkraftet hatte, was man ihr aber auch ansah. Cecilia und Dillan schüttelten zeitgleich die Köpfe und sahen den jeweils anderen dann verlegen an. »Ach, erst Erotik-TV in Real-Life und jetzt einen auf sterbenden Schwan machen? Also bitte, ich hätte ein besseres Ende erwartet«, schaltete sich jetzt die Klassenlehrerin Frau Jung ein. Ungläubig starrte Dillan sie an. »Also bitte, nur weil ihr Nachname zu ihrem Alter passt, heißt es nicht gleich, dass sie ihren Verstand zurücklassen dürfen«, brummte Dillan leise und schaute dann besorgt zu Cecilia, die noch blasser drein schaute, als sie ohnehin schon war. Die grau-braunen Augen der Lehrerin nahmen einen vorwurfsvollen Ausdruck an, der sich auf den 17-Jährigen Schüler richtete, aber in überraschte Angst wechselte, als der Körper von Lynn plötzlich nach draußen geschleift wurde. »Warum ist es so kalt?«, jammerte Lia und klimperte mit ihren Mascara beschmierten Wimpern, aber verstummte, als ihr Blick ebenfalls auf das Mädchen mit den bunten Strähnen fiel. Einige Sekunden blieb sie auch stumm, aber dann fing sie wieder an zu plappern. »Diese Tussi brauchte eh niemand. Und ich brauche dringend eine Jacke oder einen dicken Pullover.« Als sie von niemandem beachtet wurde, setzte sie eine leidgeplagte, trauernde Miene auf und jammerte: »Die arme Lynn, sie tut mir ja so Leid! Aber mir ist echt kalt und-« Drei der Jungs, die um sie herumstanden, funkelten sie genervt an. »Hört die sich eigentlich mal selbst zu?«, knurrte Jason genervt und starrte das blonde, gespielt trauernde Mädchen durchdringend an. Cecilia schüttelte schüchtern den Kopf. »Nein, ich glaube nicht«, flüsterte sie mit piepsender Stimme. Als der Körper, von scheinbar nichts und niemandem gezogen, aus der Tür verschwunden war, herrschten einige Minuten peinlicher Stille in dem Englischraum der 10b. »Was. Bitte. War. Das?!«, fragte Frau Jung verstört und in einem abgehackten Satz. »Ach, sie haben das gesehen?«, war das Einzige, was Dillan jetzt herausbrachte. Seine Stimme klang ironisch und leicht irritiert. Frau Jung nickte nur und schüttelte dabei ihren Kopf, man sah ihr an, wie verstört sie war. Tyler legte ihr seine Hand auf die Schulter, was den rest Farbe aus Frau Jungs Gesicht entzog, als sie aber den Jungen erkannte, atmete sie geräuschvoll aus. »Magie, Frau Jung, das war dunkle Magie«, grinste Tyler, was seine Anhängsel zum Lachen brachte. »Sehr witzig«, kommentierte die Lehrerin genervt und straffte ihre Schultern. Sie atmete noch immer schnell und unausgewogen und so vergingen einige stille Minuten, ehe jemand etwas sagen konnte. »Ich gehe den Vorfall der Rektorin melden. Dillan, du passt auf, dass hier Ruhe herscht und...«, sie schaute sich in der Klasse um, während Dillan schockiert dreinschaute. »Tyler und Lia, ihr geht zusammen nach Lynn schauen. Wobei... Nein. Jason, du hältst hier die Stellung und Dillan geht mit Cecilia nach Lynn schauen.« Mit diesen Worten verschwand sie aus dem Raum. Die drei angesprochenen Schüler nickten sich stumm zu. Jason ging zum Pult und die beiden anderen verschwanden ebenfalls.
Sry, dass es so lange gedauert hat. .-.
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Die Rache der Seele
HorrorDillan, ein 17-Jähriger Junge, der die 12. Klasse eines Gymnasiums besucht, soll einen Aufsatz über einen verstorbenen Verwandten schreiben und sich im Internet oder bei anderen Verwandten (Eltern, Großeltern, etc.) informieren, um den Aufsatz gelun...