Der blonde Kapitän war gänzlich geschockt über diese Information. Das einzige Familienmitglied, das er aus Emilias Familie kannte, war Elliot Grey. Er war der ursprüngliche Captain der Piratencrew gewesen, bevor er entführt wurde und Stellan die Stellung des Kapitäns anvertraut wurde. Er wusste, dass Elliot noch lebt, nur waren er und Andere den Barbaresken hilflos ausgesetzt.
Stellan fragte sich, wie sehr ihre Schicksale miteinander verbunden waren. Der eigentliche Captain Elliot war der Bruder von Gabriella. Und diese wiederrum war befreundet mit Adelaide – seiner Bekanntschaft. Es war eine Unmöglichkeit, und dennoch wurde ihm bewiesen, dass alles einen Grund hatte. Nichts geschieht ohne Zufall, an diese Weisheit hatte er schon öfters geglaubt; nun war er sich sicher, dass es wahr war oder dass Gott sich einfach nur köstlich amüsieren wollte.
„Gabriella ist deine Tochter. . .", flüsterte er, als er sich langsam umdrehte und seine Augen nach einem Objekt suchten, auf dem er sich kurz ausruhen konnte. „Unfassbar . . . Warum wusste ich nichts davon?"
Emilia seufzte laut vor sich hin, „Du bist nicht der Einzige, der es nicht weiß."
„ . . . Aber . . . Wie? Weiß Elliot von ihr?"
„Ja, und wenn er wüsste, dass Gabriella hier in einer Bar trinken würde, wäre er sicherlich nicht glücklich . . .", bemerkte sie und ihre dunkelblauen Augen strahlten eine bedrückende Emotion aus, die Stellan nachvollziehen konnte. Elliot war ihm immer ein guter Freund und Captain gewesen, als älterer Bruder wäre er sicher fabelhaft – obwohl Stellan sich nicht vorstellen konnte, dass er und Gabriella verwandt wären. Weder der Charakter, noch das Aussehen teilten sie sich.
„Aber . . . Wie konntest du dich wieder nach Jahren auf diesen abscheulichen Mann einlassen?" Diese Frage drängt sich auf Stellans Lippen; es war ihm unverständlich, da jeder wusste, wie gewalttätig ihr damaliger Ehemann mit ihr und ihrem Sohn war.
Sie schnaubte kurz, als sich Erinnerung von ihrem verhassten Mann vor ihren Augen wieder auflebte. „Stellan, er ist nicht der Vater von Gabriella."
Ein Licht ging ihm auf, als er ein langgezogenes „Ooh" von den Lippen ließ. Er versank kurz in seinen Gedanken. Sie erwähnte dann, dass Gabriella um zehn Jahre jünger sei als Elliot.
Es war eine komplett neue Entwicklung einer Situation, die schon kompliziert genug war. Würde Emilia je glauben, dass ihre Tochter die glorreiche Idee besaß sich während eines Angriffes auf einem Schiff zu verstecken, das fälschlicherweise die Flagge der Marine gehisst hatte?
„Sie und Miss Kingston mussten fliehen nachdem französische Piraten Highborough angegriffen hatten . . . Als Burschen verkleidet suchten sie Schutz und fanden ihn", er atmet kurz durch bevor er wieder seufzte, „Wir hatten unsere Flagge durch die der Marine ersetzt und deine Tochter dachte wohl, dass es auf dem Marineschiff sicherer sei."
„Ach Gott", kommentierte die Bardame, trotz eines kleinen Schmunzelns. Gabriellas Vater hatte auch immer solche kreative Ideen gehabt – was wohl daran lag, dass er Künstler war und dieses Talent wohl weiter vererbt wurde.
„Wir waren nur anwesend gewesen um mit der Marine einen neuen Vertag auszuhandeln. Die Zeiten der Piraten sind vorüber, und viele von uns wollen begnadigt werden, um ein normales Leben führen zu können . . . Hinzu kommt, dass wir noch Elliot retten müssen", ein Schleier von Selbstzweifel zog über sein Gesicht. Sie mussten nur noch einen Auftrag erledigen. "Jedenfalls, hatte man die vier blinden Passagiere entdeckt. Gwen hatte die zwei Damen sofort erkannt, und sie uns als neue Rekruten vorgestellt."
Ein erleichterter Ausdruck herrschte über Emilias Gesicht; sie wusste das Gwendolina eine verantwortungsvolle Frau war.
Die Stille bedrückte die Stimmung für einige Zeit bevor Emilia wieder ihren Mund öffnete, „Ihr geht es aber gut, soweit?"
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Die Perle der See
Historical FictionDie Napoleonische Zeit hatte endlich ein Ende gefunden und die englischen Bewohner der Kleinstadt Highborough dachten sie würden endlich zur Ruhe kommen. Während die Tochter eines angesehenen Gentlemans sich mehr in ihrem Leben wünschte als nur die...