Noch wie angewurzelt stand Gabriella am selbigen Platz, auch wenn Hillsfield fortgegangen war, wusste die Rothaarige absolut nicht was sie unternehmen sollte. Die Wärme füllte ihr gesamtes Gesicht und ihr Blick war auf ihre Hände konzentriert.
Sie hätte alles erwartet, sogar ein schnippisches oder rechthaberische Lachen, aber kein Geständnis, dass der arrogante Soldat ihrem Bruder helfen wollte. Nie hätte Gabriella sich dies ausgemalt. Wie auch hätte sie sich das vorstellen können, war sie doch sicher gewesen, dass er sie nicht leiden konnte. Wie schnell sich so etwas ändern konnte, bezeichnete sie als Wahnsinn – obwohl sie sich auch eingestehen musste, dass sie ihn gern hatte. Auf ihre Art und Weise.
„Wer hätte das gedacht", murmelte sie mit geröteten Bäckchen und sprach ihre Gedanken lauter aus, als sie vorhatte. Schnell drehte sie sich um und erblickte Adelaide, die einen komplett anderen Ausdruck auf dem Gesicht trug. Es war eine Mischung aus Sorge und Enttäuschung.
Ohne lange zu überlegen, rannte die Schneiderin zu ihrer Freundin und erkundigte sich sofort nach ihrem und Stellans Gespräch. Obwohl Gabriella merkte, dass genau dieses Zusammenkommen der Grund für Adelaide Bestürzung war, wollte die Rothaarige dennoch wissen, was genau besprochen wurde.
„Ach . . . Er entschuldigte sich aufrecht und er hatte meine Worte als Zurückweisung interpretiert. Ich weiß doch, wie er fühlt . . . aber. . ."
Mehr konnte sie auch nicht sagen, denn es war mehr als offensichtlich, dass ihre Gefühlswelt auf dem Kopf stand – ihr sonst gefasster Ausdruck sagte mehr als tausend Worte. Schnell lenkte sie von sich selbst ab, als sie die Röte im Gesicht ihrer Freundin sah.
„Hat Mr Hillsfield mit dir geredet?"
Ohne ihren Körper kontrollieren zu können, vertiefte sich die rote Farbe in Gabriellas Gesicht und die junge Dame fing an zu stottern. „N-Nun j-ja . . ."
Trotz ihres schlechten Gewissens gegenüber dem Piratenkapitän, huschte ein kleines Lächeln über Adelaides Lippen. „Er muss dir wohl seine Gefühle gestanden haben."
„W-Woher weißt du das?"
„Ich hatte eine kleine Vorahnung", gab Allie zurück. Bevor Beide sich ihrem Gespräch tiefgründiger hingeben konnten, erläuterte ein kleines Quietschen im Hintergrund, was die zwei Damen zwangen, sich zur der Quelle des Tons um zu drehen.
„Alles in Ordnung?" fragte Emilia nach, was ihr mit einem stillen Nicken von den zwei Freundinnen beantwortet wurde. Die ältere Frau wollte nicht noch näher auf diese Reaktion eingehen, denn sie hatte etwas anderes vor.
„Gabriella, ich muss dir etwas zeigen, wenn du nichts dagegen hast", teilte die Bardame ihrer Tochter mit.
„Ich werde mit meinem Onkel zusammensitzen", sagte Adelaide und ließ damit die zwei Familienmitglieder alleine zurück.
Die Tür schloss sich leise und Gabriella näherte sich ihrer Mutter – trotz der anfänglichen Schwierigkeiten, hatten Beide sich aneinander gewöhnt, auch wenn es noch nicht genau das Tochter-Mutterverhältnis war, was sie sich vorstellten.
„Als dein Vater starb, wollte er auf der See beerdigt werden", erzählte Emilia, als sie Gabriella bat ihr zu folgen. „Aber wir haben trotzdem ein Andenken von ihm am Strand hinterlassen."
„Ein Andenken?"
Emilia blickte kurz nach der Rothaarigen mit einem heiteren Lächeln, „Ja. Ich wollte es dir schon früher zeigen, aber der Zeitpunkt schien nie richtig gewesen zu sein."
Sie verließen die Taverne und gingen in Richtung des Strandes, der auf der anderen Seite lag, als dort wo Gabriella mit dem Schiff eingelaufen war.
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Die Perle der See
Historical FictionDie Napoleonische Zeit hatte endlich ein Ende gefunden und die englischen Bewohner der Kleinstadt Highborough dachten sie würden endlich zur Ruhe kommen. Während die Tochter eines angesehenen Gentlemans sich mehr in ihrem Leben wünschte als nur die...