Das Band zwischen Mutter und Kind 2

201 12 14
                                    

Im Zimmer angekommen blickte ich erstmal auf die Uhr. Ich war früh aufgewacht und hatte noch ganze dreißig Minuten. Ich setzte mich aufs Bett und klappte mein Handy auf.
Drei Nachrichten.
Eine von Dad, eine von Seija und eine von einer mir unbekannten Nummer.
Dad schrieb, dass es mich nach der Schule abholen würde und wir dann gemeinsam nach Hause fahren würden, damit wir die letzten Dinge regeln konnten.
Mir war das nur recht.
Seija fragte mich - wie so oft in letzter Zeit - , ob alles okay bei mir war. Ich ignorierte ihre Nachricht - wie so oft in letzter Zeit- .
Es war ihr gegenüber nicht fair, aber ich wusste einfach nicht, was ich ihr sagen sollte. Ich wollte nicht reden.
Ich öffnete die letzte Nachricht:

Hey Tigerin,
du bist süß, wenn du schläfst ;)
Hab mir deine Nummer einfach aus deinem Handy genommen. Ich hoffe es ist ok
...
Geht's dir besser?
D.

Ich musste nicht raten wer das war. Aber woher zum Teufel wusste Demian denn bitte den Code meines Handys? Hatte er mal gesehen, wie ich ihn eingetippt hatte? Mit gerunzelter Stirn änderte ich meinen Code und schrieb Demian dann im Anschluss:

Hey.
Schön für dich, dass du mich beim schlafen süß findest.
Nein. Ok ist es nicht, aber ich kann gegegen eh nichts mehr machen, stimmts?

Ein wenig... Danke.
L.

Ich drückte auf Senden und blickte auf die Uhr. Noch zehn Minuten. Langsam stand ich auf und schnappte mir meine Tasche.
Auf dem Weg zur Bushaltestelle warf ich nochmal einen Blick auf mein Handy. Demian hatte geantwortet.

Wir werden ja wieder kratzbürstig. Süß.
Du scheinst mich langsam kennen zu lernen. Gefällt mir. ;)

Kein Problem. Immer wieder gerne.

Ich verdrehte die Augen. Auf seine erneute Matchotour hatte ich kein Bock, also ignorierte ich die Nachricht.
An der Bushaltestelle wartete Seija schon auf mich, doch mein Blick bedeutete ihr sofort, dass ich nicht reden wollte. Sie nickte mir zu, zum Zeichen, dass sie verstand. Manchmal liebte ich meine beste Freundin echt furchtbar doll. Wir verstanden uns auch blind und ohne Worte. Ich sollte sie echt nicht so abblocken. Im Bus schmiegte ich mich an sie. Sie war etwas überrascht, doch schlang schützend die Arme um mich. Sie spürte, dass ich das grad so viel mehr brauchte, als jedes Wort.
Bis wird in der Schule ankamen, verharrten wir so und als wir ausstiegen, hielt sie noch immer meine Hand. Mo kam auf uns zu und nahm uns in die Arme. Seija erklärte ihm kurz die Situation und er nickte. Dankbar und liebevoll blickte ich Seija an. Sie lächelte mir aufwunternd zu und Mo grinste. "Ihr könnt ja in der Depri-Wolke bleiben. Aber ich verschwinde immer mal wieder. Die Tyler-Wolke ist nämlich auch noch da." Er zwinkerte uns zu und lief davon.

Ich musste schmunzeln. Mo war ein Chaot. Aber absolut liebenswürdig. Ich blickte ihm nach und wollte mich dann wieder Seija zuwenden, doch da vernahm ich eine mir nur allzubekannte Stimme an meinem Ohr.

"Das ist aber nicht sehr nett, wenn du meine Nachrichten ignorierst." Ich biss die Zähne zusammen und drehte mich zu Demian um. Erwartungsvoll blickte er mich an, doch ich blieb stumm. "Sie will nicht reden.", meinte Seija patzig und blickte ihn vorwurfsvoll an. Demian reagierte sofort und hob die Hände zur Abwehr. "Ich hab nichts gemacht.... Oder?" Wie, als wären ihm Zweifel gekommen, blickte er mich an. Ich seuftze und wandte mich ab. War es denn so schwer zu verstehen. Ich will nicht reden, heißt ich will nicht reden. Warum wusste ich selbst nicht so genau. Vielleicht, weil mich die Situation mit meiner Mutter überfordert hatte und ich abblocken musste? Vielleicht, weil Demian mich absolut verwirrte? Vielleicht, weil ich von allen und allem ein wenig Abstand brauchte? Keine Ahnung. Vielleicht von allem ein bisschen.

Der Kuss von Feuer und EisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt