Unerwarteter Umschwung

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Der Morgen war friedlich verlaufen, doch sobald ich mit Seija einen Fuß in die Schule gesetzt hatte - sie schien meiner plötzlichen guten Laune deutlich zu misstrauen -, packte mich Demian am Arm und zog mich mit.

"Hey!", riefen Seija und ich gleichzeitig, doch das kümmerte Demian herzlich wenig und er zog mich mit festen Griff bis zu unserer Toilette, da konnte ich ziehen und mich dagegenstehmen, so viel ich wollte. Dort angekommen ließ er mich endlich los und ich funkelte ihn wütend an.

"Was sollte das denn?", fauchte ich gereizt. Demian schmunzelte belustigt und legte den Kopf schief. Doch plötzlich änderte sich sein Gesichtsausdruck und ein gefährliches Glitzern legte sich in seine Augen. Langsam und bedrohlich kam er auf mich zu. Erschrocken wich ich zurück und knurrte: "Lass das Demian. Ich warne dich."

Doch Demian lachte nur und kam mir immer näher, bis ich mit dem Rücken an die Wand stieß. Er stehmte jeweils eine Hand links und rechts neben meinen Kopf, sodass ich wie in einem Käfig stand und kam mir gefährlich nahe. Dann beugte er sich langsam zu meinem Ohr hinab und raunte: "Sonst was? Ignorierst du meine süßen Nachrichten oder sprichst eine Woche lang nicht mit mir?"

Ich schluckte schwer und fauchte: "Ist es das? Bist du sauer, weil ich dir gestern Abend nicht mehr geantwortet habe? Ich war einfach zu müde, verdammt! Das wird ja wohl noch erlaubt sein!"

Demian antwortete nicht gleich, sondern kam mir noch näher, sodass ich seinen heißen Atem an meinem Ohr spürte. Mein Körper reagierte fast sofort mit einer Gänsehaut, -wofür ich ihn natürlich verfluchte-, aber Demian schien daran Gefallen zu finden.

Gerade als er zu einem neuen blöden Kommentar ansetzen wollte, räusperte sich jemand. Erschrocken fuhr ich zusammen, doch Demian stemmte sich nur ganz lässig von der Wand ab und blickte unserem Besucher gleichgültig entgegen. Ich hingegen biss mir vor Wut auf die Lippen. WARUM hatte mein Körper so auf ihn reagiert?!

Mrs. Rain stand vor uns mit den Händen in die Hüften gestemmt und meinte mit erhobener Augenbraue: "Ich glaube kaum, dass du mich hierher bestellt hast, Demian, damit ich mir ansehe, wie du versuchst unseren verlorenen Engel hier zu verführen. Ein kläglicher Versuch, nebenbei bemerkt. Der Ekel und die Wut stehen ihr regelrecht im Gesicht geschrieben."

Nun bröckelte Demians Maske erstmalig und wütend fuhr sein Kopf zu mir herum. Der Blick, wie er versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bringen war einfach unbezahlbar. Kichernd wandte ich mich wieder an Mrs. Rain, die mich schmunzelnd ansah. "Danke, dass Sie diesen abgelegenen... Raum gefunden haben, Mr. Moonlight. Ich denke, dass wir hier unsere Ruhe haben werden. Sie können jetzt gehen."

Sofort brodelte eine Mischung aus Erleichterung, Angst und Verwirrung in mir hoch. Erleichterung endlich Demian loszuwerden, Angst alleine mit Mrs. Rain zurückzubleiben und Verwirrung, weil ich nicht wusste, was die beiden jetzt schon wieder geplant hatten, obwohl ich doch in den Unterricht musste. Ich weiß. Den letzten Teil hätte ich mir sparen können, aber ich wollte wirklich keinen Unterricht verpassen. Nicht jetzt in der elften Klasse, wo ich alles nachholen musste und nachdem ich eh schon soviel verpasst hatte!

Langsam und deutlich widerwillig verließ Demian die Toilette. Mrs. Rain schloss die Tür und rümpfte die Nase. "Ich wusste garnicht, dass eine unserer Toiletten *so* aussieht.", murmelte sie leise zu sich selbst und wandte sich dann zu mir.

"So. Bevor du mich gleich mit Fragen löcherst: Ich habe Mr. Moonlight gebeten einen stillen und privaten Raum zu suchen. Dies ist was er mir angeboten hat. Ich wollte nämlich mit dir reden. Allerdings stinkt es hier bestialisch. Was hällst du also davon, wenn wir in ein kleines Café hier in der Nähe gehen? Ich hab gerade zwei Freistunden und auch bei euch fallen die ersten beiden Stunden aus."

Der Kuss von Feuer und EisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt