°25 Gefühle°

Scham

21th Feeling 

                                                   Scham 

Beinahe wäre sie rot angelaufen, doch sie schaffte es irgendwie, dem Bedürfnis, so schnell wie möglich von diesem Ort zu verschwinden und das, was sich gerade vor ihren Augen abspielte zu vergessen, standzuhalten.

Sie musste sich sehen, sich beobachten, um zu wissen, wie ihre damaligen Leben waren, wie sie klargekommen war, oder als was sich die Engel getarnt und ausgegeben hatten.

Doch was sie sah gefiel ihr nicht, keineswegs.

Denn dieses Ich war arrogant, besserwisserisch, gemein und eitel.

Sie konnte und wollte nicht glauben, was sich gerade vor ihren Augen abspielte, wie dieses Mädchen, das wirklich SIE SELBST war, nur eben in einer anderen Zeit und in einem anderem Leben,eine junge Bedienstete auf's Übelste beschimpfte und sogar bespuckte, als dem armen Ding die Tränen kamen.

Das konnte nicht sein!

So bösartig konnte sie doch wirklich nicht sein, oder?

Ihr Blick galt erst dem Felsgolem, der das Treiben nur mit müde wirkenden Augen beobachtete - und dann sah sie ertappt zu Boden, als das Mädchen nun weinend an ihr vorbeirannte und ihr damaliges Ich in hämisches Gackern ausbrach und sich mit einer anderen Adligen über sie lustig machte.

Das war sie, wirklich und wahrhaftig - und genau das wollte sie nicht glauben.