I am the fucked up person // 2

32 3 1
                                    

"Neulich hätte nicht viel gefehlt und er hätte dich geküsst!", sagte sie.
"Ich würde niemals etwas mit dir anfangen, denn sonst würde ich ihm wehtun", sagte er nachts zu mir in einem was-wäre-wenn-Gespräch.
...



Sonntag, 02:37 Uhr



"Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt", sagtest du, als wir in dem Schlafzimmer deines Bruders lagen und uns küssten.
Erschrocken diese Worte wieder zu hören, fuhr ich hoch. "Nein, hast du nicht.", flüsterte ich. Ich meinte es auch so. "Du bist nur betrunken und wirst es morgen bereuen." Ich hatte vielleicht ein wenig Panik, diese Worte wieder zu hören. Die Person, mit denen ich diese Worte das letzte Mal verbunden habe, brachte mich an den Rand meines Könnens.
Vielleicht waren das alles nüchterne Gedanken eines betrunkenen Mannes.
Vielleicht auch nicht.


Sonntag, 04:15 Uhr



"Bitte, bitte bleib", flüsterte er an meinen Lippen. 
"Nein." Mangelnde Selbstbeherrschung, Angst, Panik.
"Nur zum Schlafen. Ich will dich neben mir haben." Ich vertraute ihm, kannte ihn immerhin schon neun Jahre.
Ich ging trotzdem. Er brachte mich nachhause.


Sonntag, 15:34 Uhr



"Also, ich bereue nichts, außer, dass ich sagte, ich wäre verliebt."
Ich wünschte, ich hätte Unrecht gehabt. Dennoch, hätte ich Recht behalten, hätte ich die Flucht ergriffen. Ich hätte keine Luft bekommen, hätte ihn verscheucht.


Dienstag, 23:42 Uhr



"Triff dich mit mir, bin bei meinem Bruder."
Ich lag im Bett, war geschafft vom Tag. "Nein, ich mag schlafen."
"Bitte", kam sofort zurück. "Ich will dich sehen."


Mittwoch, 02:20 Uhr



"Bin in fünf Minuten da."
Ich schaute fünf Mal in den Spiegel, nur um zu schauen, ob ich in meinem lässigen Look, mitten in der Nacht und eigentlich schon schlaftrunken, noch gut aussah. Ich entschied mich für eine Mütze um mein Vogelnest auf dem Kopf zu verbergen.


Mittwoch, 02:25 Uhr



"He-", wollte ich sagen, als ich über die Straße auf ihn zukam, doch er ließ mich gar nicht dazu kommen, küsste mich. "Denk dran, nur 'ne halbe Stunde."
Er zog mich enger an sich. "Versprochen."
In der Dunkelheit der Nacht war alles ruhig, alles leer. Ich fühlte mich, als wären nur wir beide da, an der Ecke stehend.
Ich zog mir die Kapuze auf. Gefühle in aller Öffentlichkeit auszutauschen konnte ich nicht, nicht mal 02:25 Uhr.


Sonntag, 01:05 Uhr



"Geht es dir gut? Komm, ich bring dich ins Zimmer", sagte er und streichelte mir über den Rücken. Ich war betrunken und lag auf einem Dreckwäscheberg, doch das war mir egal. Dort drehte sich nichts. Alles war ruhig.
Ich schüttelte den Kopf, hatte Angst, dass der Alkohol sein hässlichen Gesicht zeigt.
Ein Kuss und alles war vergessen.


Sonntag, 14:46 Uhr 


"Ich muss mich erstmal sammeln", sagte er. "Das war die intensivste Nacht meines Lebens." Ich romantisierte alles, auch diese Nacht und seine Aussage.


Sonntag, 15:02 Uhr


"Also, das ... was ich betrunken gesagt habe ... ", stotterte ich. "Das war nicht so gemeint okay? Nüchtern will ich all das gar nicht. Wie ausgemacht, nur was Lockeres." Vielleicht log ich mir selber was vor.
Er zögterte einen Moment."Das Problem an der Sache ist, ich weiß nicht, wie ich dir, ohne dass ich dir weh tue, verständlich machen soll, dass es von meiner Seite her jedenfalls nicht geht ... möchte mich nicht binden ... finde mein Leben so toll, wie es ist. Wir haben so eine tolle Freundschaft, die würde ich nicht aufs Spiel setzen. Es tut mir leid, dass ich dir nicht geben kann, was du suchst."

Diese Nacht hatte sie aufs Spiel gesetzt.

Es geht nicht.

Nichts Festes.

Freunde mit gewissen Vorzügen ... sowas macht man doch heutzutage?, versuchte ich mir einzureden.

"Nein, wirklich, ich meinte das nicht so", log ich. "Ich könnte eh nicht, ich will das doch gar nicht, wegen ihm." Er kannte die Geschichten, denn er kannte mich.
Er ballte die Fäuste und sah mich böse an. "Dafür wird er sich auch noch eine fangen, dieser Spast."




Einer wird wohl immer den Kürzeren ziehen. Einer wird sich wohl immer verlieben.
Dieser "Einer" wird wohl ich sein.




M.H.


Wisst ihr, einige meiner Texte hier entstammen der Wirklichkeit. Ich frage mich manchmal, ob man es herausliest, was echt passiert ist und was nicht.
Bin auch nicht ganz zufrieden mit damit, aber ich schreibe nunmehr als eine Stunde an dieser Fortsetzung.

Nun gehe ich Scream weiterschauen. Schleichwerbung. SCHAUT DIE SERIE!!11!!211!


The Ballad Of Me And My BrainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt