I am the lying person // 3

30 3 2
                                    

"Ich hätte echt gedacht, er liebt dich. Ich kenne doch meinen Bruder", sagte sie zerknirscht. "Geht es dir gut?"
Ich nickte ihr zu.

...
"Also, seid ihr nun Fickfreunde?", fragte er uns beide noch am gleichen Abend nach unserer Aussprache.

"Nein." Wie aus einem Mund. Mehr gab es nicht zu sagen.

...
"Also, da wohnt dieser Spast? Du sagst mir heute, dass er drei Häuser weiter wohnt?", fragte er, als er mich nachhause brachte. Ich nickte. "Wir schnappen uns den. Für alles, was er dir angetan hat und wegen der dreihundert Euro." Es war ein Versprechen, auf das ich zählen konnte. Konnte ich schon immer

...




Er saß dort, wo wir alle früher gemeinsam saßen. Eine Begrüßung war überflüssig. Ich wusste, was kommt und ich versuchte mich innerlich darauf vorzubereiten. Ich wollte nicht vor ihm weinen, eher würde ich einfach gehen.
"Hi, dachte schon, du kommst nicht", sagte er und versuchte die Stimmung aufzulockern.
Ich setzte mich neben ihm auf die Treppe und wartete.
"Ich fange an, okay?"
Ich zuckte leicht mit den Schultern. "Da gibt's nicht viel zu sagen." Ich wedelte mit den Händen, um ihn zu zeigen, dass er anfangen kann.
"Ich finde schon. Ich will das mit dir klären, ich habe so ein schlechtes Gewissen. Das alles hätte niemals passieren dürfen. Ich hoffe nur, wir bekommen das wieder hin."
Ihn anzuschauen ging nicht. "Meinst du nicht, dafür ist es zu spät? Wäre da kein Schaden, würden wir nicht hier sitzen und darüber reden." Ich war dankbar dafür, dass ich mir die Flasche Amarula meiner Mutter mitgenommen habe und meine Stimme noch ruhig, gelassen und kalt klang. Es ist mir egal, sollte sie ausdrücken.
Er sah mir schweigend zu, während ich die Flasche aus meinem Rucksack kramte.
Dann sagter er: "Ich kann das nur nicht gerade. Du weißt, damals bei ihr ... ich dachte, diese Frau würde ich heiraten. Aber dann hat sie mir urplötzlich den Boden unter den Füßen weggezogen. Du weißt, wie kaputt ich letztes Jahr war, wie oft ich betrunken bei Stiffler lag und im Schlaf geweint habe. Das hat irgendwas verändert", er tippte sich an die Schläfe. "Jetzt kommt der schwierige Teil. Ich sagte dir, ich werde ehrlich sein. Ich habe da außerdem eine Andere kennengelernt und wir haben drei Mal miteinander geschlafen."
Das war der Moment. Ich stand an der Klippe und diese Worte schupsten mich hinunter. Ich öffnete die Flasche und trank einen großen, klebrigen Schluck, während meine Sicht verschwamm. Ich war wütend auf mich. Ich hatte es die ganze Zeit im Griff und nun schien ich es zu verlieren.
Ich war wütend auf mich, weil ich mich in irgendwas hineingesteigert habe, was gar nicht existierte.
"Das war auch so gar nicht geplant."

Wir beide schwiegen.
"Sag doch was." Ich schüttelte den Kopf und schaute in den Himmel, er sah mein Gesicht nicht und das war gut so. Ich nahm mir vor zu gehen, wenn ich weinte. Aber es ging nicht. Es gab so viel, was ich sagen wollte, so viel, was ich nicht verstand. "Du hast dazu nichts zu sagen?"
Ich fuhr herum und sah ihn an, musste ihm eine Erklärung für mein Schweigen geben. "Klar, nur will ich nicht vor dir heulen, also lass mich bitte kurz ..." Meine Stimme zitterte und brach.


Er ließ mich weinen. Ließ mir meine Zeit.


Nach einer Weile konnte ich reden, ohne das meine Stimme brach. "Wieso? Wieso hast du mich dann geküsst? Immer und immer wieder? Das alles ging von dir aus. Du wolltest dich immer treffen, wolltest mehr."
Er zündete sich seine Zigarette an, wie immer, wenn er nervös war. Seine letzte lag erst fünf Minuten zurück. "Ich weiß. Es war auch alles schön nur danach hatte ich so ein schlechtes Gewissen. Währenddessen hat es sich auch so angefühlt, als hätte ich mich in dich verliebt, es war so schön. Aber ich will unsere neun Jahre nicht wegwerfen."
"Und sie?", wollte ich wissen, während die Straßenlaternen angingen. Den ganzen Tag über hatte es geregnet, doch der Abendhimmel sah wunderschön aus. So langsam fühlte ich mich wohler, wenn es dunkel wird, fühle ich mich immer wohler und sicherer.
"Ich glaube, sie will mehr. Ich aber nicht, oder vielleicht irgendwann. Aber ..." Es folgte eine kurze Pause, in der er an seiner Zigarette zog und den Rauch weggedreht von mir auspustete. "Bei ihr kann ich sagen, sie soll sich verpissen und es ist mir egal. Bei dir kann ich das nicht. Ich will das gar nicht bei dir und werde es nie tun. Es gab Zeiten, da nannte ich dich meine beste Freundin. Du bist ein Teil meines Lebens, schon immer, seit dem wir hier wohnen. Ich kann das einfach nicht. Du bist mir nicht egal."


Ich bat ihn, mir von ihr zu erzählen. Alles war wie sonst auch.
Irgendwie ... tat es nicht weh, während er über sie sprach. Muss es nicht weh tun, wenn man verliebt ist, aber diese Person über eine Andere redet? Kein Schmerz.
Er versicherte mir, dass es zwischen uns was hätte werden können.
Gemeinsam tranken wir die Flasche leer, während wir alles immer und immer wieder besprachen. Jede Frage, egal wie oft ich sie stellte, um sie zu verstehen, beantwortete er geduldig.


Nach einer Weile sah ich ihn an und das Folgende war aufrichtig und ehrlich. "Ich glaube nicht, dass ich mich in dich verliebt habe. Ich denke, ich war verliebt in die Liebe und wollte nicht alleine sein." Irgendwie ... kam diese Erklärung meinem Empfinden am nähesten.
Er sah mich an und stütze die Arme auf seine Knie. "Ehrlich?"
Ich nickte und lächelte.
Ich denke, ich meinte es so.
Er umarmte mich.


...



"Alles Gute!", sagte ich, als ich den Garten betrat und umarmte Brandy.
Er lief dort, spielte mit den kleinen Kindern. Es war verdammt warm und alle hatten wenig an, gingen in den Pool.
Er stand mit dem Rücken zu mir und ich sah Kratzspuren auf seinem Rücken.
Und vielleicht, nur vielleicht, störte mich das ein bisschen.

.... bin halt echt nicht zufrieden damit. Das stört mich, Scheiß Perfektionismus.






M.H.




Nicht ansatzweise zufrieden damit. Nicht ansatzweise irgendetwas Poetisches, Tiefgründiges. Dennoch ist es der letzte Teil meiner Mini-Shortstory.
Ich schrieb dieses eher belanglose Ende auf, für chapped. Du sollst wissen, wie es unspektakulär und abrupt es ausging. Bekommst irgendwann ein herzzereßenderen Text, promise! <3  Aber immerhin ist das reaallll.

The Ballad Of Me And My BrainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt