Kapitel 57

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Ich ging in unser Schlafzimmer und im ersten Moment bekam ich erstmal einen Schock. Die Nachttischlampe lag auf dem Boden. Die Zettel, die auf dem kleinen Tisch lagen, waren auf dem Boden zerstreut. Justin stand gerade an der Fensterbank und schleuderte die Blumen runter.

„Justin!", schrie ich, aber er reagierte nicht. Er drehte völlig durch und er weinte. Mehr als gedacht. Ich ging zu ihm und nahm seine Hände in meine.

„Justin hör auf, bitte!", schrie ich. Jetzt sah er mich mit leerem Blick an.

Seine Augen waren so rot wie noch nie und ich musste mich echt zusammenreißen nicht mit zu weinen. „Es bringt doch nichts, wenn du hier alles kaputt machst!", sagte ich zu ihm, in der Hoffnung ihn zu beruhigen.


„Ich kann es nicht! Kannst du mir bitte sagen, wie ich ohne dich leben soll? Verdammt ICH KANN ES NICHT!", schrie er. Ich zuckte ein bisschen zusammen, weil ich mich so erschrocken hatte.

„Ariana schläft", murmelte ich und das Argument saß. Er ging zu unserem Bett und setzte sich drauf. Sein Gesicht hatte er in den Händen vergraben. Schon wieder weinte er.

„Du bist die Liebe meines Lebens. In ein paar Stunden bist du weg. Für immer. Wie soll ich das aushalten? Weißt du wie es schmerzt? Mein Herz zerbricht jede Sekunde ein kleines Stückchen mehr, weil dein Tod immer näher kommt! Ich weiß nicht ob ich das schaffe", murmelte er.

„Justin du bist stark! Ich weiß, dass du das schaffst. Glaubst du für mich ist es leicht, mich von dir zu verabschieden? Es hat schon geschmerzt, dass ich Caitlin und Ryan Lebewohl sagen musste, aber bei dir... Es ist als wenn mir jemand mein Herz rausreißt und darauf rum trampelt. Ich bin jetzt schon schwach genug und ich werde jede Sekunde schwächer, aber wenn du weinst, dann halte ich das noch weniger aus", antwortete ich traurig.


Justin atmete tief ein und wieder aus und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Er schloss die Augen und versuchte ruhig zu atmen. Nach einer Weile öffnete er sie wieder und tatsächlich: er hatte sich beruhigt. Man sah ihm den Schmerz zwar noch an, aber ich wollte nicht, das er weinte. Die letzten Stunden wollte ich nicht mit Heulen verbringen, so unrealistisch das auch klang.
Ich legte mich ins Bett und zog Justin neben mich. Er schlang seine Arme um mich und schluchzte trotzdem noch ein wenig, aber wenigstens war er ruhiger als vorher.

Die Stille, die zwischen uns herrschte wurde nach einer Zeit unerträglich und ich durchbrach sie: „Ich werde niemals sehen, wie unsere Kleine aufwächst."

Justin gab mir einen Kuss in die Haare und sagte gar nichts dazu. Wahrscheinlich fand er keine richtigen Worte. War bei dieser Situation aber auch kein Wunder.


Wir lagen hier bis nachts und sahen ab und zu mal nach Ariana. Irgendwann gähnte ich und Justin flüsterte: „Wenn du müde bist, dann geh doch schlafen. Ich bin bei dir."

Ich schüttelte sofort den Kopf.

„Ich hab Angst vorm Schlafen. Was ist, wenn ich nicht mehr aufwache? Ich kann das nicht, ich bleibe wach", antwortete ich, doch schneller als gedacht schlief ich ein.

Am nächsten Morgen spürte ich weiche Lippen auf meinen. Erleichterung überkam mich, als ich merkte, dass mein Herz noch schlug. Wie viele Stunden hatte ich noch? Ich sah auf die Uhr. 23 Stunden. Vielleicht noch mehr. Vielleicht auch nur noch eine Minute, es könnte jeden Moment so sein. Ein bisschen Angst hatte ich schon, denn das was der Arzt erzählt hatte klang nicht gerade schön.

„Frühstück ist fertig", murmelte Justin und ich spürte die Anspannung in ihm. Dann war es wohl doch kein Traum, sondern Realität. Ich würde jeden Moment sterben.

More than best friends - j.b. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt