Kapitel 67

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Geschockt las ich mir immer wieder den Brief durch. Die Tränen flossen über mein Gesicht. Ich vermisste sie so sehr, dass es weh tat. Wieso musste sie tot sein? Wieso konnte ich sie nicht wenigstens noch einmal im Arm halten? Nur einen Kuss, mehr wollte ich gar nicht! Ich hasste Gott dafür, dass er mir so etwas angetan hatte. Maddie wollte, dass ich glücklich war. Ich sollte mich neu verlieben, heiraten und noch ein Kind bekommen? Das konnte ich nicht. Noch nicht.

Ich war noch nicht bereit dazu, Maddie loszulassen. Die Sache mit Chanel war ein Ausrutscher und daran hatte ich gemerkt, dass ich noch nicht soweit war.

Aber sie hatte Recht, irgendwann würde ich mich neu verlieben. Nur die Frage war: Wann? Und in wen?

„Justin alles in Ordnung?", fragte meine Mutter plötzlich. Wahrscheinlich hatte sie mein Schluchzen gehört. Ich nickte unter Tränen, aber sie ließ sich nicht abwimmeln, sondern nahm mich in den Arm.

„Schatz es wird alles wieder gut. Irgendwann wird der Schmerz nachlassen", flüsterte sie in mein Ohr.
Ich war froh, dass sie bei mir war. Meine Familie und vor allem meine Fans gaben mir die nötige Kraft, um zu leben. Ohne sie wäre ich wahrscheinlich auf der Bühne umgekippt.

„Guck mal Ariana ist wach geworden", murmelte Mum.

Ich schaute zu ihrem Bett und stand auf, um sie auf den Arm zu nehmen.
Maddie wollte, dass ich mich gut um sie kümmerte und genau das tat ich.


Ein Jahr später.

Maddie war jetzt schon ein Jahr tot. Ich hatte es immer noch nicht realisiert, denn sie bedeutete mir einfach alles. Meine kleine Ariana war gestern zum ersten Mal alleine laufen. Sie wackelte zwar noch ein bisschen, aber es war ein unglaubliches Gefühl, dass die Kleine von alleine lief. Sie hielt gerade ihren Mittagsschlaf, sodass ich nach oben gehen konnte. Die Tour hatte ich vorzeitig abgebrochen, sodass ich voll und ganz für Ariana da sein konnte.
Meine Fans waren mir überhaupt nicht wütend. Ich hatte mir geschworen, irgendwann wieder Musik zu machen, aber erstmal wollte ich mich ganz meiner Kleinen widmen.

In meinem Schlafzimmer angekommen stand ich vor dem Kleiderschrank. Es war Zeit, mich von ein paar von Maddies Sachen zu trennen. Ich musste endlich irgendwie von ihr loslassen.

Also nahm ich einen Karton und packte mit Tränen in den Augen einige ihrer Sachen dort rein. Das verstaute ich alles im Abstellraum. Ganz wegpacken wollte ich es noch nicht. Plötzlich klingelte es an der Tür. Ich ging runter und öffnete sie.

„Hey Selena", sagte ich lächelnd. Wir umarmten uns und in dem Moment schrie Ariana.

„Und nervt sie dich langsam?", fragte Selena lachend. Ich schüttelte den Kopf und Selena ging in ihr Zimmer. Selena half mir öfter mit Ariana, weil es alleine doch ein bisschen anstrengend war. Sie war meine allerbest Freundin geworden.

Die Presse dachte natürlich, dass das Traumpaar Jelena zurück war, aber damit hatten sie absolut unrecht. Selena und ich waren nur sehr gute Freunde.

Sie kam mit Ariana auf dem Arm zu mir. Ariana weinte, aber als sie mich sah lächelte sie. Ich lächelte zurück und winkte ihr zu.

„Papa", sagte Ariana und zeigte mit ihrem Arm auf mich. Mein Mund klappte auf. Hatte sie gerade 'Papa' gesagt? Oh mein Gott sie hatte Papa gesagt! Niemals hätte ich gedacht das man sich als Vater so sehr darüber freute.
Ich nahm Selena Ariana ab und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie kuschelte sich an mich und sagte nochmal

„Papa."

Mir kamen auf der Stelle die Tränen. Es war so ein unbeschreibliches Gefühl, wenn seine Tochter das erste Mal sprach.

Selena kam zu mir und legte ihre Hand auf meinen Rücken.

„Wie fühlt es sich an?", fragte sie leise.

Ich schaute sie an und murmelte: „Unglaublich."

Ich überreichte sie wieder Selena, damit ich meine Mutter anrufen konnte. Sofort erzählte ich ihr von der Nachricht und sie kreischte erstmal in den Hörer.

Als nächstes rief ich Caitlin an. Ihr Sohn war auch schon da und er war so putzig. Caitlin und Ryan kamen sofort rüber zu mir.

Wir setzten Liam, so hieß Caitlins Sohn, und Ariana auf den Spielteppich. Selena, Ryan, Caitlin und ich gingen auf die Couch und schauten die zwei glücklich an.

„Ich glaub die zwei werden später mal beste Freunde", sagte Caitlin überglücklich.

„Ja das werden sie", antwortete ich. Wir saßen ein paar Stunden einfach nur da und starrten unsere Kinder an. Zwischendurch unterhielten wir uns ein bisschen. Mir lief eine Träne über die Wange, weil ich nie gedacht hätte, dass ich mal so glücklich sein würde. Auch ohne Maddie fing mein Leben an, einen Sinn zu haben und das alles lag an Ariana, denn in ihr steckte ein Stück Maddie.

Auf einmal spürte ich, wie Selena meine Hand nahm. Ich ließ es zu und zog meine Hand nicht weg, denn vielleicht hatte die Presse recht und wir würden irgendwann wieder ein Paar werden. Maddie wollte, dass ich glücklich wurde und mich neu verliebte.

Es fühlte sich trotzdem ein bisschen falsch an, gegenüber Maddie, aber ich hatte Gefühle für Selena. Ich musste es mir eingestehen, dass ich in der Zeit, in der wir so viel zusammen waren, sie mir wieder gezeigt hat, dass ich mich neu verlieben konnte.

Als Selena einmal auf Toilette ging, sah Caitlin mich grinsend an.

„Was?", fragte ich genervt. Ich wusste genau, was sie jetzt ansprach.
„Du und Selena.. was läuft da? Ich sehe doch, dass du sie liebst", murmelte Caitlin leise.

Ich schnaufte.

„Keine Ahnung was da läuft.. Ja ich habe Gefühle für sie, aber trotzdem kann ich Maddie nicht vergessen. Es wäre falsch, wenn ich wieder mit Selena zusammenkomme. Es kommt dann so rüber, als hätte ich Maddie nie geliebt", flüsterte ich leise. Caitlin setzte sich zu mir und nahm mich in den Arm.

„Maddie will das du glücklich bist und das du dich neu verliebst. Glaub mir, sie würde es verstehen mit Selena. Bei Selena kannst du dir wenigstens sicher sein, dass sie dich wirklich liebt und sie hat so viel für dich getan in letzter Zeit. Du brauchst dir keine Sorgen um Maddie zu machen. Du wirst sie nie vergessen, aber trotzdem musst du dein Leben leben. Versuche es doch mit Sel."

Mit kurzem Überlegen nickte ich irgendwann. Caitlin hatte Recht mit ihren Worten. Maddie würde immer in meinem Herzen bleiben und das wusste Selena. Trotzdem hatte sie offensichtlich noch Gefühle für mich.

Selena kam von der Toilette wieder und lächelte mich an.

„Sel, können wir kurz reden?", fragte ich sie. Sie nickte und wir gingen raus auf die Terrasse.

„Hast du noch Gefühle für mich?", wollte ich gerade heraus wissen.

„Meine Gefühle für dich sind nie ganz verschwunden, Justin. Ich wollte es dir nur nie sagen, weil du dann vielleicht gedacht hättest, ich wäre froh über Maddies Tod. Aber ich bin alles andere als froh. Nicht nur du hast sie verloren, ich habe sie auch verloren. Denn sie war wie meine beste Freundin. Es hat mich glücklich gemacht, wie du in ihrer Nähe gelächelt hast und deshalb wollte ich mich nie zwischen euch drängen und ich..." bevor sie zu Ende reden konnte unterbrach ich sie.

„Ich möchte es mit dir versuchen."

Selena starrte mich mit großen Augen an.

„Aber was ist mit Maddie?", fragte sie geschockt.

„Maddie hat gesagt ich soll glücklich werden und ich weiß, dass sie es gewollt hätte, dass ich es mit dir versuche", antwortete ich.
Selena konnte nichts sagen. Sie war viel zu geschockt. Aus dem Grund nahm ich ihre Hand und zog sie an mich ran. Vorsichtig legte ich meine Lippen auf ihre.
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In den nächsten Tagen wird noch ein kurzer Epilog folgen. :) Ich hoffe das Kapitel gefällt euch. :)

More than best friends - j.b. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt