Sie war gerade dabei ihre Sachen auszupacken. Der Schrank war staubig, aber Clara hatte noch keine Zeit gefunden um Reinigungsmittel zu kaufen. Dank ihres Kontos, hatte sie noch genug Geld auf der hohen Kante. Immerhin gab ihr James die Hälfte seines Vermögens und sie behielten jeder ihre Konten. Für den Fall das etwas schief lief, meinte James und wollte nicht, dass sich seine Frau plötzlich vor dem Nichts steht. Es klopfte an der Tür und sie wunderte sich, wer das sein könnte. Sie war gerade mal seit drei Stunden hier und schon besuch? „Ich komme!“ rief sie runter und ging die Holztreppe runter, die unter ihren Füssen knarrte und ächzte, als ob die gleich in sich zusammenfallen würde. Sie öffnete die Tür und eine ältere Dame stand vor ihr. Weißes, schütteres Haar und eine beige Bluse hatte sie an. Das Gesicht leicht eingefallen und blass. Ihr Faltenrock mit dem Blumenmuster wehte im leichten Sommerwind und sie lächelte. „Guten Tag, Miss. Ich bin ihre Nachbarin von gegenüber, Mrs. Hollow.“ Sie hielt einen kleinen Geschenkkorb in der Hand, gefüllt mit Gebäck und Früchten, eine kleine rote Schleife zierte den Henkel. „Guten Tag. Ich bin die neue Nachbarin, Miss Taylor.“ Sagte Clara und lächelte freundlich. „Bitte kommen sie doch rein.“ Mit einer Handbewegung bat sie die Frau in das Haus und schloss die Tür. „Ich bin gerade erst eingezogen und muss noch einiges erledigen, aber auf einen Kaffee kann ich sie einladen.“ Clara ging in die Küche und stellte Wasser für den Kaffee auf, der Korb stellte sie auf den Tisch ab. „Ich wollte sie als erste in unserer kleinen Gemeinde begrüßen, Miss Taylor.“ Sprach die ältere Frau und sah sich im Wohnzimmer um. „Bitte, nennen sie mich Clara.“ rief sie rüber ins Wohnzimmer. Mrs. Hollow setzte sich auf die Couch und wartete bis Clara mit dem Kaffee kam. Sie setzte sich in den Sessel, der zur linken von der Couch stand. „Es freut uns sehr jemand neues begrüßen zu dürfen. Wissen sie, seit dem Miss Torres verschwand, war uns allen ganz unwohl.“ Sie nippte am Kaffee und lächelte freundlich. „Moment bitte, sagten sie gerade Miss Torres?“ fragte Clara erstaunt. „Der Makler sagte Mrs. zu ihr. Ich dachte sie wäre verheiratete oder verwitwet gewesen.“ Mrs. Hollow schaute sie skeptisch an. „Ach der gute Mr. Watson. Ja, er hat es wahrscheinlich durcheinander gebracht. Miss Torres war nicht verheiratet oder dergleichen. Sagen sie meine gute, haben sie einen Mann?“ Clara schüttelte den Kopf und lachte ein wenig. „Nein, ich habe mich auf meine ..“ sie schluckte kurz und Eli kam ihr ins Gedächtnis. „.. meine Arbeit konzentriert.“ Die ältere Frau sah schockiert aus. „Aber meine gute, sie als Frau sollten nicht arbeiten. Sie sollten Kinder haben und einen führsorglichen Ehemann, der sich um sie kümmert.“ „Entschuldigen sie Mrs. Hollow, ich habe noch viel zu erledigen. Ich danke ihnen für das nette willkommen heißen, aber ich muss sie leider bitten zu gehen.“ Clara stand auf und ging zur Tür. Die Dame stand auf und verabschiedete sich mit einem Lächeln. „Wir haben sicher noch genug Zeit um uns zu unterhalten.“ Clara schloss die Tür und atmete auf. Das alles war gerade zu viel für sie. Tränen schossen ihr in die Augen und sie rutschte die Tür runter. Das Gesicht legte sie in ihre Hände und weinte schrecklich.
Die Sonne verschwand langsam hinter Mount Pray und tauchte die Stadt in ein helles rot. Es war früher Abend und Clara hatte sich unterdessen beruhigt und wollte noch schnell etwas zu Essen und andere Kleinigkeiten einkaufen. Der Supermarkt war knapp einen Kilometer entfernt, die Straße runter. Nachdem sie alles hatte, was sie erst einmal brauchte, machte sie sich auf den Rückweg. Es war dunkel geworden und die Sonne war verschwunden. Die Laternen leuchteten schwach den weg aus und die Stadt wirkte so ausgestorben. Niemand war unterwegs, kein Auto fuhr und in den Häusern brannte auch kein Licht. Mit einem leicht mulmigen Gefühl ging Clara zu ihren Haus. Auf halben weg, gingen die Laternen plötzlich aus und sie konnte die Hand kaum noch vor Augen sehen. Wolken verdunkelten den Himmel und sie hatte keine Taschenlampe oder dergleichen dabei. Schritte hinter ihr. Clara drehte sich erschrocken um, konnte aber nichts sehen. Sie nahm die einkaufstüten fest in die Hand und lief los. Die Schritte hinter ihr beschleunigten sich und schienen näher zu kommen. Clara atmete schwer, als sie lief, die Einkaufstaschen schlugen ihr an die Beine und behinderten sie beim Laufen. Stille. Sie drehte sich um und lauschte in die Nacht. Keine Schritte. Clara atmete auf. Sie drehte sich um und erschreckte sich. „Hallo mein Kind.“ Sagte die Person vor ihr. Ihre alten Klamotten stanken schlimm und sahen sogar im Dunkeln schmutzig und kaputt aus. Es war eine sehr alte Frau, soweit das Clara beurteilen konnte. „Um Gotteswillen haben sie mich erschreckt.“ Sagte sie und atmete aus. „Das tut mir leid, mein Kind.“ Krächzte die alte Frau und schien sie zu mustern. Clara wollte gerade weiter gehen, da packte eine alte schmutzige Hand sie am Arm. „Du hast das Mal des Teufels an dir.“ Flüsterte die alte. „Ich rieche ihn. Sein Balg hast du in dir gehabt. Gewiss, ich spüre es!“ Clara riss sich los und lief zu ihren Haus. Kratzendes Gelächter halte durch die Nacht. „Er wird kommen! Er kommt um dich zu holen, verfluchte Schlampe des Teufels!“ Zitternd schloss sie die Tür auf und schlug sie rasch hinter sich zu, schloss ab und wartete. Stille. „Verflucht, wer war das?“ sagte sie angsterfüllt zu sich selbst und ging in die Küche. Nachdem sie alles ausgepackt hatte, ging Clara ins Bett. Der Schreck saß ihr in den Knochen und sie hoffte wenigstens etwas schlaf zu finden.
Die Tage zogen dahin. Mittlerweile hatte Clara den Scheck zu Mr. Watson gebracht, die Handwerker fingen an das Haus zu richten und Clara hatte einige Möbel gekauft und sich neu eingerichtet. Sie erzählte Mrs. Hollow von der Nacht. Die Dame war verwundert. „Das sind sicher nur ihre Nerven. Neue Umgebung, ein neuer Lebensabschnitt. Machen sie sich keine Sorgen. Hier gibt es keine Obdachlosen, die ihnen Angst einjagen. Wir sind eine zivilisierte und saubere Stadt.“ Sagte Mrs. Hollow mit einem Lächeln und trank vom Tee. Clara fühlte sich nicht sehr beruhig, trank den Tee und machte sich dann wieder auf den Weg nach Hause. „Ich komm die Tage bei ihnen wieder vorbei Mrs. Hollow.“ Sagte sie, als sie das Haus verließ. „Tun sie das meine Liebe. Dann stell ich ihnen meinen Mann vor.“ Sonntag in der Früh, es war gerade mal sieben Uhr, klopfte es an der Tür. Clara lief die Treppe, halb verschlafen, runter. „Guten Morgen, meine Liebe.“ Begrüßte sie Mrs. Hollow. Sie hatte eine gelbe Rüschenbluse an und einen grünen Rock. Clara schaute ein wenig verwundert. Die Dame sah aus, wie eine leuchtende Weihnachtsdekoration mit all den Farben und der Kette, die sie um den Hals trug. Ein Kreuz hing daran, welches mit Edelsteinen besetzt war. „Guten Morgen.“ Sagte Clara verschlafen. „Was kann ich für sie tun, Mrs. Hollow?“ Die alte Dame schaute wieder so entsetzt drein, genauso, wie sie erfahren hatte, dass Clara keinen Mann hatte. „Aber meine Liebe, heute ist Sonntag, der Tag des Herren. Sie gehen doch in die Kirche.“ Clara winkte ab. „Nein Mrs. Hollow, ich geh nicht in die Kirche. Ich glaube nicht an Gott oder dergleichen.“ Mrs. Hollow wich erschrocken zurück. „Das wird IHM aber gar nicht gefallen. Unser Pfarrer ist sehr eigen, was Gottlose Geschöpfe angeht.“ Sie drehte sich um und ging fort. Clara war verwundert, schloss die Tür und ging in die Küche. „Das wird IHM aber nicht gefallen.“ Äffte sie nach und schmunzelte dabei. Die Sonne ging langsam auf und vom Berg schallten die Gesänge aus der Kirche. Clara war an diesem schönen Tag im Garten und setzte Rosensträucher ein. Die Handwerker waren beinah fertig und die Außenfassade leuchtete wieder in einem hellen Gelb. Als Clara gerade dabei war, die Erde umzugraben, stand Mrs. Hollow vor ihr. „Der Pfarrer wird sie heute besuchen kommen, Miss Taylor.“ Sagte die alte Dame mit einem leicht verachtenden Ton. „Er möchte mit ihnen sprechen.“ Clara würdigte ihre Nachbarin mit keinem Blick. „Danke für die Warnung.“ Sagte sie, doch Mrs. Hollow war bereits auf der anderen Straßenseite. „Merkwürdige Bewohner.“ Murmelte Clara und machte sich weiter an die Arbeit.
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Die Mordokai Trilogie: Das Dorf
HorrorClara Taylor versuchte nach dem Tot ihrer Tochter ein neues Leben zu beginnen. Sie zog in das kleine Dorf Sankt Mary und versucht sich neu zu finden, die Erlebnisse hinter sich zu lassen. Doch die Idyllische Kleinstadt birgt ein dunkles Geheimnis. S...