Kapitel 17: Die Flucht

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Der Schädel des Mannes zerplatzte wie eine reife Melone und der Körper fiel leblos zu Boden, in der Hand immer noch das Messer. Ohne eine Regung von Gefühlen schritt der Soldat weiter. Schreie zerfetzten die Idylle des kleinen Ortes. Als sich der Soldat umschaute sah er nichts als Leid und tot. Schreiende Bürger und Soldaten. Ein Kamerad lag am Boden, sich windend, die Hand versuchte seinen Kollegen zu erreichen, der ein paar Schritte weiter von ihm Stand. Ein Schraubendreher steckte in seinem Hals und das Blut quoll unaufhörlich aus seiner Wunde. Sein Kamerad schaute zu ihm runter, zielte und erlöste ihn von seinem Leid. Immer wieder hörte man die Explosionen von Granaten, welche alles zerfetzten was ihnen in den weg kam - ob Freund oder Feind. Von weiter Ferne hörte man immer wieder die Offiziere irgendwelche Befehle brüllen. Meist waren sie kaum zu verstehen, doch sie hatten ihre Befehle und wussten sowieso was zu tun war. Plötzlich durchfuhr dem jungen Soldat ein stechen in der Nierengegend. Er drehte sich um und rammte den Gewehrkolben in das Gesicht der alten Frau, die ihm ein Messer in den Körper gestoßen hatte. Mit einem Knacken und schmerzerfüllten Ausdruck ging sie zu Boden, hielt sich die Nase und schrie bitterlich. Er packte das Messer mit beiden Händen und zog es langsam raus. Seine Sicht wich schwarzen Flecken vor seinen Augen und er brach auf die Knie zusammen. Es tut mir leid, ich liebe dich mein Schatz - waren seine letzten Gedanken, ehe Mr. Hollow seinen Schädel mit einen Vorschlaghammer zertrümmerte.

Dean und Mordokai hatten die Kapelle verlassen und Mephis stand alleine am Altar. Er blickte zur Tür und beobachtete den Nebel, wie er die Kirche immer weiter füllte. "Kinder, schützt euren Hirten. Ich stand immer hinter euch und nun müsst ihr hinter mir stehen." sprach er laut und die Bewohner gehorchten. Mehrere Soldaten stürmten die Kapelle und richteten ihre Waffen gegen Mephis. "Auf den Boden!" , "Halten sie die Hände, wo wir sie sehen können!" blafften die Soldaten ihn an, doch Mephis schaute mit toten Blick durch sie durch. Geistesabwesend sprach er zu ihnen: "Dies ist ein Haus des Friedens und der Vergebung. Senkt eure Waffen, er möchte kein Blutvergießen in seinem Tempel sehen." Schritt für Schritt näherten sich die Soldaten nur langsam. "Auf den verdammten Boden sagte ich!" brüllte der vorderste nun und hielt seinen Zeigefinger am Abzug, bereit zu schießen. In Mephis Augen, die immer noch zur Tür starrten, fingen an zu blitzen. Die Soldaten schrien auf, ließen ihre Waffen fallen und hielten sich die Schläfe. Unter Schmerzen brachen sie alle zu Boden und nach wenigen Augenblicken rührte sich keiner mehr. Mephis schmunzelte und griff nach seinen Gehstock, der am Altar lehnte und ging zu den Soldaten. "Steht auf meine Kinder. Erhebt euch. Ihr seid neu geboren und wollt den Herren dienen." Langsam erhoben sich die Soldaten auf ihre Knie, küssten das Gewand des Pfarrers und machten sich dann auf den Weg aus der Kapelle um ihren neuen Herren zu dienen. Zuversichtlich ging Mephis zu seinen Gemächern und sackte kurz vor dem Altar zusammen. Ein Schuss hatte sein Schulterblatt durchbohrt und er hörte Schritte hinter sich, die immer näher kamen. "Du Dreckskerl!" gab der General verärgert von sich. Er steckte die Beretta zurück in den Halfter und bückte sich um den Gehstock von Mephis aufzuheben. "Du hast dich überschätzt mein Guter." Der General blickte sich in der Kapelle um und musterte dann den Gehstock in seiner Hand. "Edelsteine? Wirklich?", gab er verachtend von sich. "Ist dir deine Macht zu Kopf gestiegen? Du wärest ein Erfolg für die Kriegsführung gewesen. Wir hätten jeden Krieg gewinnen können, nur alleine mit Menschen wie dir. Menschen die es schaffen durch Telepathie den Feind zu kontrollieren." Er seufzte und kniete sich neben Mephis, der sich auf den Rücken gedreht hatte und ihn verächtlich anschaute. "Aber du musstest ja deinen eigenen, privaten Ponyhof aufbauen. Nun haben wir ein riesiges Problem. Ich muss eine ganze Stadt verschwinden lassen, hab einige meiner eigenen Männer exekutiert und nun muss ich mich auch noch um dich kümmern - auf eine unschöne Weise." Mephis lag dort, sprach kein Ton und der General erhob sich langsam und umfasste den verzierten Gehstock von Mephis, das seine Fingerknöchel weiß anliefen. Mit einem kräftigen Stoß stieß er das Ende in das rechte Auge von Mephis. Ruhig ging der General aus der Kapelle, als zwei Soldaten auf ihn zugerannt kamen. "Fackelt das Ding nieder." befahl er den beiden Rekruten und verließ den Ort.

Die Mordokai Trilogie: Das DorfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt