Die Tage zogen vorbei und Clara hatte ihr kleines Reich ein wenig wohnlicher Gestaltet. Neue Schränke, Bilder und kleine Accessoires, damit es freundlicher wirkte. Ihre kleine Runde in der Nachbarschaft hat Früchte getragen und so fing sie an sich wieder zu Hause zu fühlen, wie ein junger Baum der Wurzeln schlug. Ihre direkten Nachbarn, die Sterlings, waren eine junge, aufgeweckte Familie mit zwei bezaubernden Kindern. Mr. Sterling, war Informatiker in der Stadt Concens, fünfzig Kilometer weiter. Mrs. Sterling, Lucy hieß sie, war wie es nicht anders zu vermuten war, Hausfrau und sorgte sich um die Kinder. John, ihr Mann, arbeitete meist von zu Hause aus und so war er oft mit den Kindern drüben bei Clara, wenn seine Frau einkaufen fuhr oder in die Stadt wollte. Sie waren gut ein Jahr vor ihr eingezogen und kannten die alte Mrs. Torres noch. Sagten aber nie etwas Schlechtes über sie und waren auch verwundert, als sie so plötzlich verschwand. Am Freitagnachmittag kam John mit den Kindern wieder einmal rüber, seine Frau war gerade in Concens einkaufen. Die Kinder spielten im Garten, Clara und John saßen bei Kaffee und Kuchen im Wohnzimmer und unterhielten sich, wie meistens, über die Situationen, in denen sie waren. „Das kannst du doch nicht so sehen. Es ist deine Frau und du hast sie geheiratet mit all ihren Fehlern. Du liebst sie doch.“ Fuhr Clara fort. John schaute ein wenig betrübt auf seinen Teller, wo nur noch die Reste des Kuchens übrig waren. „Clara, es ist merkwürdig. Ich habe dir erzählt, was sie vorher über die Kirche dachte. Aber seitdem wir hier wohnen scheint es als ob..“ er stockte kurz. „Als ob sie unter Hypnose oder Trance steht. Jeden verfluchten Sonntag geht sie dahin und nimmt die Kinder mit. Ich geh meistens nicht mit, dass weißt du. Ich bin nicht Gläubig oder sehr Religiös. Irgendwas stimmt nicht. Ich muss von daheim arbeiten, weil Lucy meint, die Stadt würde meine Seele vergiften.“ John seufzte. Der Druck seiner Frau schien ihn zu schaffen zu machen und er sah ein wenig verzweifelt aus. Clara schätze es sehr, dass beide so offen miteinander reden konnten. Der Rest dieser „Stadt“ war einfach unheimlich. Es war so, als wenn er Priester alle in seiner Gewalt hatte. Was in Sankt Mary passiert, bleibt in Sankt Mary. So schien es zumindest. Nachdem der Abend dämmerte, ging John mit den Kindern rüber und Clara räumte das Geschirr noch weg und legte sich dann schlafen.
Am Sonntag kam Mrs. Hollow rüber um sie zur Kirche abzuholen. Sie gingen hoch zur Kapelle und warteten mit den anderen Bewohnern auf den Pfarrer. Als Clara sich umblickte, war keine Spur von Lucy oder den Kindern zu sehen. Mit einem merkwürdigen Gefühl im Bauch wartete sie, bis der Priester endlich aus seinen Gemächern kam. Er hatte ein rotes Gewand an und nahm Position hinter dem massiven Marmoraltar. „Liebe Gemeinde.“ Fing er an. „Letzte Nacht ist etwas Schreckliches passiert. Eine treue Bewohnerin ist von uns gegangen.“ Die Anwesenden senkten den Kopf und blieben still. „Mrs. Sterling wurde grausam ermordet. Doch seid nicht betrübt, liebe Gemeinde. Diese Frau ging in den Sündenpfuhl, getrieben von Gier und Verlangen. Sie wusste was außerhalb unserem heiligen Dorf passieren kann. Die Welt ist Vergiftet, getrieben von Lust. Mordlust, Wollust und Macht. Eine Sündige Stadt ist da draußen und wir sollten uns beim Herren bedanken. Danken für dieses Mahnmal, das wir nicht genauso dem Ruf des Teufels folgen, wie Lucy Sterling es tat.“ Die laute und kräftige Stimme von Mephis hallte in der kleinen Kapelle und die Anwesenden gaben ein Amen von sich. Clara schaute um sich. Sie konnte nicht fassen, was sie gerade gehört hatte. Der Priester sprach weiter: „Und jeder von uns weiß, wer diese arme Seele vergiftete. Es war ihr Mann, John. Wie oft fuhr er in die Stadt und brachte das Gift mit in diese kleine gesegnete Gemeinde? Wie oft wollte er uns im Namen von Luzifer verführen? Schon viel zu lange schauten wir dabei zu und sagten nichts. Liebe Gemeinde, das dürfen wir nicht länger zulassen!“ Ein weiteres Amen schallte es von den Bewohnern. Clara konnte nicht mehr, stand von der Bank auf und eilte aus der Kirche. Sie musste zu John.
Als sie endlich beim Haus ankam, war er schon am beladen seines Autos. „Kinder, kommt ihr bitte?“ rief er zum Haus und sah wie Clara gerade ankam. Ganz außer Atem, blieb sie vor ihm stehen. Er legte seine Hand auf ihre Schulter. „Hey, alles ok bei dir?“ Clara schaute ihm in die Augen. „Du … du gehst weg?“ fragte sie, während sie nach Luft schnappte. „Ja. Clara ich muss dir etwas sagen. Es ist wichtig, hör mir zu. Diese Stadt ist merkwürdig. Mrs. Torres war verschwunden, weil sie alleine war. Ich weiß nicht ob das alles in Zusammenhang steht, aber geh weg von hier. Das Haus in dem du Wohnst, es wohnten immer alleinstehende darin. Und zu jeden sechsten Vollmond, verschwanden sie. Ich bin mir nicht sicher ob der Pfarrer dort seine Finger im Spiel hat oder nicht. Hier, da du kein Auto hast, gebe ich dir die Schlüssel zu dem Auto was ich vor einem Jahr gefunden habe. Es stand am Straßenrand. Es ist ein Humvee, wahrscheinlich vom Militär. Er war ein wenig Kaputt, aber ich habe ihn reparieren lassen. Er steht versteckt an einem Unterstand im Wald, wenn du die Straße Richtung Concens gehst. Pass bitte auf dich auf.“ John ging von ihr weg und schnallte die Kinder an, stieg ins Auto und fuhr weg. Clara schaute ihm noch hinterher und sah aus dem Augenwinkel jemanden im Schatten eines Baumes stehen. Doch als sie sich hindrehte, war dort nichts mehr. „Ich werde noch paranoid.“ Sagte sie zu sich, ging ins Haus und überlegte. Was soll sie nun machen? Sie kann nicht anders, sie muss wissen was hier los ist. Die Stadt ist nicht normal, aber der Priester kann nicht so großen Einfluss haben um alle unter seinen Bann zu ziehen. Es klopfte an der Tür. „Clara, sind sie da? Alles in Ordnung?“
Mrs. Hollow stand vor der Tür und machte ein besorgtes Gesicht. „Sie waren so schnell aus der Kirche gerannt, da wollte ich nach ihnen schauen.“ Clara macht große Augen und wusste nicht was sie sagen sollte. Sie spürte wieder diese schleimige Schlagen in sich hoch kriechen und bekam kein Wort mehr raus. „Mein Kind, diese herzzerreißende Ansprache hat sie wohl sehr mitgenommen. Liebe Worte hat unser guter Mephis dort für sie gefunden. Der arme John, es muss ihm ganz schrecklich gehen. Aber wir sind für die Familie da, dafür sind doch Nachbarn da, oder nicht?“ sie lächelte wieder und Clara stand dort und wusste nicht, ob sie gerade richtig verstanden hatte. „Sagen sie, Mrs. Hollow, spinnen sie? Er hat die Bewohner auf John hetzen wollen, er hat von Vergifteten Verstand gesprochen!“ Das Entsetzen war ihr deutlich anzusehen. Verwundert schaute Mrs. Hollow sie an und dann lächelte sie. „Ach mein armes Kind. Sie haben sicher Halluziniert. Die Kräuter im Weihrauch, die unser Priester nimmt, sind speziell. Sie wachsen nur auf diesen Berg und wahrscheinlich haben sie es nicht vertragen. Kommen sie, wir bringen sie ins Bett und später geht es ihnen wieder besser. Das verspreche ich ihnen.“ Mrs. Hollow ging in das Haus und schloss die Tür hinter sich.
Am nächsten Morgen erwachte Clara in ihrem Bett. Es ging ihr schon ein wenig besser, doch so ganz konnte die die Ereignisse nicht einordnen. Sie zog sich ihren Bademantel an und ging rüber zum Haus der Sterlings. Es war noch früh am Morgen und der Nebel kroch noch durch die Straßen. Als sie an der Tür klingelte, hörte sie nichts. Als sie an der Tür klopfte, wich die Tür ein Stück zurück. John muss vergessen haben, sie zu schließen, als er fuhr, dachte sie sich und trat ein. Es war dunkel und nur schwache Sonnenstrahlen erhellten ein wenig die Räume. Es war ordentlich, aber man konnte sehen, dass das Nötigste mitgenommen wurde. Etwas huschte im Schatten und Clara erschrak sich. „Hallo? Ist da jemand?“ fragte sie leise. Keine Antwort. Sie ging zum Wohnzimmer. „Hallo?“ fragte sie wieder und plötzlich fiel sie etwas an. Die kleine rot-weiße Katze miaute und schlich um ihre Beine. „Hallo, meine kleine. Wo kommst du denn her?“ Die Katze war zutraulich und schnurrte leise, wie sie um die Beine von Clara lief. „Hast du Hunger meine kleine? Komm wir suchen dir was zu fressen.“ Ohne auch sich Gedanken darüber zu machen, hob Clara die Katze auf und nahm sie mit rüber. Sie schnitt ein wenig rohes Fleisch auf und legte es in eine Schale, die sie der Katze hinstellte. Die kleine fing an zu fressen und Clara beobachtet das Bild und musste dabei lächeln. Es war ihr ganz willkommen, nicht mehr alleine sein zu müssen, wobei sie noch nicht wusste, ob die Katze wieder abhauen würde, oder blieb. Sie trug kein Halsband oder irgendwas, was den Besitzer ausmachen würde. Die Sterlings hatten sicherlich keine Katze, denn sie wusste das Lucy auf Katzen allergisch war. Sie beschloss fürs erste die Katze zu behalten und falls sich niemand melden würde, sollte es nicht ihr schaden sein.
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Die Mordokai Trilogie: Das Dorf
HorrorClara Taylor versuchte nach dem Tot ihrer Tochter ein neues Leben zu beginnen. Sie zog in das kleine Dorf Sankt Mary und versucht sich neu zu finden, die Erlebnisse hinter sich zu lassen. Doch die Idyllische Kleinstadt birgt ein dunkles Geheimnis. S...