Kapitel 8: Eine Spur

1.8K 99 8
                                    

Der Kaffee verteilte seinen herrlichen Geruch im ganzen Raum. Clara saß am Tisch und sichtete die fünfzehn Akten, welche sie von Watson geschickt bekommen hatte. K. Thomsen, A. Charles, O. Suther, T. Ferry, H. Moody und D. Torres. Clara rieb sich die Augen. Es waren normale Informationen, nichts Besonderes. „Geburtsdaten, Beruf, Einkommen, Lebensverhältnisse, Religion..“ sagte sie leicht resigniert. Doch dann viel ihr was ins Auge. „Moment mal.“ Sie legte die Akten neben und übereinander. Bei jeder Person war der Familienstand ledig, geschieden oder verwitwet und bei Religion war kein Eintrag. „Wie Blind war ich eigentlich?“ fluchte sie leise. „Es waren alles Frauen!“ Clara durchwühlte die anderen Akten, auch dort immer dasselbe. Hatte Watson ihr nicht gesagt hier haben Männer, sowie Frauen gewohnt? Sie war sich nicht mehr sicher und griff zum Telefon. „Ja Hallo. Taylor am Telefon. Mr. Watson, sagen sie, haben hier nur Frauen gewohnt?“ fragte sie leicht aufgeregt. „Das kann ich ihnen auf Anhieb nicht sagen Miss Taylor. Da ich die Verhandlungen nicht geführt hab.“ „Trotzdem danke.“ Clara legte auf und schaute weiter. Wie konnte sie das alles nur übersehen? War es Zufall dass nur Frauen hier gewohnt haben? Es muss ein Zufall gewesen sein oder doch nicht? Luna tapste über die Akten und schaute Clara an. „Na meine kleine. Hast du Hunger?“ Sie stand auf und richtet ihr was, danach zog sie ihren Mantel an, die Winterstiefel und ging vor die Tür. Sie wollte zu Heather, vielleicht konnte sie ihr mehr sagen. Als sie die Tür schloss, kam Mrs. Gallahand mit den Kindern gerade nach Hause. Sie schaute glücklich wie immer. Clara war verwundert. Wie konnte man nur so bedacht sein, dass man den heilen Schein immer bewahrt? Die Kinder sahen nicht sehr fröhlich aus. Soweit sie es erkennen konnte, hatten sie gerötete Augen. „Guten Tag Mrs. Gallahand“ grüßte Clara freundlich ihre Nachbarin. Ohne eine Reaktion gingen sie ins Haus und schlossen die Tür. Verwundert ging Clara über die Straße. Der Schnee knirschte unter ihren Stiefeln und der Nebel verdeckte die Sonne. Es war kalt und ungemütlich. Sie klopfte bei Heather und wurde kurz danach herein gelassen. Mr. Hollow saß am Esstisch und las die Zeitung. Überirgendwas fluchte er und schien sich aufzuregen. „Clara, schön sie zu sehen. Sie sind sicher auch froh, wieder Strom zu haben.“ Freundlich lächelte Heather und ihre Falten bildeten kleine Grübchen an den Wangen. „Aber bitte kleines, setzen sie sich zu uns. Einen Kaffee?“ Clara nickte und ging in die Küche. Mr. Hollow war immer noch in seiner Zeitung vertieft und Clara grüßte freundlich. Er schaute auf und lächelte. „Oh entschuldigen sie Clara, ich war ein wenig abwesend. Wenn ich lese vergesse ich oft die Welt um mich herum.“ „Schon in Ordnung, lassen sie sich von mir nicht stören.“ Clara lächelte zurück. „Ich freue mich dass sie wohlbehalten wieder zurückgekommen sind. War viel Kaputt am Generator?“ fragte sie neugierig. Mr. Hollow legte die Zeitung beiseite und schüttelte den Kopf. „Nein, er war in einem ziemlich guten Zustand. Andrew musste nur den Benzinschlauch wieder befestigen der sich gelöst hatte. Steve hat den Generator von Eis befreit und dann konnten wir auch schon wieder den Rückweg antreten, nachdem er wieder lief.“ Erzählte er trocken und ohne große Emotion. „Kommen sie am Sonntag zur Messe, Clara? Wir wollen unseren Priester danken, für seine Gebete.“ Clara schaute verwundert. Mrs. Hollow stellte ihr die Tasse hin und setzte sich zu ihren Mann. „Nein, ich hab noch ein wenig Arbeit und möchte die fertig bekommen.“ Log sie und nippte am Kaffee. „Arbeit?“ fragte Mr. Hollow verwundert. „Ich wusste gar nicht, dass sie Arbeiten. Was machen sie denn?“ Die Neugier war in seinen Augen zu erkennen, die leicht funkelten. „Ich..“ sie stotterte leicht. „.. recherchiere für einen Freund. Es geht um Gemeinschaft und die Unterschiede zwischen kleineren Gemeinden und der Großstadt. Er arbeitet für eine Zeitung und hat mich gebeten ihm dabei zu helfen.“ Mr. Hollow zog eine Augenbraue hoch. „So, so.“ sagte er und brachte seine Verachtung darüber zum Ausdruck, indem er die Zeitung wieder vor sein Gesicht nahm und weiter las. Mrs. Hollow lächelte. „Sie können uns sicher ein Exemplar zukommen lassen, oder?“ Ein wenig verwirrt über die Situation sagte Clara abwesend zu. „Heather, ich bin aber aus einem Grund hier. Können sie mir etwas über die Bewohner sagen, die vorher in dem Haus gewohnt haben, wo ich jetzt wohne?“ Heather schaute immer noch freundlich. „Da gibt es nicht viel zu sagen, meine Liebe. Es waren alles Leute, die alleine gewohnt haben. Gottlose, verlorene Seelen.“ Clara lief ein Schauer den Rücken runter als sie diese kalte Ausdrucksweise von Mrs. Hollow hörte. „Es war besser so, dass sie weg sind. Sie haben nicht zu uns gepasst.“ Clara stockte der Atem. Sie trank hastig die heiße Flüssigkeit aus und stand auf. „Vielen Danke für den Kaffee und das Gespräch. Ich sollte dann mal weiter machen.“ Sie hörte noch, wie sich Heather verabschiedete und verschwand dann durch die Tür. Es hatte wieder angefangen zu schneien. „Hast du das von Mr. Gallahand gehört?“ fragte eine Stimme ein wenig die Straße runter. Clara sah ihre zwei anderen Nachbarn. Sie unterhielten sich. „Nein. Was ist denn passiert? War er nicht mitgegangen um nach den Generator zu schauen?“ „Ja, aber er kam nicht zurück.“ Clara erhaschte die paar Sätze und lief dann zu ihren Haus. Er war dabei und kam nicht zurück? Warum hatte Mr. Hollow davon nichts gesagt? Wollte er nicht den Priester danken für den Schutz und Gebete? Irgendwas war seltsam und Clara wollte wissen was passiert ist. Mrs. Hollow meinte, der Generator sei hinter der Kirche, einen Waldweg entlang. Zumindest erzählte sie das, als sie in der Nacht auf die Rückkehr ihres Mannes warteten. Clara entschloss sich, sich selbst zu vergewissern. Nur wann sollte sie ungesehen dahin kommen? Diese Stadt hat überall Augen und sie möchte nicht dabei erwischt werden. Dann kam ihr eine Idee. Natürlich, der Sonntag. Wenn alle bei der Messe sind, kann sie ungesehen dahin und nachschauen gehen. Sie nahm das Telefon und rief Paul an. Sie erzählte ihn von den Vorkommnissen und bat ihn, falls sie sich in zwei Tagen nicht bei ihm meldet, soll er bitte die Polizei einschalten. Paul versprach es widerwillig und bat Clara vorsichtig zu sein. Er hat noch nichts über Sankt Mary raus gefunden, aber jemand wollte sich bei ihm melden, den er beauftragt hatte.

Die Mordokai Trilogie: Das DorfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt