Das Licht blendete Clara, als sie die Augen aufschlug. Nur verschwommen sah sie den Raum. Ihr Kopf schmerzte und sie versuchte zu realisieren, wo sie war. „Hallo, Miss Taylor.“ Sagte eine raue Stimme vor ihr. Langsam erholten sich ihre Augen. Ein Mann in Uniform saß vor ihr. Er hatte Grau-silbernes, kurzes Haar. Seine dunklen Augen starrten sie an. Er war faltig und verlebt. „Was haben sie um die Uhrzeit dort oben gemacht? Was wissen sie über Gallahand?“ Clara versuchte die Fragen zu verstehen. „Woher…“ wollte sie fragen da unterbrach der Soldat sie. „Wir haben in ihren Ausweis nachgeschaut. Und nun beantworten sie die Fragen.“ Clara war eingeschüchtert. Langsam stotterte sie: „Ich wollte zum Generator. Mr. Gallahand ist nicht nach Hause gekommen und ich wollte nach ihm sehen.“ Der Soldat musterte sie. „Und das machen sie alleine? Mitten in der Nacht? Anstatt die örtlichen Behörden zu informieren, dass die sich darum kümmern?“ Er schlug mit der flachen Hand auf den Metalltisch vor ihm und wurde wütend. „Erzählen sie mir keinen Mist. Raus mit der Wahrheit!“ Clara zuckte zusammen und fing an zu weinen. Schluchzend stammelte sie etwas. Der Soldat kam näher. „Was bitte? Ich habe sie nicht verstanden.“ „Ich war da oben, weil ich glaube die Bewohner haben etwas mit dem Verschwinden von Mike zu tun. Ich weiß nicht wen ich trauen kann.“ Clara fing an bitterlich zu schluchzen. Der Soldat lehnte sich auf den Stuhl und entspannte sich. „Ich bin General Winters und ich glaube wir können uns helfen.“ Sagte Winters mit einen Grinsen im Gesicht. „Meine Männer und ich sind hier, weil NSA bedenken hat. Wissen sie überhaupt, was das hier für ein Ort ist?“ Clara schüttelte den Kopf und wischte sich den Schleim von der Nase. Winters erhob sich vom Stuhl und lief im Raum umher. „Sankt Mary war eine kleine Gemeinde. Nichts Besonderes. Doch vor zwölf Jahren kam ein neuer Priester in die Gemeinde. Die Bewohner hörten auf diesen Mann und dann verschwanden Menschen. Menschen um die sich niemand Gedanken macht oder vermissen würde. Und vor gut zwei Jahren verschwanden zwei Soldaten. Das GPS Signal brach bei Concens ab. Wir wurden beauftragt herauszufinden was mit den Männern passiert ist und was der Priester im Schilde führt. Wir sind nur zur Beobachtung hier und der Fund von Mr. Gallahand bestärkt mich, dass hier etwas verdammt faul ist.“ Clara starrte den General an. „Sie haben ihn gefunden?“ fragte sie aufgeregt. „Ja. Er wurde Exekutiert. Kopfschuss aus nächster Nähe.“ Emotionslos sprach der General über den Fund. „Und meine Soldaten werden das Gleiche Schicksal erleidet haben.“ Er drehte sich zu ihr um und sagte eindringlich. „Mrs. Taylor, sie kennen mich nicht. Sie waren nie hier. Verstanden?“ Clara nickte. „Gut. Sie können sowieso nicht weg. Die Pässe werden noch bis zum Frühling gesperrt sein, dafür haben wir gesorgt. Also machen sie keine Dummheiten.“ Winter grinste und öffnete die Tür. „Bitte, jemand wird sie in die Nähe von der Stadt bringen, den Rest werden sie wohl laufen müssen. Immerhin sind wir gar nicht hier.“ Daraufhin verließ der General den Raum. Ein Soldat kam und brachte Clara zu einem Zivilfahrzeug.
Der General setze sich an einen Tisch und nahm das Telefon. „Winters hier. Sir, wir haben eine Zivilistin aufgegriffen. Nein, sie scheint nicht zu den Bewohnern zu gehören. Ja, wir werden sie im Auge behalten. Nein Sir, sie weiß nichts von den Soldaten oder der Lieferung. Ja. Ja, ich verstehe.“ Winters legte auf und lehnte sich zurück. „Du armer Irrer. Was hast du vor? Warum fressen dir die Bewohner so aus der Hand?“
Clara wurde fünf Kilometer vor der Stadt abgesetzt. Der Kombi fuhr weg und sie lief durch die Morgendämmerung. Wie lange war sie wohl weg? Ein paar Stunden? Ein paar Tage? Es hatte aufgehört zu schneien und nach gut einer Stunde kam sie endlich daheim an. Luna schlich schon ums Haus und schaute ziemlich wütend drein. „Es tut mir leid kleines, komm wir bringen dich rein.“ Sagte Clara zu der Katze. Nachdem sie Luna versorgt hatte, rief sie Paul an und sagte ihm nur, dass es ihr gut geht und nichts gefunden hatte. Sie verstand nicht was dass alles zu bedeuten hatte. Warum Interessiert sich das Militär und die NSA für einen Dorfpriester? Warum sind die Soldaten verschwunden? Hatte das alles wirklich einen Zusammenhang? Sie brauchte Antworten. Nur von wem? Sie hoffte, dass Paul sich bald melden würde, wenn er mehr wusste. Er war ihr einziger Kontakt. Die Zeit ging dahin, der Schnee schmolz und es wurde wärmer. Clara hörte nichts vom Militär und versuchte sich so gut es geht mit den Bewohnern zu verstehen.
Der Frühling brachte die ersten warmen Sonnenstrahlen. Vögel zwitscherten und die Natur wachte langsam auf. Blumen fingen an, sich zu öffnen und die Bäume schmückten sich wieder mit Knospen für ihr Blätterkleid. Clara eilte gerade die Treppe runter, das Telefon klingelte. „Ja? Hallo?“ sagte sie leicht außer Atem. „Hallo Mrs. Taylor. Hier spricht Doktor Pensly. Ich bin der behandelnden Arzt ihres Mannes.“ „Ex-Mann.“ Sagte Clara. „Ja, Ex-Mann. Mrs. Taylor, ihr Mann ist aus dem Koma aufgewacht, aber er ist verschwunden. Hören sie, er hat einen Tumor im Gehirn und muss dringend Operiert werden. Wissen sie wo er sein könnte?“ Doktor Pensly klang ernst und in Eile. „Verständigen sie die Behörden. Ich hab keine Ahnung wo er hingegangen ist. Falls sie ihn finden, verständigen sie mich bitte.“ Clara legte auf und wartete nicht auf eine Antwort. Die Erinnerungen an Eli und die Zeit vor dem Unfall kamen in ihr wieder hoch. „Verflucht James. Was hast du nur getan? Was geht in dir vor?“ fragte sie und seufzte. Sie setzte sich auf die Couch und versuchte sich zu entspannen. Luna sprang hoch und legte sich auf ihren Schoss. Die Katze kringelte sich zusammen und schnurrte leise. Clara strich ihr durchs Fell. „Was machen wir denn nur? Irgendwas müssen wir doch machen.“
Mephis stand in der Kirche, ein paar Bewohner standen um ihn herum. „Meine Kinder, wir haben hier ein Problem. Mrs. Taylor ahnt vielleicht etwas und der Leichnam von Mike Gallahand ist auch verschwunden. Wir müssen uns darum kümmern. Steve, du hattest die Aufgabe dich um den Körper zu kümmern. Was ist da schief gelaufen?“ Steve schaute den Priester schamerfüllt an. „Pater, es tut mir leid. Ich dachte unter dem Schnee findet ihn sowieso niemand und im Frühjahr hätten sich die Tiere schon darum gekümmert.“ Die Wut stieg im Priester auf und er schaute Steve durchdringend an. „Steve, Steve, Steve.“ Sagte Mephis. „Du bist so bescheuert wie du aussiehst. Aber keine Sorge ich werde das Regeln.“ Er schnippte kurz mit dem Finger und zwei Bewohner griffen Steve unter die Arme und schliffen ihn aus der Kirche. „Nein. Nein! Pater! Bitte.“ Unter angsterfüllten Protest wurde er weggezogen. Mephis räusperte sich kurz. „Andrew, mach es ordentlich. Ich möchte nicht, dass jemand unseren guten Steve findet. Und sei gewarnt. Ich dulde kein Versagen.“ Andrew nickte und verließ die Kapelle. Mephis wandte sich an die beiden Verbliebenden. „Ihr findet heraus was Clara weiß und zur Not kümmert euch um sie.“ Nachdem er das gesagt hatte, verschwand Mephis wieder in seinen Gemächern. Er kniete vor dem Kreuz nieder und betete. „Oh Herr, wo bist du nur? Ich brauche deinen Rat. Dein treuer Diener brauch dich.“ Mephis zuckte und er spürte die Kälte in ihm hochwandern. In seinen Kopf hallte eine Stimme. „Bald mein Freund. Sei vorbereitet für meine Ankunft.“
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Die Mordokai Trilogie: Das Dorf
HorrorClara Taylor versuchte nach dem Tot ihrer Tochter ein neues Leben zu beginnen. Sie zog in das kleine Dorf Sankt Mary und versucht sich neu zu finden, die Erlebnisse hinter sich zu lassen. Doch die Idyllische Kleinstadt birgt ein dunkles Geheimnis. S...